1915 - 2015

100 Jahre VOMAG - Automobilherstellung (29. bis 30. August 2015)

Die Ausstellung fand auf historischem Boden, einem Teil des ehemaligen VOMAG - Geländes und der heutigen Straßenbahn statt. VOMAG steht für „Vogtländische Maschinenfabrik Aktien Gesellschaft“. Zahlreiche Exponate, so unter anderem historische Fotos und Dokumente, Maschinenteile, eine gut erhaltene Fräsmaschine aus den 1920er Jahren, ein Busgestell, ein Motorschnittmodell vom Ende der 1930er Jahre, ein Holzgaskessel Marke IMPERT, Werbeplakate und jede Menge Dokumente und Daten.


„Auf Initiative von Christian Suhr aus Reichenbach und dem Plauener Bernd Goerke wurden Exponate aus den 20ern bis zu den letzten Lastkraftwagen auf dem Gelände der Plauener Straßenbahn gezeigt. Eigentlich existierte die Vomag bedeutend länger, war von Bernd Goerke zu erfahren. Angefangen habe alles im Jahr 1885 mit der Herstellung von Stickereimaschinen. Die Produkte waren schon damals Weltmarktführer. Nach 10 Jahren Entwicklung 1915 rollten die ersten Automobile vom Band. Eine Hinterachse mit Kettenantrieb aus den 1920er Jahren konnte zur Ausstellung bewundert werden. Das Busfahrgestell soll von den Mitgliedern des Vereins wieder so aufgebaut werden, dass es seinen ursprünglichen Auslieferungszustand erhält.
Von der Qualität der Fahrzeuge von einst zeugten die vielen Exponate. Einige hatten hunderte Kilometer Anreise hinter sich und wurden von den Plauenern bewundert.
Der Vomag-Automobilbau war einst einer der größten Arbeitgeber der Region. Mit über 6000 Beschäftigten und den verschiedensten Produktionslinien gilt er noch heute als maßgeblicher Vorreiter für die vogtländische Industrie. So sei aus dem Bereich Druckmaschinenherstellung später die Plamag entstanden - und die Wema wird auf den Werkzeugmaschinenbau der Vomag zurückgeführt. Der Betrieb wurde 1945 komplett demontiert. Alles - Maschinen, Material und Pläne - ging in die damalige Sowjetunion. Als Hauptgrund für die völlige Auflösung gilt die Rüstungsproduktion in den Kriegsjahren. In Plauen wurden Panzer IV und der Jagdpanzer IV hergestellt.
Bernd Goerke ist der Leiter der Vomag-Gruppe im Verein Freunde und Förderer des Vogtlandmuseums.“
Quelle: Vogtland Anzeiger 31.08.2015 (ker)

 

 
 

Der Aufstieg und Fall der Vomag

Vomag. Das ist für den Plauener ein Begriff wie Straßenbahn, Theater, Friedliche Revolution oder Kreisfreiheit. Die Vomag, einer der größten Betriebe Plauens, baute Stickmaschinen, Rotationsmaschinen, Lastkraftwagen. Und Panzer. 1945 fiel alles in Scherben, der Rest wurde von den Russen demontiert, und mit Ende der Plamag war's dann ganz vorbei.

Von Lutz Behrens
„Es ist ein historisches Datum. Für Plauen, das Vogtland, Sachsen, Deutschland, ja Europa: am 28. Oktober 1881 wird in Plauen die J. C. & H. Dietrich Stickmaschinenfabrik gegründet. Die beiden Gründer Johann Conrad und Paul Hermann hießen beide Dietrich und sind nicht miteinander verwandt. Eng verbunden mit der Erfolgsgeschichte diese innovativen, expansiven und in seinen Glanzzeiten bis zu 6000 Mitarbeiter in Lohn und Brot gebenden Industriebetriebes sind die Industrialisierung im 19. Jahrhundert, der Aufschwung in den sogenannten Gründerjahren, technische Neuerungen wie die Dampfmaschine, geniale Erfinder oder auch eine mit der Eisenbahn sich entwickelnde Infrastruktur. (…)
Der Betrieb dessen Aufschwung verbunden ist mit der Schiffchenstickmaschine und ihrem Erfinder Robert Zahn, wird 1895 zur Vogtländischen Maschinenfabrik AG (Vomag) (…)
Dann das Ende. Die Vomag baute Kettenfahrzeuge und den Jagdpanzer IV für die Wehrmacht. Im Bombenkrieg auf Plauen gab es neun direkte Angriffe auf die Vomag, und erst am 26. März 1945 kam die Arbeit in der Panzerhalle zum Erliegen. Nach dem Krieg baute man kurzzeitig Handwagen. Dann wurden als Reparationsleistungen an die Sowjetunion die Maschinen gen Osten abtransportiert.“     
(Aus einem Vortag von Bernd Goerke im Oktober 2014)
Quelle. Vogtland Anzeiger 18.10.2014

 

Holzvergaser Marke IMPERT

In Holzvergasungsanlagen, umgangssprachlich einfach Holzgaser genannt wird trockenes und gespaltenes Holz in kontrollierter Verschwelung in Holzgas umgewandelt. Der Methananteil im Holzgas sorgt für dessen Zündfähigkeit. Über Gaskühler, Absetzbehälter und Filter geht das Gas in den Ottomotor. Holzgas war eine Alternative zum Benzin und Dieselkraftstoff. Da Deutschland nur über geringe natürliche Erdölvorkommen verfügte, wurde der Bau und der Einsatz von Holzgasanlagen gefördert unter dem Slogan „Verwendung heimischer Rohstoffe“. Die Bedeutung der Anlagen stieg mit zunehmenden Krieg, da immer weniger Benzin und Diesel zur Verfügung stand. Mit Holzgas betrieb man PKW, Lastkraftwagen, Busse, Schlepper und Traktoren. Die VOMAG experimentierte bereits Ende der zwanziger Jahre mit alternativen Brennstoffen. Mit der Umsetzung des sogenannten Schnell-Planes, bekam die VOMAG die Freigabe in der Klasse 3 und 4,5 Tonnen Lastwagen und Busse serienmäßig zu fertigen. VOMAG-Wagen galten als die besten und zuverlässigsten Holzgaser im Nutzfahrzeugbereich.

Selbst bei sachgemäßem Umgang mit den Anlagen und gutem, trockenem Holz, war der Betrieb bei Fahrern nicht unbedingt beliebt. Es war immer eine lange Vorbereitung notwendig, ehe ein Starten und Fahren möglich war. Nach Fahrtende musste die Anlage Abkühlen und gereinigt werden. Die Mitnahme von Holz und die Anlage selbst sorgten für zusätzliches Eigengewicht, was bei der Nutzlast fehlte. Der Geruch des schwelenden Holzes und des dabei entstehenden Teeres war allgegenwärtig.
Ein Fahrer berichtete: „man kann sich nach der Fahrt oder gar nach einer Reparatur noch so sehr waschen und schruppen, der Geruch bleibt in der Haut, in den Klamotten sowieso“.
Quelle: Schautafel

Schnittmodell VOMAG Motor

 

Der Motor wurde als Schnittmodell in der VOMAG – Lehrwerkstatt Ende der 1930er Jahre gefertigt. Er ist im Originalzustand.
Der Motor ging aus einer privaten Sammlung in den achtziger Jahren an das Technikmuseum Berlin (West). Bernd Goerke, der Leiter der VOMAG – Gruppe des Vereins Freunde und Förderer des Vogtlandmuseums, ist es nun zum100 Jährigen Jubiläum des VOMAG – Automobilbaues gelungen, dieses einzigartige Ausstellungsstück nach Plauen als Dauerleihgabe „heimzuholen“.
Quelle: Schautafel

 



Historische Busse, Aufnahmen in der Ausstellung

(Weitere Aufnahme aus meinem Privat Archiv HIER)

 

Einige der zahlreichen historischen Aufnahmen von VOMAG - Lastkraftwagen in der Ausstellung

(Weitere Aufnahmen aus meinem Privat Archiv HIER)

 

Der herrlich restaurierte VOMAG Lastkraftwagen Typ 3 LR 443, 3,5 Tonnen und Vierzylinder mit 85 PS zählte zu den kleineren Lastern seiner Klasse.


Gert Reiher, Besitzer des Lasters, weiß über die wechselvolle Geschichte des Fahrzeuges zu berichten
„Der Laster war im norwegischem Narvik stationiert. In der durch die Wehrmacht besetzten Stadt hat er Material für die deutschen U – Boote vom Lager zu den Tauchbooten transportiert. Dort stand der LKW bis in die 1980er Jahre.
Oldtimerfreund Peter Porstel machte ihn ausfindig und holte ihn nach Hamburg. Er lies das Fahrzeug reparieren und stellte es den Homa – Werken im niedersächsischen Dissen zur Verfügung, die es als Werbeträger nutzten. Nach dem Verkauf der Werke an Lebensmittelhersteller Unilever ging es zurück an Peter Portel. Von ihm kaufte Gert Reiher den Laster. Bis zur Schließung 2006 war er im Treuener Technik- und Oldtimermuseum zu sehen. (...)“
Quelle. Freie Presse 25. Juli 2014


VOMAG Typ 4,5 LHG 448

Dieser VOMAG wurde 1943 gebaut. Während der Kriegswirren wurde das Fahrzeug nach Norwegen verschlagen und kam erst in den 90er Jahren wieder zurück nach Deutschland und in den Besitz von Werner Poller.
Ursprünglich als Holzgaser gebaut, erhielt der VOMAG nach seiner Rekonstruktion einen Dieselmotor vom Typ 4GR 4080 HG (100 PS bei einem Hubraum von 1100ccm). Der VOMAG hat ein Eigengewicht von 6. 300 kg und eine Nutzlast von 4. 500 kg.
Insgesamt wurden zwischen 1919 und 1945 etwa 11. 400 LKW bei VOMAG gebaut. Dieser LKW hat die Fahrgestellnummer 1002, er war also einer der letzten, der in diesem Werk gebaut wurde.
Quelle: Schautafel

 

 

VOMAG - Nutzfahrzeug beim IFA Vogtland Fahrzeugfestival vom 24. bis 25. Mai 2014 bei Auerbach

(Weiter Aufnahmen vom IFA - Treffen 2014 HIER)

 

 

 

© Axel 2014

Historische VOMAG Werbeplakate in der Ausstellung

 

Getippt: Axel

Fotos © Axel 2015

 

Team Bunkersachsen 2015

 
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