Werk IV, Batterie „A“, Westbatterie, Fort Henningsen
Wetskomplex
Während des Dritten Reiches auch Küstenartillerieschule der Kriegsmarine
Der Bau der Batterie wurde 1856 begonnen. Ein Jahr später wurde ein einstöckiger Rundbau in Form eines Quaders errichtet, der mit 9 Artillerieschießständen und 6 Schießöffnungen für Handfeuerwaffen ausgestattet war. Bis 1861 wurde ein Wassergraben ausgehoben. An dieses Hindernis wurde ein Damm angeschüttet und eine Brücke gebaut. Man baute Schutzwände auf der Ost- und Südflanke. Vom Norden her wurde ein weiterer Erddamm aufgeschüttet. Auf diesen Damm wurde ein Teil der Stellungen für Feldkanonen verbracht und dadurch begann sich der Bau in eine befestigte Strandbatterie zu wandeln.
Das Fort änderte seinen Namen von Werk IV in Batterie „A“ und letztlich in Westbatterie. Die Hauptaufgabe der Batterie war die Aufnahme von Kampfhandlungen mit Kriegsschiffen des Feindes an der Hafeneinfahrt. Bis 1870 war die Batterie mit Feldkanonen bewaffnet, die auf der Dammkrone verschanzt aufgestellt waren. Nach der Modernisierung und dem Ausbau der Batterie in den Jahren 1878 bis 1881 wurden vier schwere Küstengeschütze, Kaliber 210mm aufgestellt. Die Artilleriestände befanden sich auf einer gemauerten Galerie, die gleichzeitig als Decke für die unterirdischen Lagerräume diente. In diesen Räumen befanden sich die Munitionsvorräte und Bestände für die Ausstattung und Ausrüstung der Batterie sowie seiner Besatzung. Das gesamte Fort nahm eine pentagonale Form an und wurde außer dem Wassergraben auch von einem hohen Erddamm umgeben. Es war derselbe Wassergraben welcher auch die Engelsburg umgab und aus beiden Forts den Westkomplex der Befestigungsanlagen der Seefestung Swinemünde machte.
Verteidigungstor mit Redoute, die Fortehre
Munitionszufuhr
Der Alarmhof
Im ersten Weltkrieg war die Westbatterie Bestandteil der Hafenverteidigung. Nach dem unsäglichen Knebelvertrag von Versailles musste die Batterie auf die schweren Strandgeschütze verzichten.
1937 erfolgte dann die Wiederbewaffnung und man errichtete eine Schulungsbatterie der Artillerie, ausgestattet mit vier 150mm Geschützen.
1939 nahm ein Teil der Festungsbesatzung am Kampf um die Westerplatte bei Danzig teil. Die Schulungsbatterie trug später den Namen „Henningsen“ zu Ehren des Oberleutnants Wilhelm Henningsten, der zuvor im Westfort diente und beim Kampf an der Westerplatte für seine deutsche Heimat sein Leben lies.
1941 wurde auf dem linken Flügel des Forts ein mehrstöckiger Kommandobunker errichtet. In der obersten Ebene wurde ein optisches Entfernungsmessgerät zur Feuerleitung der Geschütze aufgestellt. Auf dem linken Flankenwall wurde im selben Jahr eine Schulungsstellung der Artillerieführung errichtet
Im Mai 1945 wurde ein Teil der Besatzung an die Front abkommandiert, die restliche Truppe ging mit einem Kriegsschiff Richtung Westen.
Nach dem Krieg besetzten die Russen das Fort und errichteten eine eigene Strandbatterie mit 130mm Geschützen.
1962 wurde das Fort der Stadt Swinemünde übergeben und fungierte von nun an für 20 Jahre als Lagerstätte für Obst und Gemüse. [1]
Geschützstellungen auf der Artillerieterrasse
Von links, Geschützstellungen, Artillerieremise und kleiner Hof
Achteckige Geschützstellung auf dem nördlichen Abwehrwall
Das Verteidigungswerk wurde in den Jahren 1856 bis 1861 als Lünette mit Artillerieständen auf dem Wall mit einer viereckigen Artillerieredoute (Rückhaltepunkt) erbaut. Es war eine der ersten Befestigungen an der Mündung der Swine und eines der ersten Verteidigungsstände für den Hafen Swinemünde. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte das vom Wall und Graben umgebene Werk sieben Geschützstellungen. Die Westbatterie wurde in einem großen Fort durch den Anbau von zwei Kasematten mit den Brustwehrstellungen umgestaltet. Sie wurde mit einem Pulvermagazin und einem Artilleriedepot in der Zentraltraverse ergänzt. Die Hauptverteidigungsmittel waren in Richtung See ausgerichtet. Die Modernisierung in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts verwandelte das Werk in eine Küstenbatterie. Auf dem Wall wurden neue Traversen eingebaut und eine Betonverstärkung der gemauerten Gewölbebauten vorgenommen.
Die wichtigste Änderung war jedoch die Auflösung der Infanteriestellung. Dadurch verlor das die typologischen Eigenschaften eines Forts.
Vor dem zweiten Weltkrieg wurden fünf Stahlbetonstellungen für Geschütze angebaut. [2]
Vorderbefestigung für 15cm Festungsgeschütz
Als weitere Quelle dienten einige Ausführungen der Broschüre „Werk IV, Westsbatterie von Piotr Laskowski. 2009"
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen hatte die Festung nur eine kleine Besatzung, die bei Bedarf anfallende Wartungsarbeiten durchführte und die Festung bewachte. Erst nach der Aufstellung der deutschen Wehrmacht im Jahre 1935 wurden Änderungen durchgeführt.
Im Jahre 1937 ist in der Westbatterie eine Küstenbatterie eingerichtet worden, die organisatorisch der Küstenartillerieschule untergeordnet war (Küstenartillerielehrabteilung). Seit April 1939 war die Westbatterie in die Struktur der Marineflugabwehr- und Küstenartillerieschule Swinemünde integriert. Kurz vor Kriegsbeginn ist diese Schule in die Marine – Artillerie – Abteilung 123 umbenannt worden.
1938 wurden aus den Swinemündener Marinesoldaten der Artillerieschule eine Marine – Stosstrupp – Kompanie gebildet und für Landeinsätze ausgebildet. Das Kommando übernahm der Oberleutnant Wilhelm Henningsen, vorher ein Artillerieoffizier in der Küstenartillerieschule. Im August 1939 wurde diese Kompanie mit der „Schleswig – Holstein“ nach Danzig verlegt und griff als erste bei Ausbruch des Krieges die Westerplatte mit seinen Verteidigern an. Während der Kämpfe wurde beim zweiten Angriff der Kompaniechef, Oberleutnant Henningsen schwer verwundet worden. Am 2. Dezember 1939 erlag er im Danziger Krankenhaus seinen Verletzungen. Zu Ehren seines Gedenkens hat das Kriegsmarinekommando in Swinemünde die Küstenbatterie in der Westbatterie in „Batterie Henningsen“ umbenannt.
Die Batterie hatte am Anfang vier Schiffskanonen Kaliber 15cm S.K.L./45 im Einsatz, die durch Halbtürme geschützt auf Sockelfundamenten Typ M.P.L.C./13 befestigt waren. Achteckige Betonplatten der Geschützstellungen wurden auf dem nördlichen Abwehrwall gebaut. Sie befanden sich oberhalb der alten Artilleriestände (Barbetten) für die Kanonen Kaliber 21cm. Neben den Geschützen wurden kleine, unterirdische Schutzräume für die Stromversorgung, Verbindungs- und Datenübermittlungsschaltkästen gebaut. Auf der rechten Seite der Artillerieterrasse, neben der Kanonenstellung Nr: 1, (Die Kanonennummerierung einer Festung verläuft immer von Osten nach Westen) wurde eine Ladekanone installiert. Sie war eigentlich eine Attrappe und bestand nur aus einer Ladekammer und einem Stück Kanonenlauf zum erlernen des Ladens und Entladens der Kanone.
Das Munitionslager befand sich auf der linken Seite der unterirdischen Kasematten. Anfangs befanden sich hier auch die Unterkünfte der Artilleristen, die Toiletten, eine Küche im mittleren Teil sowie eine Kantine. In der rechten Kasemattenseite wurde ein Vorratslager eingerichtet. In der links liegenden Remise auf der Artillerieterrasse wurde eine Werkstatt für den Artillerieschlosser geschaffen. In den beiden Remisen unter der Zentraltraverse ist ein Feldkraftwerk, das die gesamte Festung in Notfällen mit Strom versorgen konnte.
Im Jahr 1943 entwickelte sich eine Höhere Kommando Flugabwehrartillerie- und Küstenartillerieschule.
Bis 1941 diente der Batterie ein Holzturm als Leitstand, der auf dem südlichen Abwehrwall in unmittelbarer Nähe vom späteren Kommandobunker stand. Der Kommandobunker wurde 1941 gebaut. Im Sommer 1941 ist von einem Bauunternehmen innerhalb von 8 Tagen ein Kasernenkomplex errichtet wurden, der aus fünf Holzbaracken bestand. Um die Kommunikation zwischen der Batterie und den Baracken zu erleichtern, wurde neben dem Bunker eine Holzbrücke über Wassergraben errichtet.
Im Frühjahr 1942 ist die Batterie Hennigsen mit Kanonen vom Kaliber 15cm S.K.C./28 ausgerüstet worden. Diese Kanonen ähnelten von der Konstruktion her dem vorherigen Modell; mit größerer Reichweite, lediglich die Form des Halbturmes wurde verändert. Die vorherigen Kanonen wurden wahrscheinlich Demontiert und an den Atlantikwall verbracht. Das Entfernungsmessgerät und die Beobachtungsgalerie des Kommandobunkers nutzte das Schulkommando sehr oft, um die Schießübung der Batterie Henningsen und der benachbarten Plantagenbatterie (Bunker & Schutzbauten bis 1945 / Swinemünde) zu beobachten
1944 wurde ein Teil der Batteriebesatzung an die Front verlegt. Ihren Platz übernahm die freiwillige, ukrainische Hilfstruppe. Diese Truppe wurde im linken Teil der Kasematten, neben den Munitionslagerräumen untergebracht. In diesem Jahr wurde auch die Luftabwehr verstärkt. Auf der Zentraltraverse und auf dem Redoutendach sind Holztürme als Stellungen für die leichte Luftabwehrartillerie aufgestellt worden.
Auf der Zentraltraverse wurde ein Zwillingsgeschütz Kaliber 3,7mm und auf dem Dach der Redoute ein Vierlingsgeschütz 2cm Kaliber installiert.
Nach Aussagen ehemaliger Artilleristen, besaß die Batterie Henningsen eine eigene Radaranlage Typ „Freya“. Höchstwahrscheinlich war die Batterie auch mit einem großen Wärmepeilgerät für die Ortung von Wasserzielen bei Nacht ausgestattet. Das Ausrüstungsverzeichnis aus dem Jahre 1945 beinhaltet ein Spezial Gerät Typ WPG.
Seit März 1945 waren die Batteriekanonen ins Landesinnere gerichtet und haben die vorrückenden Sowjettruppen an Dievenow unter Beschuss genommen. Die Koordination für die Geschütze lieferten von der Batterie auf der Insel Wollin geschickte Beobachter.
Am 4. Mai 1945 mittags kam der Evakuierungsbefehl für die Batterie. Sie sprengte alle Geschütze und vernichtete alle Geräte und Vorräte. Die gesamte Besatzung mit dem Kommandanten Oberleutnant Richter marschierte nach Heringsdorf von wo sie mit einem Landungsboot Richtung Westen ausliefen.
Der Kommandobunker
Bilick vom Alarmhof
Treppenaufgang von den Kasematten zur Artillerieterrasse
Tunnel zu den Kasematten
Speicherräume
Ab dem Jahr 2000 ist die Festung Westbatterie an die Interessengemeinschaft für Befestigungsanlagen in Swinemünde „Reduta“ verpachtet worden. Seit 2004 ist sie für Besucher als Militär – architektonisches Denkmal und als Museum der Festungsgeschichte zugänglich. [3]
Quellen:
[1] Swinoujscie Festung auf Inseln 2006, leichte Änderungen zum besseren Verständnis.
[2] Infotafel, leichte Änderungen
[3] Broschüre „Werk IV, Westsbatterie von Piotr Laskowski. 2009