„Reichsgau Sudetenland“ 1938
Deckname – „ROVALA I“

Zinn und Wolfram für die Herstellung deutscher Flugkörper ?

© Jens

 

Luftschutz

Bericht einer Erkundung im ehemaligen „Zinnbergbau Sudetenland“
September 2009


Ein geschichtlicher Abriss.
Im September 1938 wurde als Ergebnis des Münchener Abkommens der "Reichsgau - Sudetenland", ein zum Teil deutschsprachiger Raum im Grenzbereich der Tschechoslowakei zu Österreich und Deutschland, in das Deutsche Reich eingegliedert.
Auf Drängen der Regierung pachtete die OTAVI - Gesellschaft im Dezember 1939 von den Dreikönigs - Zinn - Zechen zwei Zinnfelder in der Nähe von Karlsbad. Die Gruben lagen auf dem Kamm des Erzgebirges, nahe der Grenze zwischen Böhmen und Sachsen, bei den Dörfern Sauersack und Hirschenstand.
Das damalige Reichswirtschaftsministerium wollte den Betrieb in den Händen leistungsfähiger und erfahrener Bergwerksgesellschaften wissen, und legte nun mit Rücksicht auf den Kriegsverlauf und den enormen Mangel an Zinn den höchsten Wert darauf, die eigentlich vom wirtschaftlichen Standpunkt aus nicht lohnenden Abbau mit größter Beschleunigung zu erschließen. Die Anschaffungen und Ausgaben sollten auf das nötigste reduziert werden. Die Flotations - Aufbereitungsanlage wurde für 300. 000 RM (Reichsmark) bei dem Magdeburger KRUPP - Grusowerk bestellt, und bereits nach ein einhalb Jahren konnte die Anlage in Betrieb genommen werden. Der Zinnbergbau Sudetenland pachtete von der Dreikönigs - Zinn - Zeche die Feldesteile Sauersack und Hirschenstand, und kaufte die Grubenbaue, Grundeigentum und Gebäude für 150. 000 RM. Für den Bau der noch benötigten Gebäude für die Belegschaft, Verwaltungstrakt, Laboratorien, Sanitärgebäude und Baracken im Gesamtwert von 1. 000. 000 RM war die Firma Philipp Holzmann zuständig.
Im Mai 1943 lief der Betrieb an, und für die Leitung konnte Dr. Schranz gewonnen werden.
Die Wasserversorgung wurde durch einen eigens dafür angelegten Stausee mit Pumpenhaus und für die Abwässer ein Klärteich mit Anlage angelegt. Im gleichen Zeitraum wurden im Schacht die Abteufungs- die Aus- und Verrichtungsarbeiten vorangetrieben und sofort nach Fertigstellung der Aufbereitungsanlage mit der Förderung und Produktion begonnen.
Den größten Teil der Arbeiter stellten Kriegsgefangene und Fremdarbeiter.
Im Dezember 1944 erstattete die Direktion der OTAVI - Gesellschaft ihrem Verwaltungsrat einen letzten Bericht über den Zinnbergbau Sudetenland, darin heißt es:
"Das Werk hat sich normal entwickelt. die uns vom Reichswirtschaftsminister gemachte Auflage, Konzentrate mit rund 70 t ausbringbarem Zinnmetall im laufenden Jahr zu produzieren, werden wir voraussichtlich erfüllen können. Die Erzgehalte lassen nach wie vor zu wünschen übrig. Sie erreichen mit rund 0,4 % bei weitem nicht die bei der Aufnahme der Arbeiten erhofften Durchschnittsgehalte von 0,75 %. Wolfram konnte trotz aller Bemühungen noch nicht angetroffen werden".
Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands wurde das Bergwerk von den Tschechen noch eine kurze Zeit weitergeführt und dann eingestellt.

Heute, und nun kommen wir zu unserer Exkursion, erinnern an den Zinnbergbau Sudetenland, der nach dem Krieg im Niemandsland lag, noch romantisch faszinierende Ruinen, Brandmauern, Gebäude- und Kompressorfundamente und Sockel, Luftschutzbunker und das gigantische "Herrmann - Göring - Werk", welches einen immer noch imposanten Eindruck auf den Betrachter macht, sowie ein ansehnlicher "Eindicker".

Unsere Tour
begann im südlichen Bereich bei den Lagern für die Kriegsgefangenen der Roten Armee. Die Grube wurde 1942 offiziell geöffnet, und ein Lager unter Leitung der SS für Kriegsgefangene entstand. Die Zahl der Gefangenen soll für den gesamten Zeitraum ca. 1200, hauptsächlich Franzosen und Russen betragen haben. Im April 1945 wurde das Lager aufgelöst und die Grube im Notbetrieb vor dem Absaufen bewahrt. Am 23. Mai dann übergab Dr. Schanz unter Ausübung von Gewalt die Grube dem Tschechischen Staat, nachdem zuvor aus Prag die Anweisung zur Flutung der Grube gestellt wurde.
Gerüchteweise soll hier für die Herstellung deutscher Flugkörper mitgearbeitet worden sein.
Schätzungsweise vier Barackenlager für die Russischen Kriegsgefangenen auf Betonfundamenten und teilweise unterkellert, konnten wir hier ausfindig machen. Bei den meisten Ruinenresten ist noch schön die Klinker - Bauweise zu erkennen. Das Wärmekraftwerk, (der Küchen- und, oder Wäschereitrakt)  ist ein hauptsächlich gemauerter Komplex mit drei Essenzügen mit normaler Mauerstärke. Nur ein Klinkerzug. In unmittelbarer Nähr dieses Komplexes sind auch zwei unterschiedlich große Gruben sichtbar, die durchaus für den Wasserkreislauf angelegt worden sein könnten. Reste der einstigen Mauern sind wahrscheinlich witterungsbedingt umgestürzt.
Die drei "Essen" sind ca. 30 - 35 m auseinander, wobei die beiden hinteren höchsten 7 m auseinander stehen.
Vom Lager der Russischen Kriegsgefangenen ging’s dann zum Arbeitslager für Ostarbeiter, und anschließend dem Lager der französischen Kriegsgefangenen. Die Fundamentreste der vier (2 für jedes Lager) fast gleichgroßen Gebäude sind in einem schlechteren Zustand, aber doch noch erkennbar.

Bei Aufnahme der Produktion arbeiteten hier 787 Personen.
257   Deutsche
348   Russen, Kriegsgefangene
  93   Franzosen, Kriegsgefangene
  76   Polen und Ukrainer, Ostarbeiter
  10   Italiener
 3  Tschechen.

Als nächstes schauten wir uns zwei Bunker an, die möglicherweise zu Luftschutzzwecken dienen sollten. Allerdings mit geringer Überdeckung und ohne Notausstieg. Vielleicht waren sie aber auch in erster Linie für Vorratszwecke angelegt. Hinweise auf installierte Maschinen oder Aggregate sind nicht vorhanden.
Die Flotations - Aufbereitungsanlage, das "Hermann - Göring -Werk" musste, nachdem man die Erze näher untersucht hatte, noch erheblich ausgebaut, und weitere Komplexe errichtet werden. Das Werk war auf dem damals höchsten technischen Stand
Der Bau einer zweiten 10 km langen Stromleitung mit allen erforderlichen Schaltstationen wurde erforderlich. die trieb natürlich die insgesamt schon immensen Kosten nochmals in die Höhe.
Nachdem wir dann einige Stunden später so ziemlich alles an Fundamenten, Gebäuden, Schächten und den ehemaligen Stausee gesehen hatten, ging diese Tour seinem Ende entgegen. Es war wieder einmal ein Klasse Erlebnis für uns.

Am heutigen Tage erkundet wurden die Lager der Ostarbeiter, für russische und französische Kriegsgefangene, das Wärmekraftwerk mit drei Essen, Luftschutz- und Lagerbunker, Aschebunker, das Flotations - Aufbereitungswerk "Herman Göring", dies wurde umfangreich erkundet mit einer unterirdischer Halle. Weiterhin den Eindicker mit unterirdischer Pumpstation und noch Originalbeschriftung, Schacht 1, Kompressorfundament, Trafostation, die Sanitäranlagen, Kläranlage sowie noch Grundmauern von Zimmerei mit Holzlager, Schmiede, Schlosserei und Schweißerei, den Verwaltungstrakt, die Reste der Waage, Garagen, das ehemalige Magazin, Kartoffelbunker und jede Menge Kontrollschächte.

KZ - Außenlager gab es hier nicht. (Nach bisherigen Recherchestand)
 
Zuständig war hier die OTAVI - Gesellschaft und der Betrieb erhielt den Name "Zinnbergbau - Hirschenstand, Egerland".
Neben den Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern waren auch lebenslänglich Verurteilte zu den Tätigkeiten eingesetzt, und jeweils in separaten Lagern untergebracht.

Die Siedlung Sauersack wurde komplett zerstört und es sind nur noch ganz wenige Reste der ehemaligen Gebäude zu erkennen. Hier lebten hauptsächlich Bergwerksleute, Dorfstecher und Holzfäller.

Neuere Recherchen ergaben, das auch „ROVALA II“ existiert haben soll. Auch habe ich Hinweise erhalten, wonach „ROVALA I“ in Verbindung mit der Herstellung von „schwerem Wasser“, und damit eventueller Atomtechnologie gebracht wird. Diese Informationen wurden telefonisch geäußert, und der Anrufer reagierte später nicht mehr auf schriftliche oder telefonische Rückfragen!!!

Von daher ist natürlich äußerste Rückhaltung in Verbindung mit diesem Thema geboten !!!

Weiterhin hat das Team vertrauliches Archivmaterial bekommen, Dies muß aber noch genauer gesichtet werden.

Text; Axel

Fotos: © Axel & Jens

Bild 1: Heizwerk

Bild 2 bis 5: Das Flotation - Aufbereitungsanlage - Werk "Hermann Göring"

Bild 6: Blick vom Göring Werk

Bild 7: Schacht 1

Bild 8: Unterirdische Versorgungsstränge

Bild 8: Der Wasserbunker

 

Der ausführliche Bericht sowie umfangreiches Bildmaterial ist Dokumentationen Teil 2 enthalten.

Quellen:

Dank an M. aus R.
Privat- Archiv sowie bei den Erkundungen gefilmte Eindrücke und Aussagen
Internet
 

© Team Bunkersachsen

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