Wer sich mit der Geschichte Geras beschäftigt, kommt nicht umhin unter die Stadt abzutauchen. In ein mittelalterliches Wirrwarr aus Hoehlern, niedrigen Gnomen- und Zwergenstollen, roh ausgehauene Gangsysteme mit uralten Lagerbereichen und ausgemauerte Gewölbestollen. Ein Labyrinth vergangener Zeitgeschichte Geras.


Hoehlergeschichte (Teil 1)


1487                 Gera erhält das Stadtrecht
1602 bis 1621   Bierkriege Gera - Langenberg
1656                 Braurecht für 99 Häuser
ab 1700            Bau der Hoehler
1712                 Älteste Inschrift unter der Stadtapotheke zum Bau der Hoehler
1723                 9 Bierzeichen für brauberechtigte Bürgerhäuser vergeben
1780                 Großer Stadtbrand
1853                 221 Bürgerhäuser besitzen Braurecht, Gera hat zu diesem Zeitpunkt 13 000
                         Einwohner
1872                 Verbot des privaten Brauens durch die Reichsgewerbeordnung. Von nun an
                         werden die Hoehler uninteressant
1935                  Kartenmäßige Erfassung der Hoehler für Luftschutztauglichkeit
1976 bis 1980   Erkundung und exakte Vermessung der Hoehler
1993                 Gründung "Verein zur Erhaltung der Geraer Hoehler"

(Qu: Dokumentation Hoehler Verein)

Die Hoehler Nr: 130 und 131

Hoehler des Jahres 1999

In einem Hinterhaus, nahe am pulsierendem Leben des Geraer Zentrums tut sich eltsames. Sachsen und Thüringer verschwinden hinter einer unscheinbaren Tür und tauchen ab in die mittelalterliche Geraer Unterwelt. Vom eigentlichen Kellerboden geht es über die geöffnete Falltür hinab über einige Stufen in ein schönes aus Naturstein gehaltenes Tonnengewölbe. Auf übersichtlichen Schautafeln ist die Hoehlergeschichte und eine Grafik der unterschiedlichen Hoehler und deren Beschaffenheitszustand markiert. Um es gleich vorweg zu sagen, dieser Hoehler Nr: 130 wurde für unsere späteren Erkundungen unter Gera zu unserem Basishoehler auserkoren. Hier wurden wir vorzüglich mit Fettbemmen und Getränken versorgt, es wurden Karten studiert und gefachsimpelt. „De Gerschen Fettguschen“, besonders der Kellerherr Hoehlersig verköstigte uns nach so manchem Gang in den uralten Kellerlabyrinthen.

Der Schlüsselbart windet sich unter dem Druck von Hoehlersig - dreht, und das Schloß öffnet sich. Mit Spannung und in Erwartung dunkler uralter und mystischer Felsengänge, gelangen wir über einen typischen Kellereingang mit Falltür hinab zum  Hoehler Nr: 130. Das Vermächtnis schwitzender Bergknappen, gebückt und im diffusen Kerzenlicht die Stollen aushauend, holt uns ein. Fachmännisch wurde hier Schlegel und Hammer eingesetzt, nichtsahnend das wir in jenen Januartagen auf ihren Spuren wandeln sollten. Respekt und Anerkennung zollen wir ihnen mit einem gebührendem GLÜCK AUF !

Der Hoehler verfügt über einen Hauptgang mit vier kurzen Querstollen. Diese vier Nebenhöhlen waren als Lagerbereiche angelegt. Ein Durchgang läd förmlich zum anhauen mit dem Körper ein, so eng geht es teilweise zu. Die Anordnung der einzelnen Nischen und kurzen Gänge deuten auf ein typisches Warenlager oder Bierkeller hin. Wir befinden uns hier ca. 5m tief unter der Oberfläche und sind um hunderte Jahre zurück versetzt.

Über eine Verbindungstreppe geht es weiter hinab zum Hoehler Nr: 131, ca. 7m tief. Dieser Gewölbekeller ist ein etwas großräumiger, aber an Fläche kleiner angelegter Hauptkeller mit Nischen und Lagermöglichkeiten. Ein herrliches kleines Gittertürlein läd ein, in dieses wenn auch kleine Gewölbe abzutauchen. Man muss sich etwas ducken um nicht komplett an der niedrigen Felsendecke entlang zu schruppen. Aber nach nur wenigen Metern ist man unvermittelt im uralten Hoehler. In den Fels gehauene Stufen bringen uns noch einmal etwas tiefer. Unterschiedliche Ausbaustufen sind in diesem Kellerbereich ersichtlich. Die vor Jahrhunderten in den rohen Fels gehauenen Gänge wechseln mit ausgemauerten Gewölbedecken. Herrliche Streckenkreuze zieren hier und da die niedrigen Stollenzusammenschlüsse. Staunend muß auch hier die fachmännische Arbeit im niedrigen Gangbereich anerkannt werden. Selbst mit Computer und technischen Hilfsmitteln heute wohl in dieser Art und Form kaum in solcher Perfektion und Schönheit zu erreichen.
Das relativ kleine aber unbedingt sehenswerte Kellerlabyrinth wird mit einem Treppenaufstieg zum Zugangshoehler Nr: 130 beendet. Hier schließt sich nunmehr die Befahrung der beiden Keller unter diesem Teil des Geraer Marktes.
Eine verschlossene Tür verwehrt uns an diesem Tag den Zutritt zu Hoehler Nr: 129. Aber das sollte sich in den nächsten Wochen ändern.

Text: Axel
Fotos: © Jens, Rainer, Loreen

© Lori

Kellertreppe mit Falltür

 © Jens

 Gittertürlein
 

© Rainer

Von Hoehler 130 treppab zur Nr: 131

 © Rainer

Niedrig geht's mitunter zu im 131

 © Loreen

Typisches Kellernischengewölbe

© Rainer

Und wieder hinauf zu 130

 

Quellen:
Die vortrefflichen Informationen aller Mitglieder des Vereins die wir im Laufe der Zeit und Befahrungen kennerlernten. Und auch deren Frauen, die so manches mal auf ihre Gatten warten mussten wenn sie mit den Bunkersachsen unter Gera zu Gange waren!!!

Dokumentation Hoehler Verein
www.gera-hoehler.de


Bei den verschiedenen Befahrungen gesammelte Eindrücke und Aussagen

 

© Team Bunkersachsen 2012

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