Nach der ersten Nacht auf norwegischem Boden ging es am Morgen, nach einem kräftigen Frühstück, von Sögne mit dem Kutter zur Insel Hellesund zur dortigen "Heeres - Küsten - Batterie Ny - Helgoya HKB 21./979" Hier legten die Deutschen während des zweiten Weltkrieges eine Reihe von Befestigungsanlagen an, um eventuelle Angriffe seitens der Alliierten abwehren zu können. Der größte Teil der Tunnel und Kanonenstellungen wurde von Hand ausgeführt, und sämtliches Material mit Frachtschiffen vom Festland hertransportiert. Die Hauptfunktion des Küstenforts in Ny - Hellesund war, die Schiffseinfahrt in den hier befindlichen Fjorden zu sichern und zur Verteidigung Kristiansands gegen Westen beizutragen. Daneben sollte die Anlage den Küstenverkehr decken, der während des Krieges ebenso wichtig war wie in Friedenszeiten.
Die Artilleriegruppe war mit 4x 10,5cm K331 Geschützen bewaffnet, die zum Teil in Bunkern mit unterirdischen Hohlgangsystemen untergebracht waren. Unter anderem ist auch der Artilleriegefechtsstand erhalten geblieben und frei zugänglich.
Wir verbrachten die Zeit bis zum Mittag hier, ehe es dann am Nachmittag zur nächsten Batterie ging.
Nach der "Batterie" auf Hellesund und einem stärkendem Mittag ging es nun mit dem Kutter wieder nach Sögne, wo wir in den Wild - Ost - Kleinbus umstiegen und zur "Heeres - Küsten - Batterie 6./502 Vara - Kristinansand" durchzustarten.
Hier befindet sich mit einem noch erhaltenen Fernkampfgeschütz "SK 34 Kaliber 38cm" die zweitgrößte Kanone, die jemals an Land montiert wurde. Die geplanten drei Geschütze sollten hier errichtet werden, um den Skagerrak für die alliierten Truppen während des zweiten Weltkrieges zu schließen, nachdem Norwegen im Frühjahr 1940 besetzt wurde. Die Batterie hatte zur Aufgabe, im Zusammenwirken mit der Batterie "Hanstholm" in Dänemark die Einfahrt ins Skagerrak und somit die Ostsee zu verteidigen. Nach dem Krieg übernahm die norwegische Armee die deutschen Geschütze in ihren Bestand, von denen eines heute noch im Originalzustand erhalten ist. Als besonderes Erlebnis ist das "Kristiansand Kanonenmuseum: Batterie Vara" zu erwähnen. Die komplette Geschützanlage mit allen dazugehörigen Einrichtungen und -bauten sind gegen Eintritt selbständig zu erkunden. Ca. 200 Meter vom Fernkampfgeschütz befindet sich der unvollendete Bunker 1. Der Bunker mit seiner Stellung wurde 1942 fertig gestellt, und ist vom selben Bautyp wie der des Museums. Im Sommer 1944 wurde die Kasematte über dem Kanonenbrunnen errichtet. Decke: ca. 4,5m, Wände bei ca. 3,8m, die Kanone für diesen Bunker konnte nicht montiert werden, da sie mit samt Schiff am 22.Februar 1945 versenkt wurde. Weiter sind noch ein riesiger Kanonenbrunnen ohne Kasemattenaufbau zu sehen, und noch eine ganze Reihe anderer Bauten und Fragmente. Nach dem Besuch desselben, wurden das Außengelände mit noch zwei begonnenen Kanonenbunkern, einer schon überdeckt, Mannschafts- und, Munibunker sowie entsprechende Bauten "heimgesucht". Völlig freie Hand, keine Aufpasser, einfach SUPER!!!
Als sich dann schon wieder der Abend meldete, machten wir uns mit absolut guter Laune zu unserem Blockhaus, um uns wieder von Frank mit seinen Kochkünsten verwöhnen zu lassen.
Tag 3; Fahrt nach Mandal und Besichtigung der "Heeres - Küsten - Batterie 18./979 Landehoven".
Noch viele Fragmente, Fundamente und andere Spuren der ehemaligen Batterie sind im gesamten Areal zu finden. Besonders noch gut erhaltene Teile der ehemals vier 10,5cm Geschütze sowie verschiedene Einrichtungen der unterirdischen Hohlgangsysteme sind erhalten. Hier waren wir wieder voll in unserem Element
Nach dem Mittag ging es dann zur Halbinsel Lista, wo wir verschiedene Anlagen zur Strandverteidigung bei Osterhassel und dem Cup Lista Fyr besichtigten. Diese sind mit Panzertürmen verschiedenster Beutepanzer ausgestattet.
Es war interessant den Einfallsreichtum und die Finesse der baulichen Umsetzung so urtümlich zu erleben. Teilweise Technik aus dem I. Weltkrieg zur Verwendung im darauf folgenden.
Auch noch erhaltene Baracken der Wehrmacht, bzw. Luftwaffe waren zu besichtigen.
Und dann ein weiterer HAMMER, unverhofft tauchte hinter einer Biegung im Wald eine Stolleneinfahrt auf, nur etwas auf die Bremse und wir waren unversehens im Berg, der Zufahrt zur "HKB Varnes" mit seinem erhaltenem K331 Geschütz und zweistöckigem Feuerleitstand.
Neuer Tag, neue Knaller.
Ehe es in Richtung Stavanger ging, besuchten wir das so genannte Jessinfjord, welches durch den "ALTMARK - Zwischenfall" in die Geschichte einging, und Anlass für die Besetzung Norwegens war.
Das "ALTMARK" - Drama im Jessingfjord
Etwa zwei Monate bevor Norwegen von der deutschen Wehrmacht besetzt wurde, war Jessingfjord Schauplatz der ersten Kriegshandlungen während des zweiten Weltkrieges.
Spät am Abend des 16.02.1940 wurde das deutsche Versorgungsschiff "ALTMARK" von Marinesoldaten des britischen Zerstörers "Cossack" im Jessingfjord geentert. An Bord der "ALTMARK" befanden sich 299 gefangene britische Seeleute. Alle wurden bei diesem Angriff befreit. Sieben deutsche Besatzungsmitglieder kamen hierbei ums Leben. Die überlebenden Seeleute von versenkten britischen Handelsschiffen waren an Bord der "ALTMARK" unterwegs nach Deutschland. Der Angriff war eine Verletzung und ein klarer Bruch norwegischer Souveränität. Dennoch hatten die Deutschen die Behörten getäuscht, indem sie den Gefangenentransport leugneten. Der britische Marineminister Sir W. Churchill, gab seinen persönlichen Befehl, die Aktion gegen die "ALTMARK" durchzuführen.
Fotos einer Schautafel am Wegesrand
Dann die Weiterfahrt durch eine grandiose Landschaft nach Eggersund zur "HKB 18./978 Ogna Sirvag.
Diese Batterie war seiner Zeit mit vier 8,8cm FLAK - Geschützen bestückt.
Der Artillerieleitstand, unterirdische Hohlgänge mit dazugehörigen Stollen, Granatwerferstellungen, Ringstellungen und mehrere Barackenfundamente, sowie verschiedenste Lafettenfragmente wurden zu Film- und Fotomotiven genutzt. Hier oben wuchsen unter anderem wilde Orchidee und andere seltene Gewächse.
Und WIEDER TOLL !!!
Nach der Küsten - Batterie "Ogna Sirvag" ging es dann weiter über Stavanger nach Haugesund und besichtigten das dortige Militärhistorische Museum.
Von hier aus gab es dann noch die "HKB 68./977 Kvala" zu besichtigen.
Hier waren zur Besatzungszeit zwei 7,5cm Geschütze in Panzerdrehtürmen untergebracht.
Nach einigem Suchen und Klettern waren Jens und ich natürlich in beiden Bunkern mit den Panzerdrehtürmen, die noch relativ gut erhalten sind.
In den Bunkern war teilweise Müll entsorgt, aber nicht so extrem wie man es bisweilen von anderen Objekten gewohnt ist. Uns hielt es nicht ab, die Panzerdrehtürme von innen zu bestaunen, wie natürlich auch die dazu gehörenden Bunkeranlagen.
Auch dieser Tag, war wie nun schon die ganze Reise, SUPER !!!
Ordentlich gestärkt ging es morgens zum Bömlafjord zur dortigen "Heeres - Küsten -Batterie HKB 63./977 Nordheim". Hier, unmittelbar an Fjord gelegen, erkundeten wir Ring- und Geschützbettungen für die einst hier vier stationierten 15,5cm Geschütze K 416. Mannschaftsbunker, diverse Laufgräben, Barackenfundamente und ein Feuerleitstand wurden sorgfältig durch uns in Augenschein genommen. Erstaunlich auch die in den Bettungen noch vereinzelt zu findenden Lafettenreste. Und wieder einmal bewunderten wir die konsequente Ausnutzung der Geländestruktur zum Tarnen der Anlagen. PERFEKT !!!
Weiter dann über Bergen auf die Insel Fjelll, und Besuch der "Marine - Küsten - Batterie MKB 11./504 Fjell.
Die Batterie verteidigte die Fjordzufahrten nach Bergen und war mit einem der drei Drillingsgeschütztürme (Turm B - Berta) des Schlachtschiffes "GNEISENAU" ausgerüstet. Der 6-Etagige Geschützturm mit seinen unterirdischen, teilweise betonierten, verklinkerten und auch noch unvollendeten Stollensystemen wurde systematisch erforscht. Nach über 2,5 h dann die Begehung des Außengeländes, mit zahlreichen Bunkern, teilweise noch mit Original Inneneinrichtung, Laufgräben, Granatwerferstellung, FLAK und nicht zuletzt einem noch teilweise erhaltenen Radar SEE - RIESE Würzburg auf seinem Betonsockel rundeten dieses Erlebnis ab.
Dann ging es zum Blockhaus und bei Steak und Getränken fachsimpelten wir noch lange über das heute gesehene !
Der nächste Tag war dann nach einem Besuch der "HKB 36./977 Tellevik"
ein "Fahrtag" über Bergen nach Geiranger.
Auf Tellevik konnte man die dortigen Geschütze 10,5cm K332, Bunker und deren zugehörigen Anlagen besichtigen. Dann aber wie erwähnt eine Fahrt durch das wilde, zerklüftete, schroffe und immer wieder Atemberaubende SCHÖNE Land nach Geiranger zum dortigen Quartier.
Auch der neue Tag begann erst einmal mit längeren Fahrt durch dieses herrliche Land nach Trondheim.
Über die Traumstraße "Trollingsten", sicherlich wegen der vielen Trolle hier, allerdings bekamen wir nur einen zu sehen, absolvierten wir doch einige hundert Kilometer, aber die noch fast pure Wildnis, teils über noch Schneebedeckte Pässe, vorbei an rasant in die Tiefe stürzenden Wasserfällen und herrlichen Fjorden ließ auch dies zu einem tollen Erlebnisse werden.
Am Nachmittag standen dann in Trondheim noch die beiden U - Boot Bunker DORA I und II sowie der dazugehörige Torpedobunker auf unserem Plan.
DORA I war bereits fertig gestellt, wogegen Bunker DORA II zu knapp 70% errichtet war. Bei beiden Bunkern, besonders aber bei DORA II, hatte man ständig Probleme mit dem extrem sandigen Untergrund.
Für einen noch größeren, damals modernsten, nämlich DORA III gab es bereits Pläne für eine vollständig unterirdische Basis etwas außerhalb der Fjordzufahrt.
Bei DORA I und II waren jeweils Liegeplätze (Nass- und Trockenzellen) für jeweils 6 U - Boote vorgesehen. Hinter bis zu 3m dicken Betonwand befanden sich die Trockenzellen.
Die Stundenlange Fahrt von Geiranger nach Trondheim hatte sich völlig gelohnt Wir erforschten im übrigen noch einen der Feuerleitstände, die für die beiden U - Boot - Bunker stationiert waren, zumindest was da möglich war, und noch zwei herrliche Rundbunker die zum Luftschutz für die Trondheimer Bewohner im Hafenviertel vorgesehen waren.
Am nächsten Tag sollte dann ein absoluter Knaller auf uns warten.
Der Drillingsgeschützturm "C - CÄSAR" des Schlachtschiffes "GNEISENAU", mit seinem erhalten gebliebenen Drillingsgeschütz, und den vollständigen unterirdischen Anlagen zum Betrieb des Turmes. "Marine - Küsten - Batterie MKB 4./507 Örlandet" Nach einer der vielen Fährüberfahrten auf dieser Reise ging es nun heute zum Austrat Fort, zur dort stationierten "MKB Örlandet".
Und dann ...
wenige Minuten nach verlassen der Fähre ging’s dann wieder runter von der offiziellen Straße, das untrügliche Anzeichen für uns, JETZT wird’s wieder spannend.
Auto abgestellt, einen Nebenweg eingeschlagen, und schon ging’s auf eine wuchtige Panzermauer zu, gesichert durch noch gut zu erkennende Straßensperren, dahinter der Bunker zur Nahverteidigung.
Und dann, wie aus dem nichts...
Drillingsgeschützturm CÄSAR, eines der drei Geschütze dieser Art, die sich seinerzeit auf dem Schlachtschiff "GNEISENAU" befanden.
Dieser Geschützturm ist das einzig erhalten gebliebene Fernkampfgeschütz (28cm, SKC 34 Drillingsgeschütz), der deutschen Kriegsmarine. In den vier unterirdischen Etagen des Bunkers wurde fast die gesamte Originalausrüstung des Geschützes wieder funktionstüchtig montiert. Der Verwalter der Anlage und Leiter das ansässigen Vereins, Herr Ragnar Janssen führte uns mit gebrochenem deutsch, aber für jeden verständlich durch die Anlagen. Das war, wenn man überhaupt eine Wertung vornehmen möchte, das Beste der Reise.
Nach der Erkundung der unterirdischen Bereiche, ein Traum aus Beton, Stahl und Technik, ging es noch direkt in den Geschützturm. Grandios, Technik pur, Kleinste Details noch im Originalzustand, einfach KLASSE.
Nach all den Augenweiden kam Herr R. Janssen noch mit einem Schlüsselbund und der Frage, ob des Interesses, das Original "Seerohr", einen "Stereoskopischer Entfernungsmesser" einmal von innen zu bewundern.
Wie fiel wohl die Antwort aus ???
Der Einstieg ins Seerohr erforderte wieder einmal etwas Geschick. Immerhin bot das "Rohrinnere" Platz für vier Soldaten.
Am nächsten und damit letzten Tag ging es dann noch zur Batterie DROEBAG und auf die Festungsinsel Oscarborg, von wo aus der Kreuzer "BLÜCHER" nach Kanonenchuß beschädigt, und schließlich von dem hier unterirdisch angelegten Torpedo Bunker versenkt wurde.
Eine TOLLE Reise, tolle Infos und perfekte Führungen, und natürlich jede Menge Eigenerforschungen, machen das ganze zu einem unvergesslichen ERLEBNIS.
Ich hoffe es war nicht allzu langatmig, einigermaßen Interessant und relativ Kurzweilig.