Auszug aus einer Radiodokumentation von 1947 (Hasso Wolf).
".....Nideggen, Hürtgen, unser Wagen jagt durch die kleinen Dörfchen der Eifel, stechend brennt die Sonne vom blauen Himmel auf die holprigen Straßen, auf die von Granaten zerfetzten Wegen.....
Rauch und Qualm - DER HÜRTGENWALD BRENNT.
Eine Nachricht die wie ein Lauffeuer von Mund zu Munde ging. Seit Stunden schon brennt der Wald, der TEUFELSWALD, der wie kein anderer gierig Menschenblut getrunken hat. Bis zuletzt und immer noch, denn in diesem Wald herrscht das Grauen. Zwischen den kahlen Baumstümpfen, neben den ausgebleichten Knochen der Toten des Krieges. Freund und Feind, neben den deutschen und amerikanischen verrosteten Stahlhelmen und Waffen, neben den ausgebrannten Panzern hockt und lauert der Tod. ..."
Bald sollten wir sehen und hören was sich hier zugetragen hat.
Erste Station, der so genannte "Kall - Weg, TRAIL.
"Die Allerseelenschlacht" oder die "Schlacht im Hürtgenwald" ist die Folge von Stellungskämpfen, Panzer- und Artilleriegefechten, fürchterlichen Grabenkämpfen Mann gegen Mann. Oft war Freund oder Feind kaum auseinander zu halten. Die harten und verlustreichen Kämpfe zogen sich von September 1944 bis Februar 1945. Besonders die amerikanischen Einheiten hatten mit bis zu 56 000 getöteten, vermissten oder verwundeten Soldaten einen hohen Blutzoll zu zahlen. Die deutschen, zusammen gestellten Einheiten aus Heer, Luftwaffenangehörige, teilweise versprengten SS - Soldaten, Volkssturm, Hitlerjugend und anderen versprengten Soldaten hatten 13 000 Mann an Verlusten zu verzeichnen.
Der Kommandant der hier eingesetzten 82. US. Fallschirmjägerdivision schilderte die Kampfhandlungen im gesamten Gebiet so.
"Es war die verlustreichste, unproduktivste und am schlechtesten geführte Schlacht, die unsere Armee geschlagen hat".
Hier am Kall - Trail wurde uns bewusst, was gemeint war. Die Amerikaner stießen im Gelände des Kalltales, wie überhaupt im gesamten Gebiet, auf bisher für sie ungewohnte Verhältnisse. Waldkampf, zum teil Mann gegen Mann, kaum Luftunterstützung, und Aufklärung nur mit kleinen Stoßtrupps möglich. Die Funkverbindungen waren durch die gebirgige Landschaft eingeschränkt. Fuß- und Kradmelder mußten durch völlig unbekanntes, schlammiges und teilweise vermintes Terrain. Hier konnte die geballte Kraft von Bomberverbänden und Panzerarmeen, wie von der Normandie bis hier her gewohnt, nicht genutzt werden. Es gab seitens der Amerikaner zahlreiche Befehlsverweigerungen, speziell zum Einsatz in den Wäldern. Es war so, dass die Alliierten die Lage hier in der Eifel völlig falsch einschätzten.
Von der Mestrenger Mühle begingen wir den Kall - Trail Richtung Schmidt.Am 3. November 1944 fiel die Entscheidung bei den Amerikanern, hier mit 2 Bataillonen einen Vormarsch auf Schmidt über den hier entlang führenden Weg über die Kall durchzuführen. Der Weg war vorher nicht aufgeklärt worden, und so merkten die GIs erst hier, das der Weg ein besserer Fußweg, denn eine Möglichkeit für Panzer- und LKW Befahrung war. Immerhin sollte hier der komplette Nachschub an gepanzerten Fahrzeugen und Material nach Schmidt verbracht werden. Pioniere mußten zum Teil mit Knüppeldämmen und Sprengungen den Fußweg erst befahrbar machen. Schmidt wurde dennoch am 3.11. fast kampflos eingenommen. Bereits am 4.11. eroberte die Wehrmacht Schmidt zurück, wobei die Amerikaner hohe Verluste erlitten.
Am Kall – Trail kam es immer wieder zu harten Kämpfen. Der Weg konnte auf Grund seiner Verhältnisse kaum mehr wegen blockierenden und abgeschossenen amerikanischen Panzern passiert werden. Hier waren die GIs völlig überfordert, die Wucht und Schnelligkeit, aber auch der zähe Kampfeswille der deutschen Soldaten, so dass sie sich bis nach Vossenack zur dortigen Kirche zurückziehen mußten. Hier verlief dann direkt durch den Pfarrgarten und die Kirche selbst die Front. In der Kirche soll es zu blutigen Nahkämpfen gekommen sein. Von den zum Vorstoß nach Schmidt befohlenen 2 200 Soldaten meldeten sich am 7. und 8. November lediglich 300 !!! bei ihren Einheiten zurück. Ende 1944 kam es hier durch Vermittlung eines deutschen Sanitätsoffiziers zu einem inoffiziellen Waffenstillstand mit den Amerikanern. Dabei wurden verwundete amerikanische Soldaten übergeben, und somit vielen GIs das Leben gerettet. Zurück an der Kall - Brücke und weiter Richtung Mestrenger Mühle begaben wir uns zu den Autos um in Hürtgen die Kriegsgräberstätte auf zusuchen.
Die Kriegsgräberstätte in Hürtgen ...
... ist eine von vielen, die sich hier in der Nordeifel finden lassen. Ich dachte daran, dass hier die Gebeine Gefallener deutscher Soldaten, auch namenlose - UNBEKANNTE bestattet sind. "Hier könnte auch mein Großvater liegen, hätten meine Großeltern hier gelebt", stellte ich mir vor, und konnte den schrecklichen Gedanken angesichts der vielen Gräber nicht gleich wieder loswerden. Auf jeden Stein sind beidseitig sechs bis acht Namen oder UNBEKANNTE Soldaten niedergeschrieben. Der Soldatenfriedhof in Hürtgen wurde 1950 in der Nähe des größten Minenfeldes damals hier im Gebiet, der "Wilden Sau", angelegt. Bestattet sind hier insgesamt 3 001 Tote. 560 von ihnen als UNBEKANNTER SOLDAT. Im Eingangsbereich wurde ein Gedenkstein für
LEUTNANT Friedrich Lengfeld mit folgendem Text errichtet
Er wurde am 12. November 1944 von Amerikanischen Soldaten erschossen, als er versuchte einen amerikanischen! Soldat aus dem Minenfeld "Wilde Sau" zu bergen. Die Gedenktafel wurde später von der Veteranenvereinigung der 4. US - Infanteriedivision hier aufgestellt.
Zum Minenfeld "Wilde Sau" berichtete uns ein Einheimischer, das bei den Kämpfen deutsche Soldaten auf der Flucht vor den Amerikanern in das Minenfeld geraten waren, offenbar wußten sie nicht, das an diesem Ort eines angelegt war. "... da liefen die, die ha'm jebrüllt in ihrem Wahn und vor Angst, in die Minenfelder rein, und die paar die noch am Zaun (Drahtverhaue - A.F.) hängen blieben, die wurden von den Maschinengewehren der Amis niedergemetzelt." und weiter "Aber so war der Krieg hier, da kann man jetzt nit Vorwürfe machen", sagte uns ein ältere Herr, und wir verabschiedeten uns ziemlich bedrückt von ihm.
Die Vossenacker Kirche
Baptist Palm schrieb nach dem Krieg
"... Die Ausfälle an Toten und Verwundeten wurde immer größer. Es schien so, als wenn einer nach dem anderen ins Gras beißen mußte. Der einzige Sanitäter, der noch bei unserer Kompanie war, hatte fortlaufend Arbeit, um wenigstens den Schwerverwundeten erste Hilfe zu bringen, und sie in die schützenden Keller des etwas hinter der Kirche liegenden Pfarrhauses zu transportieren. Der II. Zug der Kompanie lag links von uns in einer Gasse, wo am unteren Ende noch ein Haus mit einem leidlich erhaltenen Keller stand. Mit achtzehn Mann von unserem Zug hatten wir im Heizungskeller der Kirche leidlich Schutz vor dem Artilleriefeuer gefunden. Abwechselnd, jeweils zwei und zwei Mann hielten wir Wache. Die einen an der Sakristeitür der Kirche, von welcher man durch das zerschossene Hauptportal der Kirche die Dorfstraße zweihundertfünfzig Meter feindwerts einsehen konnte. Der eine Doppelposten patrouillierte ständig außen an der Kirche herum, damit wir nicht vom Feind überrascht werden konnten.
Furchtbar war die Kirche im Inneren zertrümmert. Das Dach war in den Kirchenraum gestürzt. Kreuz und Quer lagen die Balken und Pfeiler gleich einem Schutthaufen. Der Altar lag zerschmettert im Chorraum. Die schöne Orgel, die erst vor sechs Jahren eingebaut wurde, war in Fetzen. Das ganze war ein Bild harten Kampfes und grauenhafter Verwüstung..."
Durch die Kampfhandlungen am 6.11.1944 wurde im Außenbereich der Kirche, Pfarrgarten und Friedhof !, verlustreich, besonders für die Amerikaner, gekämpft. In der Vossenacker Kirche (Sühnekirche) soll nachgewiesen sein, dass es harte, blutige Kämpfe Mann gegen Mann gab. Zeitweise war die Sakristei der Kirche "DEUTSCH", und der Turmbereich von GIs besetzt.
Heute bietet die Kirche und ihr inneres wieder ein Bild des Friedens und der Glücksseeligen Ruhe. Ich konnte nicht umhin hier eine Kerze allen deutschen Gefallenen, eine der geschundenen Zivilbevölkerung, und eine den gestorbenen amerikanischen Soldaten zu widmen.
EHRE ALLEN TOTEN
Vossenacker Gedenkort (Kriegsgräberstätte).
Diese Kriegsgräberstätte wurde 1948 eingerichtet und 1952 eingeweiht. 2 347 Tote sind hier beigesetzt, unter ihnen 35 des Minenräumkommandos, die noch nach dem Krieg bei ihrer grausigen Arbeit das Leben ließen. Die Höhe, auf dem sich das Gelände befindet (Höhe 470) war damals hart umkämpft, und wechselte mehrmals die "Besitzer". In die Kriegsgeschichte ging sie unter den Namen "Tor zum Kölner Becken" (wegen der bei günstigem Wetter herrlichen Sicht auf Köln, und die vor gelagerte Ebene) ein. Der bekannteste hier bestattete ist sicherlich Generaleldmarschall, Walter Model (24.01.1891 - 21.04.1945), der hier auf seinen ausdrücklichen Wunsch ohne Rangbezeichnung neben seinen getreuen Kämpfern beigesetzt werden wollte. Uns wurde berichtet, dass, wenn Veteranen der einstigen Gegner hier her kommen, diese eine monumentale Skulptur oder ähnliches erwarten, und natürlich überrascht sind, das der hoch angesehene Offizier hier in den Reihen seiner Kameraden liegt. Er war ein Offizier. der schon zu seiner Dienstzeit offen gegen strategische Pläne von A. Hitler Position bezog. Im Gegensatz zu vielen Offizieren der Wehrmacht, die erst nach dem Krieg IHREN WIEDERSTAND entdeckten. Untrennbar mit dem Friedhof ist auch der Name Julius Erasmus verbunden, der "Totengräber von Vossenack". 1 569 Opfer hat er eigenhändig geborgen, identifiziert und bestattet. Die gefundenen Gebeine der Toten legte er vorsichtig in Papiersäcke, und auf Pferdekarren wurden sie zum Gemeindefriedhof gebracht und bestattet. Aus Platzmangel erfolgte später eine Umbettung auf den jetzigen Ehrenort. Julius Erasmus hat die Daten der Gefallenen deutschen Soldaten aufgeschrieben, beerdigt und entsprechende "Liegepläne" angefertigt. Einfache, von ihm selbst gefertigte Holzkreuze kennzeichneten die letzten Ruhestätten.
Ihn hat NIEMAND beauftragt - KEINER hat ihn zu dieser Tätigkeit angestellt, und eine Vergütung erhielt er auch nicht dafür !!!
Julius Erasmus starb am 03.09.1971 in Nideggen. Bis er Vossenack verließ, hatte er 15 Jahre in einer Hütte am Soldatenfriedhof gelebt. Diese Hütte existiert heute noch.
Gleich neben der Kriegsgräberstätte steht das ...
Ehrenmal der 116. Panzerdivision, - der "Windhund - Division",
Persönlich freue ich mich über eine in den folgenden Tagen erfolgten Einladung zu einem Veteranentreffen der "Windhund - Division" noch in diesem Jahr. Das wird sicherlich ein bleibendes Erlebnis, werden es ja immer weniger der noch lebenden Kämpfer vergangener Tage.
Hier an der Erinnerungsstätte lernten wir Herrn T. kennen der uns nach einiger Unterhaltung vor Ort anbot, in den nächsten Tagen umkämpfte Orte aufzusuchen, Bunker zu besichtigen, auch innen, Schlachtfelder und Höckerhindernisse zu zeigen. Wir hatten Glück, Herr T. selbst Zeitzeuge, 71 Jahre alt, ist Geschichtsforscher und wir durften aus seinem umfangreichen geschichtlichen Fundus schöpfen. Nach einer Terminabsprache für den kommenden Tag verabschiedeten wir uns von ihm und fuhren zu unserem Quartier, wo wir die ersten Eindrücke des heutigen Tages besprachen und uns schon auf das spannend kommende freuten.
Die Höckerlinie bei der Höhe von Paustenbach
Am 19. September 1944 erhielt die 9. US Infanterie - Division den Befehl, mit dem III. Bataillon des 39. Inf. - Reg. von Lammersdorf aus die strategisch wichtige Paustenbacher Höhe (Höhe 544, beim heutigen Eifelkreuz) zu nehmen. Von hier aus sollte dann das Kalltal und die Kalltalsperre angegriffen werden. Unterhalb der Höhe, an der Höckerlinie, kam der Angriff zu stehen, der vorher schon bei den sich um Paustenbach befindlichen Westwallbunker nur unter erheblichen Verlusten weiter geführt werden konnte. Erst am 29. September, 10 Tage nach Beginn des Angriffs, konnte die letzte Bunkerbesatzung nach hartem Kampf zum aufgeben gebracht werden. Den Soldaten im Bunker war die Munition ausgegangen, und sie begaben sich in amerikanische Gefangenschaft. Das ca. 15 km lange Teilstück der Betonhindernisse (Höckerlinie 5- zügig), zieht sich von Monschau über Paustenbach (unserer Erkundungspunkt) bis nach Lammersdorf. Die noch zum großen Teil sichtbaren Hindernisse, von den Amerikanern "Drachenzähne" genannt, ziehen sich hier teilweise im Zick. Zack durchs Gelände. Wieder einmal sprach ich hier einen "alten Mann" an, ob er hier über etwaige Kampfhandlungen bescheid wisse, und ob sich auf der vor uns leicht ansteigenden Höhe Abwehrmaßnahmen befanden. O- ton. " ...als Soldaten der Mutter sagten, es wär besser Paustenbach zu verlassen, weil die Amerikaner kommen, die ha'm ja alles vorher kurz und klein gehaun mit der Artillerie und den Panzern, sind wir hier den Weg hoch, und da hab ich 15 Mann gezählt und zwei MG, aber die ha'm für die kleinen Panzer gereicht..." (gemeint sind sicherlich die "Sherman" die mit ihrer geringen Panzerung kaum Schutz vor MG boten A.F.), und weiter " ..später hatten die dann Holzplanken drum, da ist die Munition drin stecken geblieben oder das Holz flog in Fetzen davon". Die Soldaten sollen hier oben nach seiner Meinung mehrere Wochen die Panzer aufgehalten haben. Wie viele Soldaten es letztlich waren wußte er nicht, da ja die Flucht aus Paustenbach vor den Kampfhandlungen erfolgte. Infolge der Flucht, berichtete er weiter "... ist auch meine Mutter tot geblieben, das waren die Amerikaner mit ihren..." er senkte den Kopf und sprach nicht weiter. Wir kamen uns nun ziemlich betröppelt vor. Sicherlich war es nicht sehr lang, aber mir kam das Schweigen wie eine Ewigkeit vor. Vorsichtig, eher zaghaft, fragte ich ihn, wohin denn eigentlich der Weg weiter führt. Langsam kam wieder "Leben" in seine Augen.
"... Jungens, ihr steht hier auf ner historischen Straße, hier ist der Hitler lang gefahren, nach "Vogelsang" (National Sozialistische Kaderschmiede) zur dortigen Ordensburg. Haben sie ihn selbst gesehen, war unsere Frage. " Ja sicher, da unten", er zeigte auf eine Stelle unterhalb des Weges, "da kam er mit nem offenen Wagen, stand auch auf". Weiter wußte er zu berichten, dass eine ganze Menge von Motorrädern vornweg fuhren und die Militärpolizei, wie er es nannte, es hier nicht erlaubte, Blumen auf das Fahrzeug zu werfen. Der ganze Ort stand an der Straße und jubelte.
Wieder die Erfahrung, Geschichte ist hier so "hautnah", ich hätte mich noch länger mit ihm unterhalten können, aber ein Blick auf die Uhr hielt uns zum weitergehen an. Es war zwischenzeitlich viertel vor 13 Uhr geworden. Es war Zeit für den Abschied, noch die besten Wünsche und viel Gesundheit für ihn, und es ging zum Eifelkreuz auf der Höhe 554. Von den einstigen Stellungen ist kaum noch etwas zu sehen, und so ließen wir die Blicke über die Höckerlinie schweifen, die von hier oben gut einsehbar ist, trotz teilweisem Bewuchs.
Nun suchten wir den "Wasserbunker" bei Lammersdorf auf, ein "versenkter" Bunker für die Vorratssicherung an Wasser.
Die Bunkerkette am Westwall hatte im Allgemeinen keine eigene Wasserversorgung. Man hatte aus diesem Grunde die so genannten "Wasserbunker" (A 1) mit unterschiedlich großen Vorratsbehältern gebaut. Der von uns aufgesuchte hatte die Maße 17,50m x 17,00m, hat drei Wasserbehälter, über Steigeisen erreichbar, einen Vorraum, zwei Schleusen und einen offenen Zugang über eine Treppe. Mit den Taschenlampen erkundeten wir jeden Winkel, selbst in einem der Vorratsbehälter schauten wir uns um, ehe es zum nächsten Ort, dem Ochsenkopf, gehen sollte. Hier nun trafen wir uns mit Herrn T.
Weiter mit B. zum Ochsenkopf, einem der am härtesten und damit auch blutigsten Orte hier. Da hier die einzigste Straßenverbindung über die Kall war, wurde er auch entsprechend mit Bunkern und anderen Verteidigungsbauten gesichert. Am 11. Januar 1945 konnten die Amerikaner den Ochsenkopf erst nach mehrmaligen Angriffen, vollständig einnehmen.
Am heutigen Parkplatz befand sich ein Pakschartenstand (P 2), auf dem noch heute Stellungsreste und Betonklötzer von der Sprengung zeugen.
Im weiteren Verlauf des Weges, irgendwann rechts durch unwegsames Gelände und etwas steil abwärts steht noch der Beobachtungsbunker. Von ihm aus war das gesamte Tal und einige Brücken gut einzusehen. Entsprechende Bewegungen wurden in den unterhalb befindlichen, heute gesprengten Bunker übermittelt. Geht man zum Parkplatz zurück und überquert die Straße, findet man an einem Waldweg ca. 50m links die Reste, genauer gesagt, die Eingangsfront, (Zugangsbereich) eines Bunker B 112. Nach den Kampfhandlungen hatten die GIs mit LKW hier Sprengstoff hergekarrt und den Bunker mit einer so gewaltigen Ladung(en) gesprengt, das die gesamte Vorderfront einige Meter vom einstigen Standort davon geschleudert wurde. Im gesamten Verlauf des Weges Waldwerts sind noch eine ganze Reihe gesprengter Bunker zu finden, allesamt erst nach den Kampfhandlungen zerstört. Im Wald sind die Reste einiger Erdbunker, Stellungsreste, Lauf- und Schützengräben zu sehen. Herr T. sagte hierzu, das die Bunker im Allgemeinen als Unterkunft dienten, gesichert mit einer MG - Scharte. Bei Alarm oder Angriffen liefen die Soldaten in das ausgeklügelte Laufgrabensystem, und konnten hier die ersten amerikanischen Angriffsversuche erfolgreich abwehren. Bis zur völligen Einnahme des Ochsenkopfes wechselte so mancher Bunker des Öfteren seine Besatzung mit deutsch und englisch sprechenden Soldaten.
Zu einem Gedenkstein wußte er zu berichten, dass man diesen amerikanischen Soldat erst viele Jahre nach Kriegsende in seinem Stellungsloch, damals in vorderster Front liegend, hier im Wald fand. Das grausige an diesem "Fund", er stand noch in seinem gebuddelten Stellungsloch, ohne Kopf, mit 6 kleineren Handgranaten am Koppel und in der Uniform. Sicher wurde ihm bei den Kämpfen der komplette Kopf abgetrennt, und das Loch dann möglicherweise durch aufwirbelnde Erdmassen der Granaten und Artilleriegeschosse so verschüttet, dass man ihn bis zu seiner Entdeckung als Vermisst führte.
Zum Schluß des Tages, langsam dunkelte es schon wieder, suchten wir einen der letzten noch existierenden "Kabelbrunnen" auf. Es war ein Minibunker für die Kommunikationsübermittlung durch Stöbselverbindung. "Unserer" war mit L II, Leitung 2, also Wegführleitung gekennzeichnet. Ein relativ dicker Kabelstrang für mehrere Verbindungen ins Hinterland des Westwalls, war im Ein - Mann - Bunker installiert. Der Soldat, der hier mit der Kabeltrommel auf dem Rücken ankam, setzte sich in die Anlage, stöpselte die Leitung der Trommel in die angewiesene Verbindung, und konnte nun die Befehle, oder Anforderungen von Munition oder ähnliches übermitteln. Zur Sicherheit für den Soldaten, aber natürlich auch um Ruhe bei der Nachrichtenübermittlung zu haben, konnte er einen abgetarnten Deckel über sich platzieren.
Leider gibt es nur noch wenige dieser aus Tarnungsgründen so genannten "Kabelbrunnen", so das wir natürlich froh waren diesen nach Meinung von T. am besten erhaltenen, sehen zu können.
So, inzwischen war es dunkel im eh schon düsteren "Wald des Grauens".
T. erzählte uns auf seine gemütliche, ruhige Art noch einige Erlebnisse einstiger Kämpfer, er kannte auch einen, inzwischen verstorbenen ehemaligen Soldat, der in genau diesem Mini Bunker seine Arbeit verrichtete. Nach 23 Uhr verabschiedeten wir uns dann, um uns am kommenden morgen wieder zu treffen.
Die Straße von Roetgen nach Rott.
Am 12. September 1944 bekam die TF 1 (Task Force) unter Lt. Cononel Lovelady der 3. US - Panzerdivision den Befehl, von Raeren über Roetgen, Rott bis nach Mausbach vorzudringen. Die Reste der deutschen 9. Panzerdivision lag mit zusammen gestellten Einheiten aus versprengten Gruppen in diesem Raum. Es kam teilweise zu heftigen Kämpfen. Bald schon blieb der amerikanische Angriff im nassen, moorigen Waldboden stecken. so mußte die Straße von Roetgen nach Rott, vorbei an der Dreilägerbachtalsperre, genommen werden. Der Ort Roetgen war die erste deutsche Gemeinde des Deutschen Reichs, welche von alliierten Truppen ohne nennenswerten Widerstand eingenommen wurde. Die Straße selbst wurde durch ein äußerst aufwendiges, 5-zügiges Höckerhindernis über den Grölisbach und den sich anschließenden Waldhang hinauf gesichert. Die damaligen Bunker sind fast alle gesprengt bzw. geschliffen. Gegenüber der Staumauer haben wir den abgedeckten Sockelring einer ehemaligen MG - Stellung entdeckt und freigelegt. "Zufälligerweise" hatten wir "Werkzeug" dabei.
.... Das Ziel, einen Brückenkopf, zum Schutz der Pioniere, am Höckerhindernis zu errichten war nicht gelungen. Die amerikanische Infanterie hatte empfindliche Verluste erlitten und war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr angriffsfähig. Am Morgen des 13. September wiederholten die Kompanien D und E der 36. US - Panzer - Infanterie - Regimentes den Angriff. ... Als sie die Höhe des Steilhanges …. erreicht hatten, erhielten sie Feuer von dem Bunker Nr. 45. Es gelang einem Trupp durch einen Graben hindurch, rechts an dem Bunker herum zu kommen. ... Ein Trupp hatte den Bunker von links her zu umgehen, währen Panzer mit panzerbrechender Munition mehrere Schuß in die Öffnungen des Bunkers feuerte. Von links und rechts eingeschlossen und von Süden durch Panzer beschossen, gab die Bunkerbesatzung gegen 08.00 Uhr ihren Widerstand auf. Gegen 10.00 Uhr war die deutsche Gegenwehr hinter der Höckerlinie gebrochen.
(Quelle: After Action Report of Combat Command B, 3rd Armored Division September 1944)
Nach dem Durchbruch an der Dreilägerbachtalsperre, wollten die deutschen Soldaten die Amerikaner am Ortseingangsbereich von Rott aufhalten. Der Angriff auf die Talsperre in der Früh des 13. September erfolgte durch massive Unterstützung von Artillerie- und Jagdbomberbeschuss. Im Ort fuhren drei Panzerkampfwagen (PzKpf. V - Panther) der Panzer - Abteilung 2015 in Stellung. Durch die taktisch gut platzierten "Panther" konnten in kurzer Zeit fünf amerikanische Panzer und zwei Kettenfahrzeuge abgeschossen werden. Nach ca. 5 Stunden konnte dann Rott eingenommen werden. Auf deutscher Seite gingen zwei "Panther" verloren und 21 deutsche Soldaten wurden getötet. Über amerikanische Verluste ist nur wenig bekannt, sie dürften aber mit den sieben abgeschossenen Panzerfahrzeugen erheblich höher als auf deutscher Seite liegen.
Besondere Aufmerksamkeit widmeten wir dem schon erwähnten 5- zügigem Eisenbetonhöckerhindernis über den Grölisbach. Die Straße selbst konnte ja durch eine Drehschranke geschlossen werden. Hiervon zeugt noch ein Betonklotz am Straßenrand rechts in Richtung Rott.
Nach Beendigung der "Straßentour" ging es zu einem erneuten Treffen mit errnT. der bei einer Begehung des "Buhlert" und dem "Burgberg" wieder interessantes zu berichten wußte.
Buhlert
Im Wald vom Buhlert angekommen, folgten wir dem alten "Pionierweg", und stießen schon bald auf den Doppelbunker 139 / 40. Der Doppelbunker mit separatem Kampfraum (MG - Stand) ist ein Regeltyp 11. Er ist mit zwei Mannschaftsräumen, einer Gasschleuse, dem Notausgang so wie mit MG - Schartenstand zur Eingangs- und Flankensicherung ausgestattet. In einem der Mannschaftsräume konnte man die Aufhängungen für bis zu 12 Betten zählen. Da dieser Bunker einerseits als Kompaniegefechtsstand diente, der andere als Lazarett, war dieser sicherlich der Raum mit den Pritschen.
B. erzählte uns, dass der damalige Leutnant Schmidt (?), der Kommandant der Bunkerbesatzung hier zwei Soldaten beauftragte, mit Fahrrädern Richtung Schmidt zur Essensstelle zu fahren, um die Tornister zu füllen und andere Rationen zu holen. Die Truppe war hier völlig abgeschnitten und verfügte über keinerlei Kommunikation. Keiner der beiden Soldaten kehten zurück, und so mußte die Mannschaft noch einige Tage ohne vernünftiges Essen auskommen. Später beim Vormarsch erkannte dann der Leutnant die beiden in einem Graben beim Kalltal, erschossen neben den Fahrrädern liegen. Er konnte sie absolut identifizieren. Beide waren unglücklicherweise in das Artilleriefeuer der Amerikaner auf Schmidt geraten. Ungefähr 6 Stunden hatte die US Army den Ort sturmreif geschossen. Leutnant Schmidt (?) schrieb in seinen "Erinnerungen", " ...wir saßen in den Bunkern und spielten Karten oder gingen anderen Dingen nach. Das Artilleriefeuer und Grollen haben wir hören können. Aber wir wußten nichts, was los war, was vor sich ging".
(Frei nach Erzählungen von Herrn T.)
An der Bunkerkette des Buhlert kam es zu keinerlei Kampfhandlungen.
Weiter den "Pionierweg" entlang und eine geschlagene Schneise aufwärts, schwer zu erkennen, liegt der Bunker 131. Konzipiert als Mannschaftsbunker mit separatem MG - Stand, Regeltyp 10. Geschätzte 10 x 10 Meter, Unterkunftsraum, Zugangsverteidigung (Scharte) und Notausstieg konnten erkannt werden. Teilweise war auch hier noch Originalbeschriftung im inneren zu erkennen.
Dann ging es zurück zu den Fahrzeugen, um die Bunker des Burgberges zu besichtigen
Am Burgberg angekommen, ging es gleich zum gesprengten Regimentsgefechtstand B 370 (Regeltyp 31). Im inneren der gesprengten Räume konnte man noch die einzelnen Bereiche erkennen.
Oben endlich angekommen war dann der inzwischen verschlossene (Fledermäuse !?) Gruppenunterstand, Bunker 371 (Regeltyp 10a) zu sehen.
Hier wurden die gesamten Koordinaten der einzelnen Beobachter an den Regimentsgefechtstand (B 370) unterhalb weitergegeben. Immerhin ist der Burgberg hier über 400 Meter hoch, und bot gute Sichtmöglichkeiten über die Bewegungen der amerikanischen Truppen. das gesamte Kampfgelände um den Berg herum war einsehbar und bot beste Vorraussetzungen für die Koordinierung eigener Artillerievorbereitungen und Beschuß. Die Amerikaner rannten mehrmals, unter hohen Verlusten am Berg an. Glaubt man einige Quellen, kam es hier bei den Kämpfen zum größten Einsatz deutscher Messerschmitt - Jäger - Staffeln. Bis zu 60 Flugzeuge sollen daran beteiligt gewesen sein. Möglicherweise auch die ME 262. Zum Schlamm der anhaltenden Regenfälle, Herbst 1944, kam auch zunehmende Kälte und dadurch bedingte Erfrierungen. Diese ließen die Kämpfe immer härter und verlustreicher werden. Schließlich gelang es amerikanischen Verbänden dieses wichtige Bollwerk zu nehmen.
Vom hier oben stehenden "Krawuschke Turm" hatten wir dann noch eine geniale Sicht, um den gesamten Berg, und genossen den Sonnenuntergang.
Der letzte Tag, Samstag stand dann morgen an, ehe es Sonntag nach hause gehen sollte.
Die einstige NS - Ordensburg Vogelsang sollte noch komplett besichtigt werden, um zum Abschluss unserer Tour sozusagen, war noch eine zweistündige Bootsfahrt über die Urfttalsperre geplant Wenn man über die lange Anfahrtsstraße zur einstigen NS - Ordensburg Vogelsang fährt, .....
(mehr zur NS - Ordensburg unter Festungen, Burgen, Schlösser)
15 Uhr fuhren wir dann zur Bootsanlegestelle und beendeten offiziell unsere "Westwall Tour I / 09" bei einer zweistündigen Bootsfahrt über die Urfttalsperre. Auch hier entdeckten wir zwei Bunker, die die jeweiligen Stauwerke sicherten.
Ob nun "Allerseelenschlacht", "Die Schlacht um Schmidt" oder "Die Schlacht im Hürtgenwald", eine gelungene Tour mit vielen Bunkern, verschiedenen Stellungsresten, Höckerhindernissen und vieles mehr, gepaart mit dem enormen Wissen T's ging zu Ende !!!
Wiedermal, wie immer bei solchen Unternehmungen, ging die Zeit viel zu schnell vorbei. Für uns steht seither fest.
"Hier wird weiter geforscht".
Besonderen Dank gebührt Jörg G., der mir im Vorfeld umfangreiches Recherchematerial zur Verfügung stellte und Gotti, der während der Zeit in Norwegen die Dokumente weiter sichtete.
Quellen:
Die schier unerschöpflichen Schilderungen durch B.
"Hürtegenwald 1944 / 1945 Militärgeschichtlicher Tourenplaner" R. Monnarz
und die an diesen Tagen gesammelten Eindrücke und Aussagen Beteiligter.