Das Sprengstoffwerk Moschwig

Geheimes Projekt BUCHE

Im März 2014 begaben wir uns im Rahmen der diesjährigen Teamausfahrt mit unserer holden Weiblichkeit, Kindern und Enkelkindern zur Bunkeranlage Kossa in der Dübener Heide. Beim Bahnhof Söllichau bogen wir auf eine Betonstraße ab, unrtügliches Zeichen das wir auf der richtigen Fährte waren. Hier wurde schon ab 1935 Baumaterial, Arbeiter und Versorgungsgüter zum Bau des  Sprengstoffwerkes Moschwig, Deckname "Projekt BUCHE" befördert. Dieses idyllische Gebiet fand die "Westsächsisch-Anhaltinische Sprengstoff AG (WASAG)", Tochterbetrieb der "Deutsche Sprengstoff Chemie Moschwig (DSC) für die Errichtung einer Munitionsfabrik und Produktion von Sprengstoffen als geeignet und begann mit den umfangreichen Bautätigkeiten.

Mitte der 1930er Jahre begann in einem idyllischen Buchenwald im strukturschwachen Gebiet des Söllichauer Forst in der Dübener Heide das geheime Bauprojekt BUCHE. Auf einer Fläche von ca. 440ha sollte ein weiteres wichtiges Sprengstoffwerk für die Rüstungsindustrie des Dritten Reiches entstehen. Die Gesamtkosten betrugen ca. 44Millionen Reichsmark und bereits 1937 wurde mit der Herstellung von Sprengmitteln begonnen. Auftraggeber des Bauprojektes war die Reichsregierung die das Rüstungsetat frei gab, vom Oberkommando des Heeres wurden daraufhin nach eingehender Prüfung die benötigten Mittel frei gegeben. Auftragnehmer war die MONTAN – Industrie GmbH, sie empfing die Mittel und leitete diese an die Deutsche Sprengstoff Chemie AG weiter.

Das Werk selbst wurde gegliedert in die
Anlage I. Nitozellulosepulver -Anlage mit einer Größe von 215ha. Die Produktion von Schießpulver begann im April 1937.
Anlage II und III. Nitrozellulosepulver - Anlage, mit der Produktion von Schießpulver wurde im Mai 1938 begonnen.
Anlage IV. Nitropentanpulver – Anlage mit dem Produktionsbeginn im August 1939. Hier wurde Schießpulver für größere Reichweiten hergestellt.

Die Anlagen II, III und IV verfügten über eine Fläche von 175ha.
Die Füllanlagen für Granaten und Geschosse begannen im Oktober 1940 bzw. August 1941 auf einer Fläche von 50ha. mit den Arbeiten.

Übersicht über das Produktionsgeläne

Hergestellt wurde rauchschwaches Schießpulver mit Lösungsmitteln (Nitrozellulosepulver verschiedener Arten, Niperit- bzw. Nitropentanpulver) sowie unter anderem das Herstellen und Verfüllen von gießbaren Sprengstoffmitteln in Granaten mit unterschiedlicher Verwendung als Splittergranaten, Sprenggranaten und Panzergranaten.
Die Gesamtproduktion von 1937 bis 1945 betrug ca. 37. 500t Schießpulver. Davon etwa 93% Nitrozellulosepulver , ca. 6% Niperit- bzw. Nitropentanpulver und ca. 1% anderweitige Pulver.

Zum Sprengstoffwerk zählten weiterhin das Kraftwerk I und II, ein Brandplatz zur Prüfung der Eigenschaften des Schießpulvers, einem Schießplatz zum testen der Munition und dem Lager „Heide“. Hier waren etwa 1. 400 Arbeiter für das Sprengstoffwerk untergebracht (97,5% Ostarbeiter, meist Frauen mit 77%). Das Lager wurde vom Werksschutz bewacht und war mit einem Stacheldrahtzaun umgeben. Neben den Unterkunft und Mannschaftsbaracken waren im Lager weiterhin eine Gemeinschaftsbaracke, die Wirtschaftsbaracke, ein Schweinestall, das Kartoffellager, Feuerlöschteich, die Kommandantur und Verwaltung, Sanitätsstelle, Entlausungsbaracke und Rettungsstelle des DSCM, Gästebaracke sowie mehreren WC und der Kläranlage vorhanden. Im Lagergelände befanden sich außerdem noch mehrere Luftschutzgräben.

1945 wurde die Rüstungsfabrik durch entsprechende Beschlüsse des Potsdamer Abkommens gesprengt. Ab Mitte der 1950er Jahre beginnen die Kasernierte Volkspolizei (KVP), Bereitschaftspolizei und die Nationale Volksarmee (NVA) einen Teil des Geländes zu nutzen und um- und auszubauen, die heutige Bunkeranlage Kossa

Ausstellung im Museumsbunker Kossa

Gründung der Deutschen Sprengchemie GmbH

- 1934 gab der Reichsverteidigungsrat die Weisung / Beschlüsse zur
  - Erhöhung der Kapazität der Sprengstofferzeugung und
  - Errichtung von Sprengstoffwerken in freier Natur, fernab der industriellen Ballungszentren

- Entwicklung der Rüstungsproduktion durch Großkonzerne wie SIEMENS, AEG, I.G.
   Farbenindustrie A.G. u.a.
- Gründung der Dachorganisation, MONTAN – Industrie GmbH als Bindeglied zwischen Staat und
   Industrie
- Oktober 1934, Gründung der Deutschen Sprengchemie GmbH (DSC)

 
 

Übersicht über die Werke der Deutschen Sprengchemie GmbH

Geretsried            Bayern                                    1939    Deckname TAL
Kraiburg               Bayern                                      1940    Deckname FICHTE
Forst /Scheuno     Polen                                        1941   Deckname WALD
Dreetz                 Brandenburg                            1942   Deckname  AUE
Klietz                   Sachsen – Anhalt                     1936   Deckname BISMARK
Oderberg             Brandenburg                           1939    Deckname DAMM
Torgelow             Mecklenburg – Vorpommern     1939   Deckname SEE
Moschwig            Sachsen – Anhalt                      1937   Deckname BUCHE

Quellen: Schautafeln im Museumsbunker Kossa und Erfahrungen bei Besuchen weiterer Sprengmittelwerke

Historische Aufnahmen des ehemaligen Pulverwerkes FICHTE, aufgenommen im Museum Walkraiburg

Bunker und Produktionsstätten im Rüstungsbetrieb Deutsche Sprengchemie, Werk Forst / Scheuno Deckname „WALD“

„Geheime Reichssache“

Die Dynamit Aktien Gesellschaft, ehemalige Alfred Nobel. Spezial - Sprengstoff - Fabrik „Ulme“ & "Rüster" im Christianstädter Forst zwischen Oder und Neiße

Betonkessel und Enthärtungsanlage

  

Unterirdische Hallen eines Wasserwerkes

 

Kläwerk

 

 

Getippt: Axel

Fotos: © Mike und Privat Archiv

© Team Bunkersachsen 2014

 

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