Unter der Plauener Sparkasse befindet sich ein alter Fluchtgang in dem nach dessen Anlegung später Höhler eingebaut, und ab 1912 bis in die -40er von der Firma Gustav Albig als erstklassiger Weinkeller genutzt wurde. Der heutige Eingang zum Zollkeller befindet sich an der Sparkasse. Über dem Portal ist ein herrliches Sandsteinrelief mit den Göttern des Weines zu sehen. Bacchus und sein Trinkgeselle haben eine schön ausgehauene Weintraube geschultert. Müde und trunken, so scheint es, zieren sie das Portal ehe es zum Einstieg in ein weiteres Geheimnis der Plauener Unterwelt geht.
Laut einer Urkunde gibt es die Keller schon seit mindestens 1680. Auf Grund dieser Gegebenheit musste beim Bau der darüber liegenden Sparkasse 1912 die Mauer einem Knick nachgehen, um nicht über den Zugang zu den unterirdischen Stollen zu bauen. Dieses unscheinbare Kuriosum ist bei genauer Betrachtung der Außenfassade an der Sparkasse in Verbindung mit dem von den Weingöttern behüteten Kellereingang zu erkennen.
Eine ganze Reihe von Rätseln und Geheimnissen umgeben diese Stollenanlage mit seinen bisher fünf bekannten und freigelegten Kellern. Alle zweigen vom eigentlichen Hauptstollen ab, dem einstigen Fluchtweg aus der Stadt hinaus. Dieser wurde mit Abschluss der Wehrmauer um 1220 getrieben und fertig gestellt. Der eigentliche Zugang befand sich einst acht Meter tief beim ehemaligen Stadtgraben. Die Hinweise selbst finden sich im Kellersystem. Das Stollensystem mit Hauptstrecke ist in Fels gehauen, im anstehenden Tonschiefer und sehr wasserdurchlässig.
Die fünf Keller sollen bereits bis 1750 entstanden sein. Ein Besitzer eines so konstant temperierten Kellers war zu dieser Zeit hoch angesehen in der Bevölkerung.
Bekannt ist, dass 1882 in einem der Keller Bierfässer der "Neuen Erholungsgesellschaft" lagerten. Die Schankwirte mussten dafür extra von ihrem Wirtshaus mit Bierkannen über die Straße in den entsprechenden Lagerkeller gehen und die Kannen mit dem Gerstensaft für die durstigen Kehlen in der Wirtsstube von den Bierfässern abfüllen. Bei entsprechendem Durst mussten da die Kellner einige male die Straße queren zum unterirdischen Bierlager.
Gesichert ist auch die Nutzung der Anlage als Zollkeller der Firma Gustav Albig, die um 1912 ihre Zollwaren an erlesenen Weinen hier lagerte. Den nicht verzollten Wein aus mehreren Fässern zog er auf Flaschen und verkaufte die edlen Tropfen. Die Kellerlager waren für diesen Zweck von hoher Bedeutung, denn allein in einem der uralten unterirdischen Räume lagerten im Jahre 1913 bis zu 12. 000 Flaschen 1904er „Chateau Langoa St. Julien“. Gustav Albig war zu jener Zeit ein stadtbekannter und angesehener Weinhändler und bis über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Für ihn waren die Keller mit einer konstant kühlen Temperatur ideal für die Lagerung hochwertiger Tropfen.
Seine Ware selbst kam am Oberen Bahnhof in Kesselwagen an und wurde von da direkt in Albig’s sechs Zentner Holzfässer umgefüllt. Mit einem Pferdefuhrwerk erfolgte dann der Transport in die heiligen unterirdischen Lager. Im Keller wurden die Fässer auf Granitblöcken gelagert. Diese waren auf die erforderlichen Größen zurecht gehauen. Für einen stabilen Unterbau sorgte ein gemauerter Sockel als Auflage. Gustav Albig erwarb die Lagerkeller 1910 und nutzte diese als Weinlager.
Interessantes findet sich im Adressbuch der Stadt Plauen von 1942 / 1943.
Demzufolge betrieb ein Alfred Albig in der Bahnhofstraße 20 eine Weingross- & Feinkosthandlung. (Fa. Alfred Albig / Schmidt jun. Nachfahre). Gleichzeitig war es auch das Wohnhaus Albig's. Und noch ein gewisser Kurt Albig findet sich im Adressbuch mit einer Weingrosshandlung in der Reichsstr. 36, nach dem Krieg in der Inhaberschaft von Elisabeth verw. Albig, Weststraße 24.
Die Firma Alfred Albig findet sich bereits 1896 auf der Ehrentafel alter Plauener Firmen. Am 01. Juni 1951 wurde an der Stelle die HO-Gaststätte "Freundschaft" eröffnet. Nochmals neu eröffnet wurde es anläßlich der Feierlichkeiten zum 01. Mai im Jahre '59 als erstes Automatenrestaurant (Schnellimbiß). Der Name "Freundschaft" blieb dabei erhalten. Heute befindet sich in den Räumen ein Modegeschäft, welches in erster Linie Frauenherzen gewinnen möchte.
Ein schmaler, mannshoher Stollen stellt die Hauptstrecke, den Fluchtstollen dar. Von ihm gehen die bisher fünf entdeckten Kellerräume ab. Selbst dieser Gang diente als Keller. Türhaspen links und rechts der Hauptstrecke deuten darauf hin dass sich hier Zwischentüren befanden. Im Moment ist der Hauptgang in etwa auf einer Länge von 70 m freigelegt. Dem mannshohen roh ausgehauenen Gang sieht man die harte Arbeit der Knappen mit Hammer und Schlägen vor vielen Jahrhunderten an. Der Stollen wurde in Höhe und Breite nur soweit ausgehauen, das er eine schnelle Flucht ermöglichte. An einer markanten Stelle ist eine Bruchsteinmauer gesetzt, genau darüber verkehrt heute die Plauener Straßenbahn.
Vermutet wird, das die Hauptstrecke noch deutlich weiter entlang der Dobenaustraße führt. Laut einer alten Plauener Sage gibt es einen unterirdischen Verbindungsgang hier von der alten Kernstadt bis hin zur alten Dobenau – Burg. Überreste der Burg lassen sich heute noch auf einem alten Bergsporn über dem Syratal finden. Darüber wird sicherlich in einem der folgenden Kapitel über Alt – Plauen zu berichten sein.
Der erste Keller, genannt „Die Höhle“ wurde 1680 fertig und befindet sich auf der linken Seite wenn man den Zollkeller befährt. Es schließen sich rechts zwei Keller an die als Nebenlager dienten. Der „Hauptkeller“ zeichnet sich durch seine vier ausgeschlegelten Nischen aus. In den Kellerräumen der rechten Seite, sie datieren alle auf das Jahr 1480 zurück, sind die Granitrinnen für die Lagerung der Holzweinfässer vorhanden. Diese lagen auf den bereits erwähnten Mauersockeln. Die Weinfässer selbst lagen je nach Anordnung längs oder quer auf den Blockunterlagen.
Luftschutz
Das Stollensystem im Zollkeller wurde im zweiten Weltkrieg als Luftschutzräumlichkeiten für über 250 Personen genutzt. Bei einem der Bombenangriffe auf Plauen wurde der Eingang schwer getroffen. Die Luftschutztür wurde bei diesem Bombenangriff komplett aus ihrer Verankerung gerissen. Selbst das Stahlgeländer der Zugangstreppe an der Wand wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. All diese grausigen sichtbaren Zeitdokumente sind noch erhalten.
Betritt man heute den Zugang zum Zollkeller sind sofort im Eingangsbereich an der Wand die verheerenden Auswirkungen einer fünf Zentner Bombe zu sehen. Durch die starke Beschädigung und teilweiser Verschüttung war er unbrauchbar geworden, war nicht mehr begeh- und nutzbar. Der Zollkeller wurde mit Granitplatten abgedeckt und so geriet er im Laufe der Zeit in Vergessenheit.
1992 erst stieß man bei Bauarbeiten neben der Sparkasse auf die Verschlussplatte. Die Abdeckung wurde angehoben und die ersten Befahrungen folgten. Die heutige Treppenanlage in die 8 m tief gelegenen Keller wurde angelegt.
2008 wurden die unterirdischen Räume im zuge einer erneuten Baumaßnahme bergmännisch saniert. Der grundhafte Ausbau war abgeschlossen. Aber das Stollensystem blieb der Bevölkerung weiterhin verschlossen.
Aus einem Bericht „1944/1945 Plauen – Eine Stadt wird zerstört“
Erinnerungen an die Bombenangriffe auf Plauen
Volkmar Hellfritzsch, Stollberg / Erzgebirge (Sohn eines Feuerwehrmanns)
"Da die Feuerwache selbst hätte getroffen werden können, hatte die Mannschaft in den letzten Monaten ihr Quartier unter die Erde verlegt. Sobald der Drahtfunk meldete, dass sich Fliegerverbände nähern, verließen die Feuerwehrleute die Wache und bezogen gegenüber, in der Königstrasse, ca. 6,5m unter der Strasse, Position in dem noch erhaltenen Teil des alten historischen Ganges. Eine kleine unscheinbare Tür im Gebäude der Sparkasse gewährte Zugang. Es ging einige Stufen hinab, dann verlief der Gang geradeaus, bis er nach kurzer Strecke plötzlich endete. Der dort nach oben getriebene Notausstieg führte in den Hof des Gebäudes Neundorfer Strasse 6. Seitlich zweigten einige aus dem Fels herausgehauene Nebenräume ab, in denen es teilweise wiederum Nischen gab. Dort durften während der letzten Luftangriffe auch die Angehörigen der Oberer Graben 20 wohnhaften Feuerwehrleute, also auch Mutter und wir beiden Kinder, Unterschlupf finden.
Ein Teil dieses unterirdischen Ganges wurde von der Firma Gräf zur Lagerung von Spirituosen genutzt. Aus diesem Grunde befand sich unmittelbar neben der Eingangspforte eine Blechabdeckung, die geöffnet werden konnte, um Fässer und Kisten hinabzulassen".
Aus diesen Zeilen geht hervor, das die Anlage demzufolge kein öffentlicher LSR für jedermann war. Die Aufnahmekapazität war auf grund der vorhandene Fläche, es sind ja im Prinzip nur Gänge, in kurzer Zeit erschöpft. Daher entspechend auch eine gewisse Festlegung der Personen denen Zutritt gewährt werden mußte.
Der Zollkeller könnte sich als das unterirdische Zentrum Plauens herausstellen. Schließlich sind es von hier aus ca. 500 m bis zum Alaunbergwerk „Ewiges Leben“ und ungefähr die gleiche Entfernung bis zum „Luftschutzmuseum Meyerhof“ (ehem. hinter Restaurant Meyerhof, Syrastrasse 10) am Schlossberg.
Zum Abschluss möchte ich ausdrücklich auf einen agilen, unruhigen Berggeist der Stadt Plauen hinweisen.
Gert Müller, Vorsitzender des „Vogtländischen Bergknappenverein zu Plauen e. V.“.
Ob Forschung, im Dreck buddeln (auch bei strömendem Regenguss), sich durch Schlufe mühend, oder in Archiven forschend, Gert ist einer der Menschen die weder Rast noch Ruhe finden wenn es um die Erforschung der unterirdischen Geheimnisse der Vogtlandmetropole Plauen geht. Er ist im wahrsten Sinne immer an vorderster Front zu finden, auch wenn sich diese meist unsichtbar unter unseren Füßen befindet.
Mit seinen Bergknappen betreut Gert Müller diese untertage Einrichtungen:
Alaunbergwerk „Ewiges Leben“ – Besucherbergwerk, (diente auch als Luftschutz)
Luftschutzmuseum „Meyerhof“
Zollkeller der Firma Gustav Albig (auch Luftschutz)
Die Suche nach der Dobenau - Burg und dem Verbindungsstollen zum Zollkeller, seit 2011.
Wir wünschen dem Verein viel Glück bei ihren Projekten – GLÜCK AUF !