Halbinsel Hel, Teil 3:


Bunkerlinie „JASTARNIA“ auf der befestigten Region Hel.

 

 

„Am 21. August 1936 erließ der Präsident Polens, die Halbinsel Hel zur „Befestigten Region“ auszubauen. Im Herbst des Jahres wurde von der Generalbehörde für Streitkräfte, Brigadegeneral W. Bortnowski entsandt, um eine taktische Studie über die Region durchzuführen. In seinem Bericht unterstrich er die Notwendigkeit, das Gebiet des Marinestützpunktes von der Landseite aus sicherzustellen. Er verlangte dringend den Bau eines „Hauptwiederstandzentrums“ mit permanenten Befestigungsobjekten, das den Zugang zur Halbinsel sperren sollte. Der Bau der Bunkerkette erfolgte schließlich 1939.
Den Kern der Verteidigung sollte eine Hauptstellung mit vier schweren Stahlbetonbunkern bilden. Die Arbeitsgruppe Nr: 8 der Küstenbefestigungsbauverwaltung war für den reibungslosen Bauverlauf an der Bunkerkette zuständig. Die Bunker sollten mit stationären Panzerabwehrkanonen ausgestattet werden. Diese Waffe hatte zu dieser Zeit in Europa außer Polen nur Frankreich. Die Baumaßnahme begann am 15. Mai 1939, die Arbeiten wurden unter Leitung von Pionieren durch Freiwillige (?) aus der Aufbauhelfertruppen (eine polnische Jugendorganisation) durchgeführt. Die Objekte wurden alle mit Decknamen bezeichnet die den Anfangsbuchstaben „S“ trugen.
Ab Juni 1939 war eine Kompanie der Grenzschutzkorpsbataillon der Brigade „Polesie“ an der Verteidigungslinie stationiert. Sie halfen den Pionieren bei dem Bau der künstlichen Hindernissen und anderer Feldbefestigungsanlagen. Nach der Besetzung Polens durch russische und deutsche Truppen kapitulierte die „Befestigte Region“ am 02. Oktober 1939.
In den Jahren 1940 bis 1944 unterhielt die Wehrmacht auf Hel ein Landungsabwehrsystem. Die Stahlbetonbunker wurde als Luftschutzräume, der vorgeschobene Bunker „SEP“ als Beobachtungsposten genutzt. Im März 1945 sperrten sowjetische Truppen einer großen Anzahl deutscher Streitkräfte auf Hel die Rückzugsroute ab. Am 10.Mai kapitulierte die deutsche Truppe.
Wegen ihres historischen Wertes wurden die Bunker 15. Juni 1999 durch einen Bescheid des Denkmalkonservators zum Denkmal erklärt.“
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Die Verteidigungslinie sollte aus drei Stellungen bestehen. Die rückwärtige mit vier leichten Stahlbetonbunkern für Maschinenwaffen, der vorgeschobenen und der Hauptstellung. Auf der 430m breiten Insel an dieser Stelle erreichte man somit eine gestaffelte Tiefe von 500m.
Mit dem Bau der Hauptstellung der gestaffelten Bunker „SOKOL", „SABALKA“, "SARAGOSSA“ & „SEP“ wurde am 15.05.1939 begonnen.
Den Hauptkern bildeten diese vier schweren Stahlbetonbunker. Bestückt waren sie mit Panzerabwehrkanonen, und schweren MG. Die Stahlbetondecke beträgt durchschnittlich 1,40m, die Außenwände 1,00 bis 1,80m. Das Feuer auf das Vorfeld wurde vom schweren MG aus drei Schießscharten mit einem frontalen Schussfeld von 190 Grad im Panzerturm geführt. Weiterhin waren auch die Flanken- und Eingangssicherungen mit MG bestückt. Die Panzerabwehrkanone war vom Kaliber 37mm und hatte einen frontalen Schussradius von 45 Grad. Zusätzlich zur Rundumverteidigung gab es noch  Handgranatenauswürfe, Scharten für LMG und andere leichte Waffen, Rampen für Leuchtraketen und einen eingelassenen Scheinwerfer.
Die gestaffelten Hindernisse setzten sich aus den schweren Bunkern, künstliche Infanterie- und Panzerhindernisse (teilweise aus Stahlpfählen), permanente und mobile, also tragbare Hindernisse, und die vier leichten Bunker zusammen.

Stellvertretend für alle schweren Stahlbetonbunker
Bunker „SABALKA“

Ein Blick von der Panzerkuppel ins innere des Bunkers

Und durch eine Schießscharte

Schwerer Bunker für Maschinenwaffen und Panzerabwehrkanone, in dem sich auch der Verteidigungskommandostand befand. Panzerstärke; für Schießscharten in den Wänden 25mm, für die Panzertürme 180 bis 200mm. Die Stärken sowie die Anwendung einer steifen Splitterschutzschicht innerhalb der Räume sowie Decken und Stahldrahtgewebe in den Wänden, schützte die Besatzung bei schweren Artillerietreffern vor Volltreffern bis zu einem Kaliber von 220mm. Eine ins Hinterland gerichtete Schießscharte für ein schweres MG im Panzerturm und eine Schießscharte für ein leichtes MG in der hinteren Wand sollte es Angreifern schwer machen den Bunker zu umgehen. Zusammen mit der Handgranatenrampe und drei anderen Schießscharten für Handwaffen (eine in der Wand, zwei in den Türmen der Notluken) war der Bunker rundum gesichert. Die Nahverteidigung sicherten zwei Schießscharten für Handwaffen. Zwei Abschussrampen für Leuchtraketen und ein Panzerscheinwerfer (in einer Hinterwandnische) erleichterte die Beobachtung und den Kampf in der Nacht.
Dank entsprechender Geräte und einer Grundquartierausstattung war es möglich, die Kampffähigkeit zu erhalten und ein Minimum an sozialen Komfort für einen längeren Aufenthalt der Besatzung im Bunker zu sichern. Ein Stromaggregat lieferte Strom und ein Filter - Lüftungssystem sowie eine hermetische Verschließung der Öffnungen sollte vor chemischen Waffen schützten. Die nebeneinander liegenden Räume des Kommandanten und der Telefonzentrale ermöglichten es, die Führungsstelle zu organisieren, aus der der Kampf der restlichen Bunker und der Infanterie in den Feldbefestigungen geleitet werden konnte. Bei Kriegsausbruch 1939 war der Bunker bereits fertiggestellt. Der Panzerturm mit der Panzerabwehrkanone fehlte noch beim Einmarsch der deutschen Truppen.   
[1]

Bunker "SARAGOSSA"

Während bei unserem Besuch die Bunker „SABALKA“ und „SARAGOSSA“ verschlossen waren, konnten wir die Kampfanlage „SEP“ ungestört erkunden. Im Gelände sind noch Spuren einiger Feldhindernisse zu erkennen, so zum Beispiel der mittlerweile voll Wasser stehende Panzergraben.

Bunker "SEP"
 

Der zur See hin vorgelagerte Bunker unterscheidet sich sofort durch einen andern Tarnanstrich



 

Quellen:
[1] Schautafeln, zum besseren Verständnis leicht geändert
Gesammelte Eindrücke und Aussagen bei unserer Tour.
Dank an F. sauermann, Wild - Ost - History


Text: Axel
Fotos: © Axel, Jens & unsere Schweizer Freunde

© Team Bunkersachsen 2011

 



 

 

 

 

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