Die Garnisions- und Festungsstadt  Josefstadt

Kaiserliche Festung Josesov

 © Jens

Die Festung Josefstadt (ursprünglicher Name: Pless) wurde in den Jahren 1780 – 1787 zur Verteidigung Ostböhmens gegen die Preußen gebaut. Sie gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Militärarchitektur des 18. Jahrhunderts in Tschechien. Besonders das 45 km lange unterirdische Labyrinth mit 762 Minengängen, welches die Festung umgibt, und zu den längsten in Europa zählt, ist beachtenswert und heute eine Attraktion. Nur mit Kerzen ausgerüstet besichtigen wir das umfangreiche System von Stollen und Kasematten.

(Auszug zur entsprechenden Geschichtsreise mit „WILD – OST – History2008)

Am linken Ufer der hier fließenden Mettau wurde am 03. Oktober 1780 begonnen, „Pevnost Josefov“ - die Festung Josefstadt zu erbauen. Der gesamte ehemalige Garnisonsbereich zeichnet sich noch weitestgehend durch die erhalten gebliebene Baustruktur aus. Die Stallungen, Küchen- und Lazaretttrakt, Kasernen dem Arsenal und allerhand Nebengebäude sowie die Kirche sind im Festungsinneren zu sehen. Das Leben heute in den Straßen der Festung ist geprägt durch die hier von der tschechischen Regierung angesiedelten Zigeuner. Dies sieht man leider in manchen Ecken und Winkel sehr deutlich.

Der französische Militärarchitekt Claude – Benoit Duhamel de Qerlonde lieferte die Pläne für den umfangreichen Festungsbau. Die Bauausführung selbst wurde auf Wunsch Josef II an den Kunstmeister Matthäus Cornelius Höll übertragen. 1785 übernahm dann der kaiserliche Oberst Franz Lauer die Aufsicht über den Fortgang der Arbeiten. Für das gigantische unterirdische Minenstollensystem wurden aus Niederungarn 200 Bergleute herangezogen.

1787 konnte die 289 ha große Festungsanlage fertiggestellt. Von der angesiedelten Bevölkerung dienten über zwei Drittel beim Festungsmilitär.

Die klassizistische Anlage wurde umgeben von aufgeschütteten Erdwällen, die durch Ziegelmauerwerk mit einem darin befindlichen Kasemattensystem befestigt wurden. In die Festungsstadt führten vier Tore, das Jermerer Tor im Nordwesten sowie das Gratzer, Neustädter und das Kronentor. Im Zentrum wurde zwischen 1805 und 1810 die Garnisonskirche Mariä Himmelfahrt errichtet.

Die Festung blieb militärisch bedeutungslos. Während des Deutschen Krieges zogen die preußischen Truppen im Juni 1866 nach der Schlacht bei Skalitz nur bis zum nordöstlich gelegenen Dorf Schweinschädel und unternahmen keinerlei Angriffsversuche auf die Festung, die sie auf ihrem weiteren Vormarsch nach Osten umgingen. Vorrangig diente Josefstadt als Garnisonsort und Gefängnis. In Folge der Bündnispolitik zwischen Österreich-Ungarn und dem Deutschen Kaiserreich im Dreikaiserabkommen und dem nachfolgenden Dreikaiserbund hatte sich die Notwendigkeit einer Festung erübrigt und 1888 erfolgte die Aufhebung der Festung. Josefstadt blieb bis 1918 Garnison der K.u.K. Österreichisch-Ungarischen Armee. 1914 war in Jaroměř das III. Bataillon des Landwehr Infanterie Regiments Nr. 11 stationiert, in Josephstadt dagegen befand sich eine weit größere Garnison, unter anderem die Stäbe der 10. Infanterie-Truppendivision und der 19. Infanterie-Brigade. Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht wurden in Josefstadt 7000 Franzosen interniert. Im Ersten Weltkrieg war Josefstadt Kriegsgefangenenlager für 40.000 russische, serbische, italienische und ukrainische Soldaten; nach Kriegsende war sie bis 1924 Internierungsort für desertierte russische Militärangehörige.

Die ehemalige Garnmissionsstadt ist für jeden zugänglich. Gewöhnungsbedürftig ist Sicherlich die von der Regierung in Prag hier angesiedelte Bevölkerungsgruppe und ihrer Lebensart.

Für einen kleinen Obolus kann man ausgiebig in den unterirdischen Minengängen wandeln. Ein weiterer geschichtlicher Höhepunkt ist der ganz in der Nähe gelegene Militärfriedhof schon aus den Anfangsjahren der Garnmissionsstadt.

Im Zweiten Weltkrieg war von Februar bis Mai 1945 der Stab der Heeres Gruppe Mitte (Chef des Stabes, Generalleutnant v. Natzmer), in der Festungsstadt stationiert. Oberbefehlshaber der HGrp war der am 1. April 1945 zum General Feldmarschall beförderte General Ferdinand Schörmer.

Text: Axel
Fotos Jens

Bilder 1 bis 5. Die Festung mit einigen Verteidigungsanlagen

Bilder 6 bis 12. In den Minengängen

                  

                                                     

 

 Bild 13.  Derartige Schilder waren in den Minengängen angebracht, damit sich die Soldaten in völliger Dunkelheit „ertasten“, also orientieren konnten. (Blindenschrift)

K & K Feldjäger und Standart K & K Kasemattenkanone

Auf dem Festungsgelände finden auch militärhistorische Treffen statt. Fotos aus 2013. Danke Holger

Bilder 14 bis 22. Auf dem Uralten Militärfriedhof nahe den Mauern der Festungsstadt

                                                  



 

Quellen:

Dank an F. aus Ebersbach

               „WILD – Ost – History“ Kathalog 2007

               Privat –Archiv und bei der Erkundung gesammelte Eindrücke & Aussagen

               „Wikipedia“

 

Team Bunkersachsen & www.historytours.de/


Zusatzartikel zum Beitrag über die Festungsstadt Josephstadt

Wie ich das Kriegsende am  8. / 9. Mai 1945 erlebte

O. H..


(Auszüge)

1. Vorgeschichte

Februar 1945 erhielt ich den Versetzungsbefehl, um als Ordonanzoffizier (ich war Leutnant und 20 Jahre alt) im Stab der Heeres Gruppe Mitte bei dem Chef des Stabes, Generalleutnant v. Natzmer, eingesetzt zu werden. Oberbefehlshaber der HGrp war der am 1. April 1945 zum General Feldmarschall beförderte General Ferdinand Schörmer. Er galt als harter Durchhaltegeneral und stand hoch in der Gunst Hitlers.

Mein Marschbefehl war ausgestellt von der Führer - Reserve - Mitte mit dem Einsatzort JOSEPHSTADT bei KÖNIGSGRÄTZ, dem geschichtsträchtigen Ort. Hier hatten am 3. Juli 1866 die Preussen in einer „Entscheidungsschlacht“ der modernen Militärgeschichte die Österreicher erfolgreich geschlagen. In Josephstadt hatte der Stab der Heeresgruppe Mitte in einer ehemaligen Klinik ihr Hauptquartier bezogen.

Ende April verläuft die Front gen Osten in der Linie BRÜNN - SUDETENGEBIRGE - DRESDEN. Die HGrp, in 3 Armeen gegliedert, mit ca. 60. 000 Soldaten, wird von der personell und materiell weit überlegenen 1. ukrainischen Front (UKF) unter Marschall Konjew, ununterbrochen angegriffen. Im Westen der Tschechei ist nur eine lose Sicherungsfront in der Linie PILSEN – EGER – WEIDEN aufgebaut. Hier liegt uns die 3. US – Army unter General Patton, dem „Rommel er UA Army“ gegenüber. Sie verhält sich abwartend.

Am 3. fliegt, auf Befehl des Oberbefehlshabers Schörner, General v. Natzmer zum Oberkommando der Wehrmacht (OKW) nach FLENSBURG – MÜRWICK. hier „residiert“ der Reichspräsident Großadmiral Dönitz, der nach Hitlers Selbstmord am 30. April dessen Nachfolger auch als Oberster Befehlshaber der gesamten Wehrmacht wurde. Ich begleite Gen. V. Natzmer auf diesem Flug. Dieser stellte hier den Antrag, dass die Hgrp erst Mitte Mai 1945, nach gründlicherVorbereitung, mit den ihr unterstellten Armeen in Richtung Westen hinhaltend kämpfend zurückgehen soll. Damit würd den im „Kessel Tschechei“ zusammengedrängten ca. 2. 000. 000 sudetendeutschen Flüchtlingen die Möglichkeit gegeben werden, sich vor der Roten Armee zu retten. Gleiches sollte auch für die deutschen Soldaten gelten.

Der gestellte Antrag wird, nach Rücksprache mit dem Oberkommando des Heeres (OKE) vom OKW genehmigt. Wir fliegen danach sofort nach Josephstadt zurück“. .....

2. Unvergessene Tage und Wochen

Am 8. Mai morgens beginnt der Abmarsch des HGrp Stabes von Josephstadt Richtung Westen. Tagesziel war Leitmeritz. Nach einigen Stunden Fahrt haben wir bereits erste Berührung mit einer allein operierenden sowjetischen Panzerkolonne. Wir werden beschossen und haben erste Verluste“. .......

Der ausführliche und erschütternde Bericht des Ritterkreuzträgers unter
Zeitzeugen  - 1945 Erinnerungen 1 und

                     - 1945 Erinnerungen 1a

Quelle:
Privatarchiv


© Team Bunkersachsen 2013

       

 

 

 

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