Um die Maßnahmen des Luftschutzes verstehen zu können, ist es notwendig, zu wissen, auf welche Weiße die Luftwaffe zur Anwendung kommt, daß heißt also, welche Eigenschaften ein Bombenflugzeug hat, wie der Angriff erfolgt und in welcher Weiße die Bomben abgeworfen werden.
Das Bombenflugzeug kann als Angriffswaffe selbständig sowie auch als Hilfswaffe der Erdstreitkräfte eingesetzt werden. Das leichte Bombenflugzeug ist, um der Abwehr durch Jagdflieger und Flak entgehen zu können, sehr schnell und kann in große Höhen fliegen. Demgegenüber bleibt das schwere Bombenflugzeug im mittleren Höhen, entwickelt seine verhältnismäßig geringe Geschwindigkeit, kann dafür jedoch große Bombenlasten tragen. Im allgemeinen wird der Einsatz des schweren Bombenflugzeugs bei Nacht im Schutze der Dunkelheit erfolgen.
Am Tage werden die Bombenflugzeuge in geschlossenen Verbänden herankommen, da die Verbände in der geschlossenen Deckung durch Jagdflugzeuge nur schwer angreifbar sind. Demgegenüber werden Nacht – Bombenangriffe schon deshalb vornehmlich einzeln, allerdings in kürzesten Zeitabständen durchgeführt, weil im anderen Falle die Gefahr von Zusammenstößen bestehen würde. Der sogenannte „rollende Angriff“ erfolgt in der Weiße, daß dauernd in bestimmten Zeitabständen Flugzeuge das Ziel angreifen und ihre bomben abwerfen.
Es gibt verschiedene Angriffsarten, die durch den beabsichtigten Zweck bestimmt werden. Der Terror- oder Gewaltangriff soll die Bevölkerung seelisch zermürben und um jeden Preis Friedensbereit machen. Aus großen Höhen werden auf dichtbesiedelte Städte durch möglichst starke Verbände Bomben massen- oder reihenweise abgeworfen. Demgegenüber soll der Zerstörungsangriff militärische Anlagen, und kriegswichtige Ziele wie Fabriken, Bahnhöfe, Regierungsgebäude usw. vernichten. Dieser Zweck wird dadurch zu erreichen versucht, daß entweder im Hoch- oder Tiefangriff aus großer bzw. niedriger Höhe Bomben abgeworfen oder im Sturzflug schwere Bomben durch Einzelabwurf ins Ziel gebracht werden.
Quelle: "1 000 Worte Luftschutz" - Herausgegeben vom Präsidium des Reichsluftschutzbundes, Berlin Dezember 1937
1. Auflage; Mit Unterstützung der Daimler - Benz A.G., Stuttgard / Untertrürkheim