Halbinsel Hel, Teil 2:




Küsten - Artillerie - Batterie „Schlesien“
Vor und nach dem zweiten Weltkrieg „31. Heliodor – Laskowski - Küsten -Artillerie - Batterie “


Die Wellen prasseln an das Ufer des fast weißen Sandstrandes. Die Brandung verfängt sich in den Resten eines gesprengten Bunkers. Hölzerne Wellenbrecher vor einer Panzermauer versuchen gegen die Urgewalten der Elemente stand zuhalten. Kleine Fischerboote schaukeln weit draußen in den Wogen auf und ab. Es ist April, der eisige Wind peitscht uns ins Gesicht. Doch der Termin ist bewusst gewählt, einige Wochen vor dem Beginn der Saison auf der Landzunge. Dann werden die Strände wieder gefüllt sein mit Luftmatratzen, Liegestühlen und Sonnenschirmen. Die Insel wird wieder überwiegend preußisch oder deutsch sein. Noch aber liegt der idyllische Ort Hel in den letzten Zügen des vergangenen Winters. Die kleinen Touristengeschäfte werden langsam auf  Vordermann gebracht, Häuserfassaden neu gestaltet. Es richt nach Farbe und die Menschen strahlen eine gewisse Ruhe aus. Die Promenade des Ortes, die kommende Flaniermeile liegt noch als chaotisch wirkende Baustelle im Zentrum des ehemaligen Fischerdorfes. Aber das nehmen wir nur am Rande wahr, wir sind auf geschichtlicher Mission, es geht um die Erkundung der historischen Kriegsgeschichte der Halbinsel Hel, mit seinen Geschützstellungen, Ringbettungen, Bunkern, Leit- und Peiltürmen.
Die Artilleriekette mit ihren vier Ringbettungen und zwei erhaltenen Geschützen. (10.0mm Russ.) Im alten Kasernenbereich befinden sich noch eine ganze Reiche der üblichen Bauten zur Stationierung der damaligen Einheiten.


„Die „Heliodor - Laskowski - Küsten -Artillerie - Batterie“ ist die modernste und größte Feste Artilleriebatterie aus der Vorkriegszeit, die mit vier Geschützen „Bofors“, Kaliber 152,4mm bewaffnet war.

Die Versuche der Führung der Kriegsmarine, die Geschütze zur Stärkung des schwachen Küstenschutzes einzusetzen, wurden schon Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts begonnen. Dank der Initiative des Schiffskapitäns Ult. Laskowski wurde der Vertrag mit dem schwedischen Unternehmen „Bofors“ über die Lieferung von vier Geschützen, Kaliber 152,4mm abgeschlossen. Der Kauf der Geschütze mit Zubehör und Munition war ein Tauschgeschäft und wurde mit 125 Tausend Tonnen Kohle beglichen. Im Frühjahr 1935 wurde in Schweden das Erprobungs- und Abnahmeschießen durchgeführt, und im Juni und September 1935 wurden die Geschütze nach Danzig geliefert. In derselben Zeit wurden die Vorbereitungs- und Projektarbeiten durchgeführt. Für die Küstenbatterie wurde das Gelände am Rande der Landzunge Hel, das von der Gesellschaft „Hel – Kapiele Morski“ gekauft wurde, gewählt.

Das militärische Kapitel der Landzunge beginnt im Jahre 1933, als über den Bau der damals modernsten und größten Küstenbatterie in diesem strategischen Ort entschieden wurde. Die Batterie erhielt die Nr: 31. In den Jahren 1935 bis 1939 wurden Stahlbetonblöcke für die „Bofors“ Geschütze und einige zusätzliche Objekte, zwei Feuerleittürme, Bunker für Artilleriezentrale und Stromerzeuger sowie Luftabwehstellungen gebaut. 1936 wurden die Kaserne sowie Küche und Kantine abgegeben.

Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1935 und schon im September wurde die Montage der Geschütze beendet und das Erprobungsschießen durchgeführt. Die Küstenbatterie mit der Nr: 1 wurde, zusammen mit der „griechischen“ und der „dänischen“ Batterie in die Küstenartillerie - Abteilung eingegliedert. Nach der Umgestaltung im Jahre 1936 erhielt sie die Nr: 31, und ein Jahr später erhielt sie den Namen des vorzeitig gestorbenen Artillerieführers und Schiffskapitäns Ult. Laskowski, dank dessen die Batterie entstanden ist.

Während der Kriegshandlungen war die Batterie häufig von Luftangriffen und Artilleriebombardierungen der deutschen Panzerschiffe „Schleswig - Hohlstein“ und „Schlesien“ betroffen. Trotzdem hat sie ihre Aufgaben hervorragend erfüllt, indem sie gegen Schiffe kämpfte und die Verteidiger  auf dem Festland unterstützte. Am 3. September kämpfte sie zusammen mit den Schiffen „Wicher“ und „Gryf“ gegen deutsche Zerstörer, und am 25. und 27. September trug sie zwei Artillerieduelle mit gegen die viel besser bewaffneten Panzerschiffe „Schleswig - Hohlstein“ und „Schlesien“ aus. Während des Beschusses kamen zwei Matrosen ums Leben, 10 weitere wurden verletzt, darunter der Batterieführer Kapitän Przybyszewski.

Nach der Kapitulation wurden die Batterieobjekte von den Deutschen übernommen und zur Kriegsmarine eingezogen. Sie erhielten den neuen Namen „Schlesien“, den Namen des Panzerschiffes, der gegen die Verteidiger von Hel kämpfte.


Nach dem Krieg, als der Küstenschutz in Anlehnung an selbstständige Artilleriebatterien neu gestaltet wurde, wurden die militärischen Vorteile von Hel nicht vergessen. Vermutlich war geplant, die ursprüngliche Laskowski - Batterie mit den „Bofors“ Geschützen ins Leben zurück zurufen und aus diesem Grund wurde die neu Feuerstellung nach dem Entwurf aus der Vorkriegszeit wieder aufgebaut (1946 wurde der rechte Teil zerstört). 1948 stellte sich heraus, dass die ausgedienten „Bofors“ Geschütze kaum nutzbar sind. Die verschanzten Artillerieeinheiten wurden also der Montage mit den russischen Geschützen B – 13 Kaliber 130mm angepasst. Nach ihrer Montage am 24. März 1948 wurde in Anwesenheit von der entsprechenden Kommission das Erprobungsschießen zur Kontrolle der Geschütze durchgeführt. Die neue Küstenbatterie in Hel mit der Nr: 2 wurde in die 31. Küstenbatterie – Abteilung eingegliedert, und 1950 – ein Jahr nach der Umgestaltung – erhielt sie den Namen 13. Feste Artilleriebatterie. In derselben Zeit sind viele zusätzliche Objekte, die das funktionieren der Batterie gewährleisten, entstanden. In den Jahren 1948 bis 1958 wurden u.a. die Artilleriezentrale, zwei Feuerstellungen, Kraftwerk, zwei Bunker und der Turm mit dem Artillerieradar gebaut.

Seit Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die Rolle der Rohrartillerie immer wieder beschränkt, so dass die Besatzungszahl reduziert wurde. Nach zahlreichen Personaländerungen wurde die Batterie der Nachbarbatterie Kaliber 100mm angeschlossen und erhielt den Namen 27. Feste Artilleriebatterie. Die Batterie wurde mit vier auf Stahlbetonblöcke gestellten Geschütze Kaliber 100mm aufgestattet, die mit unterirdischen Korridoren miteinander verbunden waren. Im hinteren Teil wurde u.a. ein Feuerleitturm von einer sehr interessanten Konstruktion „Hühnerfuß“ genannt, gebaut.  
Am 15. Januar 1997 wurde das letzte Erprobungsschießen durchgeführt, dann 8. November 1997, wurde die Batterie aufgelöst.

Auf der Basis der aufgelösten Batterie entstand die 7. Flak - Abteilung, deren Geschützstellungen S – 60 Kaliber 57mm auf Dünen im Batterievorgelände aufrecht erhalten wurden.“
[1]


 

Quellen:
[1] Schautafeln
Gesammelte Eindrücke und Aussagen bei unserer Tour.


Text: Axel
Fotos: © Axel, Jens & unsere Schweizer Freunde

© Team Bunkersachsen 2011
 

Die SMS Schlesien, Linienschiff der Deutschlandklasse der Kaiserlichen Marine (1908 - 1945 / selbs versenkt)

http://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Schlesien

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