Teil 1: Mittelalterliche Stollengänge & Luftschutz Teil 2: Galerie
Schon lange war vorgesehen, die Luftschutzanlage Alaunbergwerk „Ewiges Leben“ auf der Plauener Reichsstraße zu befahren. In den Adventstagen des Jahres 2012 war es nun endlich soweit. Die Mitstreiter vom Plauener Bergknappenverein hatten für die jüngsten der Vogtlandmetropole zum Weihnachtsbasteln in dem mittelalterlichen Bergwerk geladen. Anlass für uns eine ausgedehnte „Fotobefahrung“ zu unternehmen. Plauener Kinder und unsere Nachwuchsbefahrer wurden von Vereinsmitgliedern mit Schere, Kleber, Papier und Holz versorgt und konnten nach Herzenslust basteln. Wir wussten sie bei den Vereinsmitgliedern in guten Händen.
Gleich hier ein großer Dank für die liebevolle Betreuung, auch für den anschließenden, wohltuenden Glühwein.
Ein lieblich süßer Hauch frisch gebakener Waffeln durchzog an jenem Samstag die mittelalterlichen Stollengänge. Baccuchs frohlockte mit aromatischen Lieblichkeiten und lud zum gemütlichen Verweilen in der hergerichteten Knappenstube im Alaunbergwerk EWIGES EBEN ein. Die vereinsmitglieder hatten historische Bergmannskleidung übergezogen und der Knecht Rupprecht sorgte für die Unterhaltung beim Basteln, Singen und Malen für Jung und Alt.
Eine schöne Idee diese uralte Tradition in uralten unterirdischen Gemäuern aufleben zu lasssen.
Der Weihnachtsmann kommt durch den Gewölbeeingang und beschäftigt Jung & Alt in einer der hergerichteten Knappenstuben.
Die zweitälteste Grube Deutschlands in der Alaunschiefer abgebaut wurde erstreckt sich über knapp 400m Stollengänge mit hergerichteten Kammern und der Knappenstube. Es sind Alaunschiefer sowie Gesteinsschichten und -formationen aus über 400 Millionen Jahren zu entdecken. Verschobene Strukturen, besonders die Quarzbänder, weisen auf die ururalte Geschichte des Plauener Untergrunds an dieser Stelle hin. Erstmals wurde das Alaunbergwerk 1542 namentlich erwähnt. Bis zum Jahre 1548 wurde Alaunschiefer, aus dem in einem technologischen Prozeß Alaunsalz hergestellt wurde, abgebaut. Der begehrte Rohstoff wurde vornehmlich von Färbern und Weißgerbern genutzt. Durch das Salz erhielt man erstmals leuchtende Effekte in den Stoffen. Jedoch setzte ein verheerender Stadtbrand im Jahre1548 Alaunabbau ein jähes Ende. Erst 40 Jahre später sollte es wieder zu bergmännischer Tätigkeit in der Grube kommen. Bis 1826, eine Gewinnung lohnte ab nun nicht mehr, wurde weiter abgebaut.
Nach dem zweiten Weltkrieg war es ruhig geworden um das Bergwerk und seiner Nutzung als Luftschutzanlage.
1996 begann eine Gruppe um den unermüdlichen Berggeist Gert Müller, Vorsitzender des Plauener Bergknappenverein damit, das Stollenlabyrinth wieder begehbar zu machen. Zum Tag der Sachsen, ein Jahr später war es dann soweit, die uralte Alaungrube konnte durch die Öffentlichkeit bestaunt werden. Bis heute sind etwa 400m Stollengänge freigeräumt und erschlossen. Noch aber birgt die Grube mit weiteren verschütteten Stollen und Gängen zahlreiche Geheimnisse die es zu lüften gilt.
In einem mittelalterlichen Stollen, dem Fluchtgang haben die Plauener Bergknappen eine spektakuläre und geheimnisvolle Inschrift entdeckt. Größere Personen sollten hier tunlichst den Kopf ein wenig einziehen um nicht in schmerzlichen Konflikt mit dem ehrwürdigem Gebirge zu geraten. Hier erfährt der vorgeschriebene Helm seine vorteilhafte Bestätigung. Die unscheinbare in den Fels gehauene Inschrift zeigt sich hier dem aufmerksamen Besucher. Aus welchem Lahr sie stammt ist wohl bis heute nicht völlig geklärt.
Laut Universität Leipzig ist der jetzige Stand der Entzifferung;
Gustav Strauß
Bergmann
Nummer 15
Das eigentliche Rätsel gibt die gemeißelte Krone auf. Soll sie das Königreich Sachsen darstellen?
Der interessierte Leser des Beitrages kann durchaus seine Meinung kundtun und uns informieren. Die Weitergabe an die Plauener Bergknappen ist garantiert. Unter der Krone ist das Zeichen der Bergleute mit Bergeisen und Schlegel zu sehen.
Inschrift und Verbruchzone Fluchtweg
Anderenorts, in einer weiteren unscheinbaren kleinen Kellernische fanden wir die eingeschlagene Botschaft
H. S. 18 / 6 1909
Ein weiterer roh vorgetriebener Stollen, die sogenannte Feldstrecke, führt in Richtung des Plauener Bahnhofes, ist jedoch nur teilweise (ca. 70m) für die Öffentlichkeit zugänglich. Viel zu gefährlich sind inzwischen stark verfallene Stollenabschnitte. Alaunschiefer in Reinform und herrliche Quarzbänder durchdringt die niedrige und schmale Strecke unter den Füßen der Plauener Bürger. Eine dunkle Kante an den Stößen links und rechts markiert die ehemalige Wassergrenze. In mühevoller Arbeit wurde hier melioriert, drainiert und der Gang von Schutt und Geröll gesäubert. Bei Grabungsarbeiten zur Freilegung der Strecke wurden 17 Damen – Trommelrevolver gefunden.
Ein Schaukasten präsentiert die Damen – Trommelrevolver aus den 1920er Jahren. Die „17 Kostbarkeiten“ waren bei ihrer Entdeckung noch mit funktionstüchtiger Munition versehen. Wie, Warum und durch Wen diese Revolver an diesen Ort gelangten ist bis heute eines von noch zahlreichen Geheimnissen der alten Grube. Restauriert wurden sie von einem Hofer Büchsenmacher und werden seither ausgestellt.
In vorhandenen Nischen präsentiert der Verein Gesteine und Mineralien der Region sowie historische Abbaugeräte des historischen Bergbaus.
Auch die Brunnenstrecke ist ein absoluter Hingucker. Kiefer- und Lärchenstämme zeigen die traditionelle Bauweise im deutschen Türstock über eine Stollenstrecke von etwa 30m. Der deutsche Türstock wurde von den Vereinsmitgliedern nach alter Bauweise anschaulich aufgebaut. Bei dieser uralten bergmännischen Handwerkskunst werden die Hölzer so aufgestellt und miteinander verkeilt, daß sie den Druck des darüber liegenden und seitlichen Gebirges standhalten. Die Stämme tragen sich selbst, ohne Nägel, Stahlklammern, Schrauben oder anderen Hilfsmittel. Am Ende der Strecke befindet sich der um 1850 angelegte Brunnen. Die Zugangstreppe zum ehemaligen Hausbrunnen und ein Teil des gemauerten Schachtes über dem Brunnen sind noch vorhanden. Er ist ca. 5m tief und in den massiven Fels ausgehauen. Das Grubenwasser, welches hier kontinuierlich mit 30 Liter / Minute aus dem Erbstollen fließt, wurde zur Trinkwasserversorgung genutzt.
Nachdem im Spätherbst 2010 im Eingangsbereich eine Stützmauer einzustürzen drohte, wurde die Stelle umgestaltet und mit einem neuen Mundloch versehen. Das Erdreich wurde bearbeitet und mehr als zehn Container Schutt abtransportiert. Das neue Mundloch wurde mit Theumaer Schiefer gesetzt sowie links und rechts Stützmauern aus diesem heimischen Material hochgezogen. Der alte Fußweg wurde abgesenkt und barrierefrei neu angelegt.
Bei den Baggerarbeiten kam der ursprüngliche Grubeneingang im massiven Fels ans Tageslicht. Diesen umgibt der heutige Hauptzugang mit seinem schönen Mundloch – Gewölbe.
Finanziert, und das muß aller höchste Anerkennung und Hochachtung finden, wurde die Baumaßnahme von Rücklagen des Vereins, Spenden und Eintrittsgeldern sowie der Stadt Plauen!
Das Bergwerk verfügt über zwei nutzbare Zu- bzw. Ausgänge.
Luftschutzanlage im zweiten Weltkrieg
Im Jahr 1939 wurde das Bergwerk ins Lufzschutzprogramm aufgenommen und sollte nach den für Sachsen geltenden Bestimmungen ausgebaut werden. Allerdings wurde das Vorhaben bis zum ersten Luftangriff auf Plauen nicht wirklich in Angriff genommen. Man wähnte sich zu lange tief im inneren des Reiches vor den feindlichen Bombern sicher. Ab 1940 war Plauen kein Luftschutzort erster Ordnung mehr und bot somit für die Bevölkerung nur mäßigen Schutz. Der damalige Oberbürgermeister versuchte vergebens an dieser unheilvollen Situation etwas zu ändern. Plauen verfügte über eine starke Rüstungsproduktion (u.a. VOMAG) und rückte damit auch ins Fadenkreuz alliierter Fliegerverbände. Allerdings waren die Bombardierungen Plauens militärisch unnötig und menschenverachtend. Eine nennenswerte Fliegerabwehr war kaum noch vorhanden und die Infrastruktur lag auch fast völlig am Boden. Der rollende Verkehr auf den Straßen und Schienennetz war nur noch begrenzt nutzbar. Nach den ersten Angriffen mit erheblichen Opfern und Leid in der Zivilbevölkerung begannen französische Kriegsgefangene nun zügig damit, das Bergwerk als Luftschutzanlage auszubauen. 1944 wurde die Wasserzisterne am Ende der Brunnenstrecke nach Ausbauarbeiten mit dem Stollensystem verbunden. Der abrupte Baustopp kam sofort nach Kriegsende und ist an einigen Stellen in der Anlage noch deutlich sichtbar. Als wäre die Schicht gerade beendet und würde am nächsten Tag wieder aufgenommen, so scheinen einige Bauabschnitte bis heute zu verharren. Große Teile der zum Luftschutz ausgewählten Bereiche wurden betoniert und weiter ausgehauen oder mit Stützmauern gesichert. Notaborte, Notverbandkasten, Notbänke für Jung und Alt, Feuerlöschmittel und Geräte und vieles mehr, all diese für einen Luftschutzraum erforderlichen und vorgeschriebenen Inventarien waren für die schutzsuchende Bevölkerung bei Fertigstellung vorhanden.
Plauen wurde insgesamt 14 mal bombardiert und die Zahl der Toten wird mit 2 358 Personen angegeben. Die tatsächliche Opferzahl dürfte aber auch hier um einiges höher liegen.
(Beiträge zu den barbarischen Angriffen sind unter Marktstraße und Bombenterror zu finden).
Zum Jahresende 2010 konnte die Plauener Knappen einen Besucherrekord verzeichnen. Das Team Bunkersachsen wünscht natürlich für kommende Jahre eine weitere steigende Tendenz.
In diesem Sinne, Glück Auf !
Quellen:
Diverse Zeitungsartikel und die umfangreichen Erläuterungen durch Herrn Gert Müller, Vorsitzender des „Vogtländischer Bergknappenverein zu Plauen e.V.“