Bergbaukundliche Wanderung - Auf den Spuren des vogtländischen Bergbaus
Sind wir bei unserem „Hobby“ meist unter der Erde anzutreffen, so ergaben sich mir bei der Wanderung einmal ganz andere Einblicke in die Geschichte des Bergbaus. Bei herrlichem Wetter an jenem 26. April 2014, ging's hauptsächlich um teils uralten vogtländischen Bergbau vorbei an den Steilhängen der Elster und dem herrlichen Trieb- und Nymphental. Unterschiedliche Halden und Pingen zeugen vom traditionellen uralten Bergbau der Region in der seit dem 15. Jahrhundert eisenhaltiges Gestein abgebaut wurde. Durch das umfangreiche Fachwissen von Gert Müller (Vorsitzender Vogtländischer Bergknappenverein zu Plauen e.V. ) wurde es ein hochinteressantes Erlebnis und zeigte das es auch einmal ohne eigentliche Befahrung spannende Bergbaugeschichte zu erleben gibt.
Die Truppe ist bereit, aufmerksam wird den Worten des Wanderleiters Gert am Gunzenberg gelauscht
„In der Nähe der Ortschaft Jocketa, nur wenige Meter oberhalb der Elstertalbrücke, mündet die Trieb in die Weiße Elster ein. Von hier aus bis hin zur Staumauer der Talsperre Pöhl schuf der kleine Fluss im Laufe der Erdgeschichte eines der schönsten und romantischsten Täler des Vogtlandes. Im Diabas des Grundgebirges, welches geologisch im Bereich der vogtländischen Hauptmulde liegt, schuf die Trieb im Laufe der Jahrmillionen ein kleines Kerbtal. Dieses schmale Tal beheimatet einige seltene Tiere- und Pflanzenarten und ist deshalb auch als Landschafts- und Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der Flusslauf ist teilweise durch Stromschnellen und große Felsbrocken gekennzeichnet. Zu beiden Seiten des Tals bildet der Diabas zum Teil mächtige Felswände, wobei der Loreley-Felsen auf der Joketaer Seite der bekannteste ist. Gegenüber liegt der Eisenberg, auf dessen Gipfel ( 435 über NN) sich der 14 Meter hohe Julius Mosen Turm befindet“. [3]
Unsere Stationen:
Der Eisenberg
„Wie der Name ,,Eisenberg" schon verrät, hatte dieses Gebiet mit Bergbau auf Eisen zu tun. Der Bergrücken des Eisenbergs liegt zwischen der Weißen Elster und der Talsperre Pöhl. Dieser wird von einigen Erzgängen bevorzugt in Richtung SO - NW durchzogen. Hier wurde schon vor langer Zeit Bergbau betrieben. Wie alt diese bergmännischen Tätigkeiten sind kann heute nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden.
Siedlungsreste auf dem Bergsporn weisen aber schon auf eine vorgeschichtliche Besiedlung hin. Diese begann etwa in der mittleren Bronzezeit und dauerte bis in die mittlere Eisenzeit hinein an. Also von ca.1300 bis 500 vor Chr.. Warum damals die Besiedlung endete ist nicht bekannt“.[3]
Kieselschiefergrube
Diese ehemalige Abbaugrube von Kieselschiefer war unser erster Anlaufpunkt. Der hier abgebaute Kieselschiefer wurde überwiegend von der bäuerlichen Bevölkerung zum Wegebau genutzt.
Blick auf die alte Grube und einen Brocken typischen Kieselschiefer
Kalkgrube
„Die einheitliche Grünsteinstruktur des Eisenberges wird durch eine Verwerfung gestört, die das Elstertal am Möschwitzr Tunnel quert und über den Eisenberg bis nach Neudörfel verläuft. Am Rand der Möschwitzer Mulde wurde vor Jahrzehnten ein kleines Ockervorkommen ausgebeutet. Dieser silurische Kalk, der älter als der benachbarte Diabas ist, wurde als Zuschlag beim schmelzen des Roheisens im Pöhler „Hammer“ verwendet“. [1]
Infotafel bei der Kalkgrube
Julius Mosen – Turm / Charlottenturm
1882 wurde auf dem Eisenberg eine Holzkonstruktion errichtet, von der aus man einen herrlichen Rundumblick hatte. Bereits wenige Jahre später mußte er wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Der Eisenberg ist an dieser Stelle 435m hoch. Der Turm wurde 1897 durch ein steinernes Bauwerk mit 74 Stufen ersetzt. Das 14m hohe Bauwerk wurde am 29. August 1897 eingeweiht, allerdings noch unter dem Namen Charlottenturm (nach der damaligen Frau des Pöhler Rittergutsbesitzers von Bodenhausen. Charlotte war eine geborene von Trütschler). Seinen heutigen Namen erhielt er 1953 anlässlich des 150 Geburtstages des vogtländischen Heimatdichters Julius Mosen (1805 bis 1867). Von der Plattform aus lassen sich große Teile des Vogtlandes bis hinauf zum Kamm des Westerzgebirges überblicken“.
Wegen seiner hervoragenden Lage war der Turm natürlich auch von strategisch - militärischem Interesse. Im Ersten Weltkrieg wurde er zeitweise als Beobachtungspunkt durch die Landwehr genutzt. Im Zweiten Weltkrieg diente er dem örtlichen Luftschutzverband und wurde 1940 für die Öffentlichkeit gesperrt. Dies änderte sich erst wieder 1953 mit der Umbenennung. [1]
Julius Mosen Turm (Charlottenturm)
Blick vom Turm in die Tiefe und Ferne (Elstertalbrücke), sie sollte heute auch noch in unseren Focus rücken
Auf unserem weiteren Weg am Eisenberg stießen wir auf ein Fragment (Betonklotz) der ehemaligen Kabelkrantransportanlage für den Talsperrenbau.
Heutiger Talsperrenbau
Huthausplatz
„Die Mauer ist der Rest des Vorgartens, auf dessen Platz das Huthaus stand, das 1916 abgerissen wurde. Das Huthaus diente dem Obersteiger als Wohnhaus und den Bergleuten zum Umkleiden und Hinterlegen ihres Werkzeuge“. [1]
Reste eines Altbergbauliches Huthauses
Bronzezeitlicher Siedlungswall
„Von besonderer Bedeutung für die urgeschichtliche Besiedlung des mittleren Vogtlandes war eine bronzezeitliche Volksburg auf dem Sporn des Eisenberges. Der noch erhaltene 140m lange Doppelwall stellt den Rest jener Befestigung dar. Mehr als 3000 Gefäßscherben und andere aufschlussreiche Funde der sogenannten Lausitzer Kultur deuten darauf hin, das die Volksburg vor etwa 2500 bis 300 Jahren benutzt wurde. Die Volksburg war dauernd besiedelt. Die Schlacken des Waldes bestehen aus geschmolzenem Grünstein. Vermutlich war der Wall, der wohl aus Holz palisadenartig zusammengesetzt und und mit Grünsteinbrocken ausgefüllt war, unabsichtlich oder durch kriegerische Ereignisse in Brand geraten und entwickelte dabei eine Temperatur von mindestens 1100 Grad Celsius, die zum Schmelzen und zur Verschlackung notwendig ist“.
„Die bedeutendste und schönste vorgeschichtliche Siedlung im westsächsischen Raum ist auf dem Eisenberg. Sie war vermutlich von der mittleren Bronzezeit bis zur mittleren Eisenzeit (ca. 1300 bis 500 v. Chr.) dauerhaft bewohnt. Die Anlage war strategisch günstig auf einem Bergsporn gelegen. Die Ausmaße der bronzezeitlichen Anlage betragen 480m in der Länge und 120m in der Breite. Umgeben ist der Siedlungsbereich von einem Wall, der im westlichen Bereich auf 140m besonders gut erhalten ist. Im südlichen Bereich verschmelzen Haupt- und Außenwall. Hier entdeckte man Reste eines ehemaligen starken Holzpfostens. Man vermutet an dieser Stelle einen früheren Holzturm als Eingang zur Siedlung. Bei der Grabung fand man, dass der Hauptwall aus mehreren übereinanderliegenden Schichten besteht. Im mittleren Bereich sorgt eine durchgängige, fest verschlackte Steinschicht für die Festigkeit des Walles. Den oberen Abschluss bildet eine quer zur Hauptrichtung geschichtete Steinlage. Der Vorwall enthält Steingeröll ohne Verschlackung. Die Wallkrone besteht dort aus einem Holz – Erde – Gemisch, das vermutlich von einer Holzpalisade stammt. Wahrscheinlich war die gesamte Anlage von einem Wall umgeben. An der Spornspitze Richtung Trieb, sind nochmals Reste eines Doppelwalls von 0,5m bis 1m Höhe erhalten. Hier vermutet man einen zweiten kleineren Zugang“. [1]
Der Wall und Wallkrone
Blick auf einen Teil des früheren Siedlungsbereiches
„Die Erzgänge führten als bauwürdige Erze vor allem Brauneisenstein und in größeren Tiefen auch Siderit. Die wichtigsten Gänge sind der Frischauf Flachen, der Friede Gottes Flachen und besonders der Rosenkranzer Spatgang. Auf ihnen bauten im Laufe der Zeit die verschiedensten Gruben; wie die,,Schaller Fundgrube", der ,,Schaller Stollen", der ,,Rosenkranz Stollen", der ,,Tiefer Neuglück Stollen", der ,,Hammerknock Stollen", sowie noch einige weitere das Erz ab“.[3]
Die Talsperre – Talsperrenfuß
„Der Bau der Talsperre Pöhl begann offiziell am 16. Januar im Jahre 1958. Im selben Frühjahr erfolgten dann auch die ersten Sprengungen. Der Pöhler Hammer und auch die Gemeinde Pöhl wurden dem Bau der Talsperre endgültig geopfert. Die Einwohner mussten Grund und Boden verlassen und sich wo anders eine neue Existenz aufbauen. 1964 wurde dann das Staubecken der Talsperre geflutet. Zum Andenken an das untergegangene Dorf Pöhl erhielt die Talsperre die Bezeichnung ,,Talsperre Pöhl". Viele Vogtländer nennen sie auch das ,,Vogtländische Meer".
Mit der Trieb verlassen wir nun den Bereich vom Hammertknockstollen. Flussabwärts fließt der kleine Fluss nun durch ein romantisches Tal, zwischen den mit Moos bewachsenen Felsen hindurch, über Stromschnellen und Untiefen hinweg, bis hin zu seiner Einmündung in das Tal der Weißen Elster oberhalb der Elstertalbrücke“.[3]
Die Gruppe unterhalb der Staumauer, die Gewichtsstaumauer aus Beton
Turbine
Hammerknockstollen
„Zeugnisse des Jahrhunderte alten Bergbaus befinden sich auf dem Eisenberg und im Triebtal wie Pingen (verfallene Schächte), Halden und eingebrochene Stollenmundlöcher.
Den Hammerknockstollen sieht man unterhalb des Überlaufes der Hauptsperrmauer Talsperre Pöhl. Das Mundloch ist noch sichtbar und wird heute für Kontrollgänge der Landestalsperrenmeisterei genutzt. Der Abbau von Eisenerz ging bis zu 60m unter die Erde. Im jetztigen Naturschutzgebiet Eisenberg/Triebtal wurde Eisenstein von der Mitte des 18. Jhd. bis zum 19. Jhd. abgebaut. Mit dem "Rosenkranzstollen" (Nähe Triebmündung) und dem "Alte Schaller Stollen" (bei Hauptsperrmauer) erreichte man die gesamten Durchquerung des Eisenbergs in einer Länge von ca. 600m“. [2]
„Der Hammerknockstollen befindet sich etwas unterhalb der Staumauer der Talsperre Pöhl, Fluss abwärts an der rechten Seite der Trieb. Der Stollen wurde auf einer Länge von ca. 170 Meter aufgefahren und diente in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Gewinnung von Eisenstein. Besondere wirtschaftliche Bedeutung erlangte der Abbau von Eisenerzen hier jedoch nicht. Der abgebaute Erzgang ist als mineralarm einzustufen, was die noch wenig vorhandenen Stufen eindeutig belegen.
Seine größte wirtschaftliche Bedeutung erlangte der Stollen jedoch im Jahre 1958. Durch die tiefen Gründungsarbeiten für das Fundament der Staumauer musste die Trieb umgeleitet werden. Hierzu wurde der Hammerknockstollen neu aufgewältigt und Tal aufwärts weiter vorangetrieben. Oberhalb der künftigen Staumauer wurde die Talsohle erreicht. Am 15. Oktober 1958 erfolgte dann die letzte Sprengung zur Umleitung der Trieb durch den Stollen. So umfloß der kleine Fluss unterirdisch die Großbaustelle. Dieser Stollendurchbruch wurde im Sommer des Jahres 1960 wieder verschlossen und mit dem Probestau begonnen. Heute wird der untere Stollenbereich durch die Wasserwirtschaft als Kontrollstollen benutzt“. [3]
Mundloch Hammerknockstollen
Erstes Hammerwerk
„Etwa 200 Meter unterhalb der heutigen Staumauer befand sich schon in alten Zeiten die so genannte Eisenmühle. Ihre erste schriftliche Erwähnung stammt von 1491/1492. Der Pöhler Hammer befand sich am Eingang des Engtales der Trieb, oberhalb der heutigen Staumauer. Seine erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1521, wobei er sicherlich noch älter war. Hier wurde das Erz aufbereitet und zu Roheisen verarbeitet(siehe Bild rechts). Neben dem Hammer existierte noch eine Eisengießerei. Den zur Verhüttung des Eisenerzes benötigten Kalkstein baute man zum Teil gleich in der Nähe der Ortschaft Pöhl vorkommenden kleinen Kalksteinvorkommen in kleineren Steinbrüchen ab. So zum Beispiel an der Straße nach Neudörfel. Diese Stelle ist heute als geologisches Naturdenkmal gekennzeichnet. Hier in der Nähe standen früher auch ein Kalkofen und die Kalkwerkhäuser. Den Energieträger Holz lieferten die nahen Wälder und das Wasser der Trieb wurde durch Wasserräder in mechanische Energie umgewandelt.
Das durch den Bergbau geförderte Eisenerz wurde vom 15. bis etwa ins 17. Jahrhundert neben dem Pöhler Hammer auch unmittelbar neben den Bergwerken betrieben. Mit Hilfe von Rennfeuer oder auch Rennöfen wurde zu Teil auch auf einfache Art und Weise das Roheisen gewonnen. Davon zeugt noch heute eine größere Anreicherung von alten Eisenschlacken im Bereich des Eisenberges“.[3]
Blick ins überwachsene Gelände des ehemaligen, ersten Hammerwerkes (1493)
Entlang am wilden Triebtal mit Uralten Stollen und seinen teilweise tosenden Wasserspielen und dem herrlichen Nymphental
Mundloch Neuhofnung Stollen
Mundloch Graf von Savern Stollen
Mundloch Robert Stollen mit austretendem Grubenwasser. Er führte einst bis zum Joketaer Bahnhof
Die Trieb in ihrer ganzen Schönheit
Gedenktafel Mai 1887, für Paul Bretschneider, langjähriger Vereinsvorsitzender der Naturfreunde Plauen
Rosenkranzstollen
„An der Oberfläche zeigen noch heute etliche Halden und Pingen den Verlauf der Erzgänge an. Auch verfallene Stolleneingänge und Schächte lassen sich noch auffinden. So ist am unteren Ende des Triebtales, kurz vor der Einmündung der Trieb in die Weiße Elster der ,,Rosenkranz Stollen" durch eine Tafel gekennzeichnet. Von hier aus wurde der Rosenkranz Spatgang in Richtung der heutigen Staumauer abgebaut.
Im mittlerem Bereich des Ganges baute die ,,Schaller Fundgrube" und der ,,Schaller Stollen" das Erz ab, und schließlich im oberen Talabschnitt, unterhalb der Staumauer am Tosbecken noch der ,,Alte Schaller Stollen". Diese Grubengebäude sind unter Tage miteinander verbunden, so das die Stollen den Eisenberg auf einer Strecke von etwa 700 Meter durchqueren“.[3]
Mundloch Rosenkranzstollen
Elstertalbrücke
„Die 69m hohe und 281m lange Elstertalbrücke wurde 1851 nach 6-jähriger Bauzeit als Schlußglied in die Eisenbahnstrecke Reichenbach – Plauen eingefügt. Rund 900 Arbeiter fertigten fast 220. 000 Kubikmeter Sandstein- und Granitmauerwerk, 7. 400 Kubikmeter Bruchsteinmauerwerk und 31. 00 Kubikmeter Ziegelmauerwerk an. Der Bau verschlang12 Millionen Ziegel und kostete 3. 129 000 Goldmark. Am 16.04.1945 wurde der gesamte Mittelpfeiler von einem Kommando der Wehrmacht gesprengt. Der mühsame Wiederaufbau wurde am 30.10.1950 abgeschlossen, nachdem der Verkehr am 04.02.1946 behelfsmäßig (Stahlkonstruktion) wieder aufgenommen war“. [1]
Die Teufelskanzel
Namenloser Stollen
Die Barth- und Pfaffenmühle laden den Wanderer zum gemütlichen Verweilen ein
Der letzte Obersteiger im Bergrevier Pöhl – Eisenberg war August Bruno Kunz (geb.15.09.1811, gest.19. 07.1873).
Abschließend möchte ich mich bei Gert Müller bedanken. mit seiner ihm eigenen heiteren Art vermittelte er die ganze Wanderung über wissenswertes über das schwere Los der Bergarbeiter. Auf den Spuren der Knappen vergangener Jahrhunderte wandelnd, lauschten wir gespannt den Ausführungen über das Leben und Wirken jener Männer und Frauen im vogtländischen Bergbaurevier. Mit vollem Respekt bedanken wir uns. GLÜCK AUF!
Vom Team Bunkersachsen nahmen an der Wanderung Loreen und Axel teil.