1944 / 45 gab es für jeden der hier existierenden 19 Luftschutztürme im Stammlager Zossen einen sogenannten Luftschutzoffizier. Während die Luftschutzoffiziere die Einhaltung der jeweiligen Nutzungsfestlegungen überwachen sollten, hatten die Luftschutzwarte das rechtzeitige Öffnen und Schließen der Zugänge zu den Türmen und die Einsatzfähigkeit für den Betrieb der lufttechnischen- und Rettungsanlagen sicherzustellen. (1)
Die Winkel – Türme vom Typ 2 im Stammlager Zossen ragten über 20 m in die Höhe, und gingen an die 2 m tief in den Boden. Sie waren ausgelegt für sieben Etagen die sich nach oben hin verjüngten. Die Sitzbänke waren kreisrund an der Wand angeordnet, in der Mitte des Turmes waren die Treppen platziert. Zusätzlich waren auch neben den Rundbänken weitere Sitzmöglichkeiten aufgestellt. Die Bänke waren alle, typisch deutsch durchnummeriert. Außerdem wurden im ersten Obergeschoss auch Liegen für Säuglinge oder Babys hergerichtet. 80 cm Stahlbeton im Rundbogenbau mit Spiralbewährung gewährleisteten optimalen Schutz selbst bei eventuellen Volltreffern.
Der Luftschutzturm hatte jeweils auf 2 und 3 Metren Höhe einen Eingang, damit die Schutzsuchenden schnellstmöglich auf die Etagen verteilt werden konnten. Zu den Eingängen führten Holztreppen, da man davon ausging das bei einem Treffer die Treppe sowieso beschädigt oder zerstört würde. Eine Holztreppe war schlicht einfacher zu ersetzen. Als Notausstieg waren im Turm Eisenleitern die an die Türrahmen zum Verlassen eingelegt werden konnten. Außer einem Zugang für die Be- und Entwässerung im untersten Bereich des Schutzbauwerkes war dieses ein in sich völlig geschlossenes System.
In der Zeit von 1947 bis 1953 wurde von den Russen versucht die meisten der Winkel – Türme zu sprengen. Von zwei dieser zerstörten Luftschutztürme liegen heute noch die Trümmer im Gelände. Bis zum Abzug der stationierten russischen Einheiten stand ein Großteil der „Betonzigarren“ durch die Sprengversuche in sich geknickt als Ruinen im Gelände. Niemand kümmerte sich um die Sicherheit rund um die Trümmerstätten. In den 1990er Jahren wurden dann auf Erlass deutscher Behörden die Turmruinen nun nochmals, aber völlig gesprengt und abgetragen. (3)
In der „Richtlinie für die Ausführung von bombensicheren Luftschutztürmen“ vom 14.06.1939 war die Art und Weise der Errichtung der Winkel – Türme klar formuliert.
Der untere Durchmesser sollte bei 10 m liegen. Die Wandstärken waren in Geländehöhe mit 1,1 m vorgeschrieben, die sich pro steigenden Meter um 3 cm verjüngen. In 10 m Höhe beträgt die Wandstärke damit mindestens 80 cm. Die Abschlussdeckenstärke wurde mit 1,4 m bemessen. Das Fundament hatte einen Durchmesser von 13 m und eine Tiefe von 1 m. Die Entlüftungsschlitze sollen rechtwinklig gebrochen werden und im Durchmesser höchstens 10 cm betragen. Die Zementmenge wurde auf 300 kg je Kubikmeter Beton festgelegt. Die Eisenbewährung musste im gesamten Turmbereich von 5 cm Beton überdeckt sein.
Die Türme waren mit einer Belüftungs-, Heizungs- und Sanitäranlage ausgestattet. Für die Belüftungstechnik wurden Schutzlüfter der „Drägerwerke Lübeck“ verwendet. In den einzelnen Etagen waren Heizöfen und Toiletten installiert. Zur Innenausstattung gehörten weiterhin Ausrüstungssätze für Feuerwehr und Entgiftungstrupps sowie Behälter mit Gasmasken. Auch über einen Fernsprechanschluss verfügten die Türme. (2)
1. „Militärgeschichtliche Blätter – Schriftenreihe zur Militärgeschichte
ZOSSEN – WÜNSDORF 1945 – Die letzten Kriegswochen im Hauptquartier des OKH“
Von H. G. Kampe