Mundloch 7 und 8
Vom Mundloch 6 sind es nur wenige Meter bis vor die Eingänge zu Stollen 7 und 8. Beim näherkommen hat man fast den Eindruck man hätte ein zerbombtes Gebäude vor sich und nur die Kellereingänge wären verschont geblieben. Und trotzdem bietet das ganze ein beachtenswertes Bild. Durch auffüllen und einarbeiten von Kriegsschutt wurde das gesamte Geländeniveau vor Jahrzehnten vom damaligen Kellerweg um gute 3m angehoben. Die Eingänge verschwanden hinter den Schuttmassen und gerieten in Vergessenheit. So zeigt sich über den Mundlöchern der spätere Versuch diese Stollen wieder zu entdecken.
Die gemauerten Torbögen der Mundlöcher sind umgeben von einer Natursteinmauer und der darüber liegenden Gebäuderuine. Selbst mit verschlossenen Gittertüren haben diese beiden Mundlöcher ein einladendes Bild. Und schon rastet der Schlüssel ein, kurz gedreht und schon haben uns die Vereinsmitglieder beide Einlässe geöffnet und wir tauchen wieder unversehens ab in die Chemnitzer Unterwelt.
Beide Stollensysteme gehörten der „Firma Hermann Stärker“. Früher wurden sie deshalb auch die „Stärkerschen Keller“ genannt. Die Firma existierte von 1925 bis 1951. Das Hauptwerk befand sich in Gornau und das Zweigwerk in Chemnitz am Falkeplatz. Die Keller dienten zur Einlagerung von wichtigen Produktionsausrüstungen. Im zweiten Weltkrieg waren sie in erster Linie Luftschutzstollen und Räume für die Zwangsarbeiter während der Luftangriffe. Durch ein Abkommen mit der „Firma Schtoll“ wurden deren kriegsgefangenen Arbeitskräfte bei Bombenalarm in die Stollen mit aufgenommen. In den beiden kleinen Stollen sollten 100 Personen Schutz finden mit 40m³ berechneten Luftverbrauch pro Person. Nach den Unterlagen aus dieser Zeit galten die Keller als "sehr feucht, eng und niedrig".
Mundloch 7
Was soll ich sagen, wunderbar ausgemauerter, kleiner Gewölbegang mit mehreren Querstollen. Diese kurzen Seitengänge enden alle unvermittelt nach wenigen Metern an einer Wand des hier vorherrschenden Gebirges. Nach links und rechts gehen nun abwechselnd diese Lagergänge ab. Im hinteren Bereich von Stollen 7 befindet sich eine kurze veruste Stelle, haupsächlich an der Gewölbedecke. Wie sie zustande gekommen ist oder was gar die Ursache des wahrscheinlichen Schwelbrandes war ist bisher unbekannt. Den Rusbedeckten Bereich fand man bei Öffnung des Stollens schon so vor. Keinerlei Brandrückstände waren zu erkennen.
Das System besteht aus dem Hauptgang, einem Parallelstollen und den angesprochenen Lagerbereichen.
Mundloch 8 ....
... ist der kleinere Stollen von beiden, eigentlich der kleinste des heutigen Tages. Erst vor relativ kurzer Zeit wurden diese beiden Stollen entdeckt und freigelegt. In ihm sind die Frauen und Männer des Vereins in Eigeninitiative zur Zeit am aus- und umbauen dieser beiden Systeme. Vom Hauptgang geht ein kleiner Querstollen ab der aber nach wenigen Metern endet. Diese Stollen werden hier im gemauerten Gewölbeausbau neu hergerichtet. Davon zeugen die diversen Werkzeuge, Schubkarren und verschiedenste Baustoffe. Wie die anderen Gewölbesysteme sind auch diese kurzen Gänge ca. 1,80 m hoch und der Fußboden komplett mit Sand angeschüttet.
Die Mundlöcher 7, 8 sowie das noch folgende 9te werden erst seit einem knappen Jahr vom Verein hergerichtet und im mittelalterlichen Stil ausgemauert. Mit viel Liebe und Enthusiasmus ohne Fördergelder wird hier die uralte Chemnitzer Stadtgeschichte wieder zum Leben erweckt.