Meist typisches Tonnengewölbe, Auskleidung mit Kalkstein, Erschließung in der Regel über das Treppenhaus. Besonders im Bereich des Geraer Marktes und der Händlerstraßen sind die Tonnengewölbe relativ groß und demzufolge auch als Warenlager geeignet.
Hoehler
Der Zugang zum Hoehler erfolgte meist über eine Hoehlertreppe, die entweder falltürartig von der Kellersohle oder von der Stirnseite erfolgt. Offiziell durften die Hoehler nur unter dem Keller der Bürgerhäuser angelegt werden. In vielen Fällen wurde das ignoriert. Speziell nach dem großen Stadtbrand 1780 gab es dann zahlreiche Verschiebungen der Grundstücksgrenzen. (Qu: Dokumentation Hoehler Verein)
Keller: lateinisch – cellarium
Althochdeutsch: kellari, keler, kelre
Mitteldochdeutsch: keller
In der Antike galt ein cellarium, oder auch „Kelrr“ noch als oberirdischer Vorratsraum oder Speicher.
Hoehler Nr: 73 bis 76
Zweietagiges Kellerlabyrinth
Gleich vorweg muß angemerkt werden, das auf diesen Komplex keinerlei Hinweistafeln an den Hauseingängen zu finden sind. Idioten, Spinner oder sonst irgendwelche völlig unter bemittelte Geistloswesen haben hier mangels Hirnmasse die einst durchaus existenten Tafeln geklaut.
Der Schlüsseltrick vom Hoehlersig
Man hätte meinen können die Handwerker rücken an jenem Samstag im Januar 2012 an, währen da nicht die Stative für Fototechnik, Taschenlampen verschiedenster Ausführung in Leuchtkraft und Größe sowie diverse Grubenhelme gewesen. Es ging, wie soll es anders sein, in einen weiteren Hoehlerkomplex unter die mittelalterliche Stadt Gera. Der Zusammenschluß von Hoehler Nr: 73 bis Nr: 76 sollte sich neben die uns nun schon gewohnten meist engen aber wunderschönen Gewölbegängen über zwei Ebenen auszeichnen.
Wie gehabt, normaler Häuserzug, normale Haustür, hin zum Kellereingang und weiter hinab in den zweistöckigen Hoehlerkomplex. Ohne die engagierte Arbeit der Geraer Hoehlerknappen sind Befahrungen dieser Art kaum vorstellbar.
Der von uns nun gewählte Zugang ist ein planmäßig erschlossener zu mehreren Hoehlern, um ein mühseliges kriechen durch engste Schlufe, das heißt äußerst schmale Erdöffnungen, zu vermeiden. Beim späteren Bau des darüber liegenden Wohnhauses wurde der Eingang also bewusst so geschaffen. Unser Eintritt in die Unterwelt erfolgte nun über den Hauskeller in den Hoeher Nr: 76. Das obligatorische Gittertor öffnet sich wieder einmal in nun schon gewohnter fast wunderbarer Weise mit dem „Schlüsseltrick vom Hoehlersig“. Im übrigen war dieses unterirdische Labyrinth mit seinen Gewölben, Nischen und eng verzweigten Gnomenstollen zu einem der Ausstellungshoehler während der fünften „Hoehler – Biennale“ 2011 ausgewählt worden. Einige künstlerische Hinterlassenschaften sind in Nischen und Stollenbereichen noch installiert und auch teilweise mit Schrifttafeln versehen. So sind die ursprüngliche Funktionalität oder eine Aussage der Sinnvorstellung für den Betrachter nach vollziehbar.
Und nun, über mehrere Stufen weiter hinab in den untertage Bereich Geras. Schon der Treppenzugang ist herrlichst ausgemauert. Irgendwie gewölbeartig, aber doch spitz zulaufend und abschließend. Unmittelbar anschließend zeigen sich fachmännisch angelegte Gewölbekreuze und schön ausgehauene Nischen und Gänge. Wie in den bisherigen unterirdischen Erdgängen wechselt auch hier der gemauerte Gewölbeausbau fließend mit den roh getriebenen Strecken und natürlichen Stützpfeilern, vor Jahrhunderten gehauen von Knappen im kärglichen Grubenlicht mit Haueisen und Schlegel.
Unvermittelt steht man unterhalb eines mit Holzbohlen verschlossenem Zugangs. Als wir später übertage wieder Thüringer „Oberluft“ schnupperten konnten wir durch unsere kompetenten Führer die Stelle des ehemaligen Zugangs genauestens orten. Hinter besagten Holzbohlen wurde der ehemalige Zugang vermauert und mit Bauschutt verkippt. In der Folge erreichten wir noch weitere verschüttete Zugänge. Bei einer dieser Verkippungen reicht das Füllmaterial fast bis unter die Firste. Allerdings sind die Stollen zum Großteil maximal 1,80m bis 2,00m hoch und ca. 1,30m bis 1,80m breit und somit der Deckenabschluss, die Firste, nicht all zu hoch. Hin und wieder hängen noch rostige Türhalterungen im altehrwürdigen Gemäuer. Hier trennten die ehemaligen Haus- und Hoehlerherren ihre betagten Keller voneinander ab. Keiner sollte und durfte die Biervorräte des Nachbarn erhaschen. Und ständig das gleiche faszinierende Bild. Übergänge von gemauerten Gewölbegängen, Streckenkreuze und im uralten Ausbau befindliche Abschnitte. Diese Ausbauweise zieht sich durch alle Hoehler. Ähnlich wie im Kammerpfeilerabbau sind natürliche Stützpfeiler zu sehen, natürlich um ein vielfaches kleiner als in den üblichen großen Revieren gleicher Abbauweise.
Die Hoehler zeigen sich im üblichen und nunmehr gewohnten schön sanierten ursprünglich gehaltenen Zustand. An neuralgischen Stellen sind in diesem Komplex neuzeitliche Stützpfeiler eingezogen worden um die entsprechende Standsicherheit an diesen brisanten Stellen bergmännisch zu gewährleisten. Wie wir während der Erkundungstour mit Hoehlersig erfuhren, wurde der Komplex schon einmal 2007 in Vorbereitung auf die damalige „Hoehler – Biennale“ teilsaniert.
Vom Hoehler Nr: 76 wurde die untertage Tour zu den beiden Erdhöhlen Nr: 74 und Nr: 73 fortgesetzt. Das übliche Bild. Uralte Stollenstrecken, eine herrliche Gewölbebauweise in vereinzelten Bereichen und Lagernischen oder auch kleine Einlassungen in den Stollenwänden zeichnen diesen Komplex in seiner uralten, ehrwürdigen Weise aus. Für mich persönlich immer wieder faszinierend und kaum beschreibbar, obwohl sich möglicherweise für einen außenstehenden Betrachter ständig ein mehr oder weniger gleiches Bild darstellt.
Eine Fluchtröhre taucht im noch matt schimmernden Licht der Lampen auf. Sie war die Verbindung zwischen beiden unter- oder übereinander liegenden Luftschutzräumen.
Der Hoehler über dem Hoehler. Aufstieg über die Notleiter
Hat man die eigentliche Notröhre über die befestigte Leiter erklommen geht es nun gleich noch einmal einige im Mauerwerk eingelassene Steigeisen aufwärts. Angekommen im oberen der beiden Hoehler fällt einem sofort die später eingezogene Heiztrasse auf. Mehrere Rohre ziehen sich entlang der alten Stollenstrecke und lassen die alte Erhabenheit des Altbergbaus ein wenig verblassen.
Ein Großteils des sich hier befindenden Komplexes ist mit Betonspritzwurf überzogen. Spuren von Hygienekalkanstrichen zur Vermeidung von Infektionskrankheiten während der Aufenthalte bei Bombenangriffen ist nicht (mehr) zu erkennen. Es gibt unterschiedlich große Nischen, in denen allerdings die üblichen Notbänke für die Schutzsuchenden platziert werden konnten. Ein weiterer Fluchtweg mittels Schachtausstieg über eine Notleiter ist in diesem Bereich in die Kellerräume des Nachbarhauses vorhanden. Hier fällt ein massiver eingezogener Stahlträger auf. Und wieder lud uns ein kleines, ca. 60cm hohes Gittertürlein ein, den hinteren Komplex diese Hoehlerbereiches zu erkunden. Aber Vorsicht, unmittelbar hinter besagtem Türchen geht es gleich einen halben Meter abwärts. Genau jener Abstand, welchen wir bei der Erklimmung der Notleiter noch über die Steigeisen bewältigen mussten. Es gibt nun hier wieder mehrere alte Lagerbereiche mit in Stein gehauenen Ablagen und den gewohnten Nischen. Ebenfalls alles schön gleichmäßig ausgehauen. Ein wiederum nachträglich gemauerter Stützpfeiler zeigt an das wir uns unter einer Verzweigung des Straßennetzes in unmittelbarer Nähe des Nicolaiberges befinden. Noch eine Art Stollenrundweg zwischen den natürlichen Stützpfeilern absolviert, alles im gebückten Watschelgang, und es geht nun die ganze herrliche Strecke zurück. Nach den Steigeisen die Notleiter hinab und wir sind wieder im tiefsten Bereich dieses Hoehlerkomplexes angekommen und fahren nun genüsslich fachsimpelnd aus.
Die Notleiter wieder hinunter in den Hoehler Nr: 76 und Ausfahrt
Im übrigen war der gesamte Komplex gut bewetteret und der Boden durchgehend trocken. Erwähnenswert ist sicherlich auch ein existierender uralter Brunnen, der eine der untersten Stollenstrecken abschließt.
Quellen:
Die vortrefflichen Informationen von Hoehlersig und aller Mitglieder des Vereins die wir im Laufe der Zeit und Befahrungen kennerlernten. Und auch deren Frauen, die so manches mal auf ihre Gatten warten mussten wenn sie mit den Bunkersachsen unter Gera zu Gange waren!!!
www.gera-hoehler.de
Bei den verschiedenen Befahrungen gesammelte Eindrücke und Aussagen