In der Nähe der Infanteriekasematte N-S 82 BÅ™ezinka befindet sich das Festungsbauwerk „Lom“ (Steinbruch). Ein kurzer Anstieg und man erreicht von der Infanteriekasematte “Brezinka” kommend dieses noch von den Spuren einiger Sprengungen gezeichnete ”Lom”. Fast der komplette Weg ist mit Panzerhinderniss – Platten ausgelegt. Das sind Betonplatten mit eingelassenen Öffnungen für Stahlträger oder zurechtgesägte Gleisstücke. Diese wurden bei Panzerangriffen einfach senkrecht in die Öffnungen versenkt und man hatte somit einen wirksamen Schutz vor den anstürmenden gepanzerten Fahhrzeugen.
In der Umgebung des Werkes kann man heute einen Teil des wiederhergestellten Systems der Panzer- und Infanteriehindernisse sehen. Solche Hindernisse zogen sich zwischen den einzelnen Werken hindurch und bildeten einen ununterbrochenen Gürtel. Das Infanteriehindernis war aus Stacheldraht, der mittels "Schweinschwänze" in der Erde befestigt wurde. Der sogenannte „Schweineschwanz“ ist ein mehrfach in sich gebogener Stahlstab, ähnlich einem Schweineschwanz, der in einem Betonklotz eingelassen wurde. Als Panzerhindernisse dienten in der ersten Reihe Stahlsäulen, die aus zwei U - Profilen geschweißt und an den Enden in einem Betongürtel befestigt wurden. Die zweite Reihe bildeten die "Böhmischen Stahligel" oder auch „Tschechenigel“. Das System der Hindernisse in der Gegend von Náchod wurde bis 1938 nicht fertig. Man kann heute noch in der Ungebung des Werkes „Lom“ und "BÅ™ezinka" beobachten, wo der Betongürtel für Panzerhindernisse unterbrochen wurde.
Und dann taucht es auf. Die Infanteriekasematte „Lom N–S 81“.
Spuren der Sprengungen um die Panzerglocken zu entfernen, sind gleich auf den ersten Blick zu erkennen. Die noch sichtbaren Beschädigungen verursachte die deutsche Wehrmacht nach der Besetzung im März 1939, in dem sie die Panzerglocken und auch einige Schießscharten heraussprengte. Ebenso wie von „Brezinka“ wurden sie zu anderen Bunkerwerken am Atlantikwall gebracht. Und auch hier wurde nach Abzug der stationierten Truppen das Werk von der Bevölkerung Nachod’s und umliegender Ortschaften geplündert. Alles was nicht einbetoniert oder fest im Beton verankert war wurde „gebraucht“. Aber der Festungsbunker ist gut erhalten und auch hier waren wieder einige Vereinsmitglieder am unermüdlichen Werkeln. Ein paar kurze Worte und wir konnten uns wie schon im „Brezinka“ völlig frei bewegen, lediglich für Fragen war immer einer der Vereinsmitglieder in der Nähe. Gleich im Eingangsbereich hat man liebevoll und annähernd mit Originalstücken ein kleines Museum eingerichtet. Außer den Ausstellungsgegenständen sind eine ganze Reihe historischer Fotos und Dokumente zu sehen. Neben Orden und Abzeichen und Waffen sowie Munition der damaligen tschechoslowakischen Armee befinden sich auch verschiedene Exponate der deutschen Wehrmacht in den Räumlichkeiten. Besonders beeindruckend hier sicherlich einige Röchlin Geschosse.
Die Außenwände sind noch teilweise mit dem Original Tarnputz versehen. Einige Anker für die Befestigungen der Tarnnetze befinden sich am oberen Ende des Bauwerkes. Bis zu 2m dicke Wände schützten die Kasematte vor Artilleriegeschossen und etwaigen Bomben. Vor den zwei mit Kalottverschlüßen versehenen Schießscharten befindet sich der Diamantgraben zum auffangen der leeren Hülsen und Schutz vor Erdanhäufung durch Explosionen und Detonationen in der Nähe des Bunkers. Ein vollständig eingerichteter Sanitärtrakt, mit Waschraum und WC, das komplette Filtersystem und eine komplette Wasserversorgung wurde durch die Vereinsmitglieder wieder liebevoll in unendlich vielen Stunden hergerichtet.
Dies gilt insbesondere für den Maschinenraum mt seinem Dieselagreggat. Die Nachrichtenübermittlung erfolgte ebenfalls wie im Werk “Brezinka” über Telefonverfbindung die im Störungsfall zur Übermittllung diente. Das Prinzip der Verbindung basiert auf der Ausbreitung der elektromagnetischen Wellenbewegung in der Erde. Die Reichweite der Erdtelegrafie war gering. Sie erreichte keine 1. 500 m, die zeitgemäßen Unterlagen gingen sogar von nur 500 m aus. Es reichte aber völlig aus um mit “Brezinka” zu kommunizieren.
Der zweietagige Bunker weist große bauliche Übereinstimmung mit dem Nachbarwerk „Brezinka“ auf.
September 1938 in der Gegend von Náchod
Náchod war eine von den wenigen Städten an der Grenze, die mehrheitlich von Tschechen besiedelt wurde. Die Werkgruppe "Dobrošov" war die einzige von allen tschechoslowakischen Werkgruppen, die nach der Münchener Abkommen auf dem tschechoslowakischen Gebiet blieb. Aber auch hier wurde der Bau quasi durch das Münchener Abkommen gestoppt, denn es hatte keinen Sinn die Befestigungen in der Umgebung fertig zu bauen, wenn alle übrigen Grenzgebiete mit Befestigungen in die Hände der Deutschen fielen. Die Stadt Nachod wurde dann erst am 15. März 1939 durch die deutsche Wehrmacht besetzt. Nach dem Krieg dachte man zwar eine Weile an eine weitere militärische bzw. zivile Nutzung einiger Befestigungsobjekte, es wurde aber nie in die Praxis umgesetzt. In der Gegenwart ist Dobrošov die am häufigsten besuchte Werkgruppe des ursprünglichen tschechoslowakischen Befestigungssystems und sie trägt den Status eines Nationalkulturdenkmals. Die Sanierung der Infanteriekasematte N-S 82 "BÅ™ezinka" begann im Jahre 1989, das Nachbarwerk N-S 81 "Lom" öffnete zum ersten Male im Jahr 1999 seine Tore für die Öffentlichkeit. Beide Objekte tragen heute den Status eines Kulturdenkmals.
Beide Bunkerwerke sind ein gutes Beispiel für verantwortungsvollen Umgang mit der Bunkerarchitektur und dem Umgang der dazugehörigen Geschichte.
Bilder 1 bis 4, Nahverteidigung, Diamantgraben und Kalottverschluss
Schweineschwänze
Ausstellungsstücke im Bunker
Lom mit herausgesprengtem Panzerturm und die Panzerhindernisse aus Gleisstücken oder Stahlträgern
(Aufnahmen 1938)
Quellen:
Dank an Ales Horak (†) für die Auskünfte und F. aus Ebersbach
Ales Horak. Foto CD
Privat –Archiv und bei der Erkundung gesammelte Eindrücke & Aussagen