Das Luftschutzmuseum Meyerhof unter dem Schlossberg / Syrastraße 10.
Eine offizielle Anschrift gibt es seit 1945 nicht mehr.
Die Eröffnung der freigelegten Gewölberäume des Luftschutzkellers erfolgte am 10. April 2005 in Erinnerung an die mörderischen Bombenangriffe auf Plauen. Die geschundene Stadt musste insgesamt 14 Bombenangriffe erdulden. Eigentlich waren es keine Angriffe, Verteidigung gab es so gut wie keine mehr, es waren unsinnige, barbarische Bombenüberfälle auf eine wehrlose Stadt und zivile Opfer.
2003 erfolgte die Stollenöffnung im Rahmen der MDR – Sendung „Mach Dich ran“.
In der hiesigen „Freie Presse“ war zum 10. April 2005 über die Luftschutzanlage zu lesen, ...
„Unter der Erde wird die Erinnerung wach gehalten“
„Sie sind rostig, aber immer noch teuflisch scharf - aus Bombensplittern, die in den letzten Kriegsmonaten 1944/45 durch Plauens Straßen fegten, hat der Künstler P. L. einen „Bombenteppich“ geschaffen. Zum Jahrestag des schwersten Angriffes, am 10. April 1945, soll er im Luftschutzmuseum am Hang unterhalb des Schlosses offiziell eingeweiht werden. Wer das Metall sieht, kann erahnen, was die Menschen bei den Angriffen durchmachten. „Alle Splitter stammen aus Plauen“, erklärt Gert Müller, Vorsitzender des Vogtländischen Bergknappenvereins. Immer noch gäbe es unzählige im Boden des Stadt. Eine andere Installation mit Teilen einer 5 Zentner Bombe und einem durch Splitter zerfurchten Stück Straßenpflaster macht die Explosionskräfte sichtbar.
Eindrucksvollstes Ausstellungsstück ist das Museum selbst: Der Bierkeller der Gaststätte Meyerhof diente bis zu 200 Menschen als Luftschutzraum. Die ins Diabas – Gestein getriebenen Stollen widerstanden den furchtbarsten Erschütterungen während draußen die gesamte Innenstadt in Schutt und Asche gelegt wurde, auch vom Meyerhof blieb nichts mehr.
„Was damals geschah, darf nie vergessen werden“, mahnt Müller“
1940 wurden die Keller und unterirdischen Schutzräume der Stadt Plauen in das Luftschutzprogramm aufgenommen.
Der Luftschutzkeller liegt unterhalb des Plauener Schlosshanges. Dieser war während der 1940er Jahre mit Maulbeerbäumen bepflanzt. Die Früchte dieser Bäume dienten zur Seidengewinnung der Plauener Spinnhütte in Reißig. Die Mitteldeutsche Spinnhütte AG Celle hatte hier ab 1937 ein Werk errichtet und produzierte im zweiten Weltkrieg Seide für Fallschirme in einem eigens dafür errichteten Kokongebäude. In Bunkern hielt man dafür chinesische Seidenraupen in vorzüglichen klimatischen Bedingungen für die asiatischen Tierchen. Hauptsächlich wurde der Rundkappenschirm RZ 1 der Luftwaffe mit 8,5 m Durchmesser und einer Gesamtfläche von 56 qm hergestellt. Nach dem Krieg erinnerte man sich an den Standort und pflanzte 1958 im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes mit Hilfe von Mitarbeitern des Kreisgerichtes erneut Maulbeersträucher am Amtsberg, nachdem die Spinnhütte die Zucht von 12.000 Seidenraupen bekanntgab.
Aber zurück zum Meyerhof.
1939 wurden die unterirdischen Keller zu Luftschutzzwecken verplant und entsprechend aus- bzw. umgebaut. 100 Personen sollte er Schutz bieten, allerdings fanden bei den Bombenabwürfen bedeutend mehr Menschen Patz in den zwei Luftschutzkellern. Überhaupt haben unzählige Personen den über 50 Plauener LS - Kelleranlagen ihr Leben zu verdanken.
Der Einstieg erfolgt durch eine Original Luftschutztür zum Hauptgang ins Kellergewölbe. Gleich rechts zeigt sich dem Besucher ein Kreuzgewölbe mit einer eingelassener Rinne auf einem Betonpodest. Auf diesem Podest lagerten die zum Restaurant gehörenden Bierfässer.
Ein wenig feucht ist es, hin und wieder tropft es von der Firste. Es herrschen 100 % Luftfeuchtigkeit, bei ständig konstant bleibenden 11 Grad. Eine große betriebsfähige Belüftungsanlage sorgt heute für eine bedingte Bewetterung. Diese stammt allerdings nicht aus der Schutzanlage. Die Luftfilteranlage kommt vom Bahnhof Zwickau und konnte durch einen Zufall vor der Verschrottung bewahrt und hier wieder aufgebaut werden. Auch die Original Bunkertür wurde später vom Plauener Oberen Bahnhof herangeschafft.
Im unterirdischen Luftschutzmuseum sind unterschiedliche Ausstellungsstücke, Dokumente und Sichttafeln zum Bombenkrieg und Luftschutz in Plauen ausgestellt. Unter anderem Reste einer AUER Luftschutzfilteranlage, ein Bombenteppich, gefertigt aus Splittern der Bombentypen die ihre todbringende Fracht über Plauen ergossen haben, sowie verschiedenste Utensilien die zur Brandbekämpfung und dem Aufenthalt im Keller dienlich oder gar erforderlich waren. Eine Luftschutzeimerpumpe, Luftschutzmasken mit Filter, Luftschutz Hausapotheken Kasten, bis zu Bombensplittern sind ehrfurchtsvoll zusammen getragen und ausgestellt. Auch eine Luftschutzraum Ordnung ist angebracht. All dies, es wird ständig aktualisiert und ergänzt, ist im Plauener Luftschutzmuseum Meyerhof zu sehen. Vom Plauener Panzerwerk, der ehemaligen VOMAG ist als Exponat ein fast vollständiges Laufrad eines Panzers zu sehen. Auch von den im Mai 2010 bei Ausgrabungen in der Marktstraße gefundenen Gegenstände sind dem Bergknappenverein zu Plauen einige übergeben worden und hier zu sehen. (Zu den Ausgrabungen in der Marktstraße und deren Bombenopfer gibt es einen extra Bericht). Alle Exponate stammen von Plauener Bürgern und sind zum größten Teil Dauerleihgaben. Roh ausgehauene Stollenbereiche wechseln mit Mauergewölben und geben der Anlage das typische Aussehen eines uralten Bierlagerkellers. In einem kleinen Nebenstollen wird der Bombenopfer in einem würdigen Rahmen gedacht.
Ein Plauener Bürger hatte hierfür vor einigen Jahren den Grabstein seiner Familie übergeben. Nach Ablauf der 20 jährigen Betreuungspflicht war dieser nun über Hof und Bayreuth wieder nach Plauen gekommen und erhielt einen würdigen Platz im Luftschutzkeller. Unter ihm wurden Trümmersteine der Ruine des darüber liegenden Schlosses aufgeschlichtet. Dieser Grabstein ist ein mahnender Schrei der Opfer in aller Welt bei allen Kriegen.
Die eingravierte Inschrift lässt einem das Blut in den Adern gefrieren.
Peisker
Anny Helga
Geb. 26.01. 1913 Geb.13.08.1934
Maria Christa
Geb. 18.11.1935 Geb. 29.11.1939
Klaus
Geb. 27.09.1942
Anna Frieda Oertel
Geb. 24.01.1890
Sie starben am 10. April durch Luftangriff
Wie weiter schreiben, wo den Faden wieder aufnehmen ?
Weiße Rosengebinde halten die Totenwache. .
Der Verein des Vogtländischen Bergknappenvereins zu Plauen wirbt auf seiner Weltnetzpräsenz mit ...
„Es ist wohl gerade der fast unberührte Luftschutzkeller, der auf einem groben Holzklotz befestigte Bombensplitter und die unscheinbare Stabbrandbombe mit ihrer doch so verheerenden Wirkung, die dieses Gefühl erzeugen. Deshalb wollen wir so behutsam wie möglich die ausgestellten Exponate erläutern und auf die Fragen der Besucher, ob nun jenen, die Bombardierungen erlebt haben oder den jüngeren Generationen sachkundige Antworten geben“.
Bei der Öffnung im Jahre 2003 wurden im Fluchtgang 180 Patronen sowie ein scharfer Bombenzünder gefunden. Möglich das Angehörige der Wehrmacht durch einen damals existenten Schacht sich ihrer Munition entledigten.
Vor dem heutigen Zugang in die Gewölbe stand einst das Restaurant Meyerhof. Er versorgte seiner Zeit das Schloss und die Umgebung und aus diesem Grund legte man die Kelleranlagen an. Im Jahre 1850 dienten die einzelnen Keller noch zur Bierlagerung. Von 1887 bis 1918 war ein gewisser Oskar Hofmann Inhaber der Brauerei an der Syrastraße 10. Bis zu 200 Bierfässer sollen hier zeitweise gelagert worden sein. Einige Sternquell-Fässer sowie eine umfangreiche Sammlung Flaschenbier der Handlung "Oskar Nitzsche" (Forststrasse 26) sollen diesen ursprünglichen Zweck dokumentieren
Eine kleine Anlage, und doch ist es wieder ein ziemlich langer Artikel geworden. Unbedingt zu erwähnen ist auch hier wieder die unermüdliche Arbeit, die Liebe du der Enthusiasmus des Bergknappenvereins unter dem „unruhigen Berggeist“ Gert Müller.
Für 2012 sind weitere Stollenfreilegungen geplant. Das Team Bunkersachsen bleibt am Ball.
Seit dem 16. Januar werden die bauliche Aktivitäten am Schlossberg wahrgenommen. Was haben die Plauener Berggeister nun schon wieder vor? Das Team Bunkersachsen ist vor Ort und, na ja, was schon - dokumentiert die begonnenen Schachtarbeiten rund um die LSR Anlage Meyerhof.