Pz.W 598 mit Infanterie - Kleinst - Beobachtungsglocke und drei Scharten - Panzerturm für MG
Um es gleich vorweg zu nehmen, der „Ostwall“, wie diese Festungsfront oft irrtümlicherweise genannt wird, hat absolut nichts mit der hier beschriebenen Verteidigungslinie entlang der polnischen Grenze ab 1939 zu tun. Der eigentliche „Ostwall“ erstreckte sich während des zweiten Weltkrieges als Auffangstellung in der Ukraine, bestehend vorwiegend aus Feldstellungen und einfach betonierten Wehren.
Die Bezeichnung „Ostwall“ ist ein Propagandabegriff der Nachkriegszeit.
Der Vorläufer der Festungsfront Oder - Warthe - Bogen war die Nichlitz - Obra - Linie. Sie wurde zwischen 1934 und 1936 erbaut und bestand aus insgesamt 23 Bunkern über einen Streckenabschnitt von etwa 80 km. In unserem Report über die Festungsfront wird bei einzelnen Werkgruppen auf Bunkerbauten dieser Vorgängerlinie eingegangen. Die Anlagen sind nicht immer Bestandteil der unmittelbar im jeweiligen Beitrag beschriebenen Werkgruppe.
Werk 745 für MG und Pak, mit PaK - Garage. HINDENBURG - Stand. Baujahr 1935. Wird unter der Werkgruppe - Lüztow beschrieben
Die Verteidigungslinie Festungsfront Oder – Warthe – Bogen ...
...... begann an der Ostgrenze des III. Reiches vom Süden her mit der Oderlinie westlich entlang des Oderdeichs, von Brieg nach Rothenburg mit ungefähr 600 Verteidigungsanlagen.
Mit zusätzlichem Mauerwerk verstärkter Verteidigungsbunker an der Oderlinie.
Weiterhin dem OWB von der Oder bis zur Warthe.
Er misst eine Länge von ca. 80 km und ist knapp 140 km von Berlin entfernt, mit seinen 109 Panzerwerken und Ringständen sowie 87 hydrotechnischen Anlagen.
Panzerwerk 717 der Werkgruppe "Scharnhorst". Erbaut 1938 bis 1939
Panzerglocke mit Kalottverschluß. Pz.W 715 WG "Jahn" Erbaut 1936 bis 1937
Und im weiteren Verlauf die Pommernstellung ...
... an der Warthe beginnend bis fast zur Ostsee mit über 800 Verteidigungsanlagen verschiedenster Art und Bauweise.
Verschiedene Hohlgänge entlang der Pommernstellung
Die einzelnen Linien überschnitten sich aus taktischen Gründen an ihren jeweiligen Ausgangspunkten um eine nahtlose Verteidigungslinie zu gewährleisten.
Die geologischen Ergründungsarbeiten sowie die ersten Tätigkeiten vom Sperr- zum Stellungsausbau begannen an der Oderstellung bereits während der Reichswehrzeit zwischen 1926 bis 1928. An der Pommernstellung wurden die Arbeiten ab 1930 aufgenommen.
Der Oder – Warthe – Bogen, also Hauptbestandteil des hier vorgestellten Berichtes, wurde von 1934 bis 1939 mit Beton und Stahl erbaut und ist gleichzeitig die interessanteste Verteidigungslinie der Festungsfront. Der OWB gliedert sich in den Südabschnitt, den Zentral- oder Mittelabschnitt so wie den Nordabschnitt. Besonders der Zentralabschnitt stellt ein enormes Spektrum verschiedenster Verteidigungsanlagen bereit. 30 Panzerwerke, wobei „Werk“ aus dem mittelalterlichen für Befestigung und Panzer für Panzerung, also dem Schutz mittels Panzertürmen, Panzerkuppeln und Stahlschartenplatten stehen. Weiterhin verfügt der ZA über ein gigantisches Hohlgangsystem mit einer Gesamtlänge von mindestens 30 km. Hierüber gibt es unterschiedliche Angaben. Die Zufahrten auf der westlichen Seite stellten die Versorgung der unterirdisch kasernierten Truppen unter anderem mit Lebensmitteln, Munition per Schmalspurbahn (600 mm) sicher. In diesem Hohlgangsystem war auch die Untertage Verlagerung „SCHACHTELHALM“ zur Produktion vom Bombenzielgeräten untergebracht. Es ist ein schier unendliches Labyrinth aus Gängen, Bahnhöfen, Kasernen, Munitionskammern, Sanitäranlagen und Verbindungsstollen. Eine weitere Verteidigungsbautechnische Besonderheit sind die unterschiedlichen hydrotechnischen, das heißt wassertechnische Hindernisse. Einmalig im deutschen Festungsbau und darüber hinaus sind bewegliche Dreh- und Kipprollbrücken.
Es gab A, B, C und D – Kampf- bzw. Verteidigungsanlagen.
Die sogenannten A – Werke waren mit fünf Maschinengewehren, einen Maschinengranatwerfer M 19 und einem Flammenwerfer (Festungsflammenwerfer F.N.) bestückt. Die Besatzung konnte bis zu 50 Soldaten stark sein.
B – Werke müssen in Werke, Kleinstwerke und betonierte Stände unterteilt werden.
Das stärkste, das B – Werk hatte fünf MG, ein Maschinengranatwerfer M 19 und einen Festungsflammenwerfer (F.N.) und bis zu 50 Mann Besatzung.
B 1 Stände waren mit drei Maschinengewehren bestückt und hatten 25 Soldaten als Besatzung.
Die Kleinstwerke hatten eine Bassatzung von bis zu 10 Soldaten und ebenfalls drei Maschinengewehre.
Die C – Stände waren entweder mit zwei Maschinengewehren oder einer Panzerkanone bestückt. Jeweils 14 Soldaten waren in den sogenannten C – Werken eingesetzt.
Und noch die D – Werke. Diese hatten entweder ein Maschinengewehr oder eine Panzerkanone bei einer Besatzung von 14 Soldaten.
Diese Angaben stellen allerdings die Mindestanforderung an das jeweilige Werk dar, sie können durchaus im einzelnen variieren. Sicherlich kamen bei den Werken auch noch entsprechende Maschinengewehre für die Eingangssicherungen dazu.
Neben einigen Kampfbunkern und Panzerwerken im Süd- und Nordabschnitt wird den größten Teil des komplexen Beitrages der Zentralabschnitt einnehmen. Besonders natürlich das unterirdische Hohlgangsystem, das Labyrinth aus Tunnel, Beton und Stahl. Entlang der Festungsfront verharren noch heute unterschiedlich gut erhaltene Feuer- oder Pak- Stellungen, aufgeschüttete Erdwälle und mehrere Kabelbrunnen.
Dort wo einst das Echo der Soldatenstiefel nachhalte, die kurzen und präzisen Befehle ausgeführt wurden. Wo sich Landser wehmütig in Gedanken bei ihren Müttern, Kindern oder Liebsten wähnten.
Dieser Gasamtkomplex soll an sie erinnern. In stetiger treuer Pflichterfüllung, den Tod, fern der Heimat immer vor Augen.
Gerade bei den einzelnen Wekgruppen werden teil Bauwerke mit vorgestellt die nicht unmittelbar mit der eigentlichen Werkgruppe zu tun hatten, aber in räumlicher Nähe zu diesen stehen.
Der Beitrag basiert in erster Linie auf unseren Eindrücken und Sichtweisen bei unseren Besuchen in diesem riesigen Hohlgangsystem.
Nur von uns persönlich aufgesuchte Anlagen sind hier dokumentiert.