Es ist uns eine Ehre "ALBIT" mit diesem Beitrag vorstellen zu können

U  - Verlagerung ALBIT

1. Beitrag I. Bis 1945

2. Beitrag II.Ab 1945

3. Galerie: Auf Wunsch des jetzigen Verwalters der Anlage zeigen wir hier keine Fotos. Das Team - Bunkersachsen respektiert dies und hofft auf euer Verständnis.

Albit - 1. Beitrag

Name und Ort:             Rothensteiner Höhle (IX) Albit (Gruppe V, für Neubauten)
Verfügbare Fläche:      20. 000qm
                                    8. 000qm im Bau
Firma:                          Carl Zeiss Jena
Produkt:                      Vorfertigung, optische Geräte, Feinmechanik
(Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkrieges” – Wichert)

Produziert für Kriegsmarinearsenal Mitte / Kiel.
Prismen, Periskope für U – Boote, Entfernungsmesser
Zielmesstechnik für Luftwaffe

Überdeckung 70 bis 90m.
Zeiss interner Deckname war “Werk Eulenbach”

Vorläufige Sicherstellung:  16. Juni 1944
Endgültige Sicherstellung: 11. Juli 1944
M - Programm - Kennziffer: IX Q j 110 Albit.

Bauausführung durch Organisation Todt, Einsatzgruppe IV “Kyfffhäuser”.  Bau- Objektnummer: 5066

Die Anlage “ALBIT” wurde im Juni 1944 ins Decknamenverzeichnis des Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (RmfRuK) aufgenommen und damit auch dem “Jägerstab” unterstellt. Der “Jägerstab” hatte zur Hauptaufgabe die konsequente Erhöhung der Jagdfliegerproduktion durch zu setzen.
                    
Die vorhandenen natürlichen Höhlen im roten Sandsteingebirge wurden schon seit Urzeiten zur privaten Lagerhaltung genutzt. Über die unterirdische Verlagerung ist in Paul Bergners großartigem Nachschlagewerk “Atombunker  - Kalter Krieg - Programm Delphin” zu lesen

“Wer die Autobahn der Abfahrt Jena verläßt, und in Richtung Kahla fährt, kann das Objekt “Rothenstein” einfach nicht übersehen. Die Anlage liegt am Fuße des “Trompetenfelsens”, direkt an der Straße”.
[1]

Das kann ich nur bestätigen. Fährt man am “Trompetenfelsen” entlang fällt unwillkürlich der rote Gebirgszug aus Sandstein auf und die Vermutung einer größeren Anlage unter dem Gebirgsmassiv drängt ich auf.

“Während des II. WK wurden diese Stollen ausgebaut um militärisch wichtige Materialien zu lagern, angeblich aus den Beständen von Zeiss Jena”.
[1]

Und hier kommt unser absolut kompetenter Führer Martin mit seinen umfangreichen Wissen und Aussagen zur Anlage ins Spiel. Aus seinem schier unerschöpflichem Fundus über die UTA sollten wir die nächsten Stunden reichlich schöpfen.

Folgen wir seinen Ausführungen:
Mit Zunahme der alliieren Luftüberlegenheit war es notwendig geworden, unterirdische Fertigungsstätten in Nähe der Stammwerke einzurichten. Die Verlegung der wichtigsten Produktionsbereiche sollte so den steigenden Bedarf an kriegswichtigen Rüstungsgütern gewährleisten. Durch seine Größe, die geologische Beschaffenheit und bereits vorhandene Stollen und der Nähe zum Stammwerk Jena wurden vom damaligen Zeiss Mitarbeiter Ernst Opitz die Trompetenfelsen bei Rothenstein ausgewählt.

In der Zeit von Juni bis Juli 1944 wurden Beschlagnahmungen einzelner Höhlen nach dem Reichsleistungsgesetz  (§ 10 und § 25) durchgeführt. Am 8. Juni 1944 erhielt das Stammwerk CARL Zeiss Jena den Verlegungsbescheid vom RmfRuK. Zur Verlegung in die Trompetenfelsen sollte die Fertigung optischer Geräte und Feinmechanik für die deutsche U - Bootwaffe sowie Zielmesstechnik zur Nutzung durch die Luftwaffe kommen.
Die Baustelle wurde im August 1944 in das “Mindestbauprogramm” (M - Programm) aufgenommen. Dies hatte zur Folge das man zügiger Baummaterialien und benötigte Zusatzstoffe bekam sowie qualifizierte Bergmänner und Bauarbeiter eingesetzt werden konnten.
Haupt - Bauausführender war die Firma “Dyckerhoff & Widamnn KG” mit ihrer Niederlassung in Jena. Für die gesamte Baumaßnahme waren Firmen und Betriebe der Umgebung eingesetzt. Zur Realisierung der Maßnahme wurden Facharbeiter, Hilfskräfte sowie Kriegsgefangene (Russen, Franzosen und internierte Italiener) eingesetzt. Für sie wurden Pendlerzüge Jena - Rothenstein eingerichtet. Über Misshandlungen oder gar Todesopfer ist nichts bekannt. Im Gegenteil, es wurde von den Verantwortlichen viel Wert auf eine ordentliche Verpflegung aller Arbeiter gelegt. Man bestand z.B. auf den Objekt - Status und der damit verbundenen “Jägerzulage”. Dies bedeutete für alle an der Baumaßnahme beteiligten Personen Ernährungszulagen zur bestehenden Essensversorgung. Weiterhin erhielten alle Beteiligten Schwerarbeiterzulagekarten. Der überwiegende Anteil des gesamten Materialtransportes wurde mit Lastkraftwagen durchgeführt. Mehrere Varianten beispielsweise eines Bahnanschlusses über Weichenverlegung oder direkt vor die unterirdische Anlage, Verlängerung eines Gleises vom Bahnhof  Kahla (4km), oder einer komplett neuen Grubenbahnstrecke von Kahla nach Rothenstein wurden aus Kostengründen von der Reichsbahn verworfen.

Der Ausbau wurde für drei Phasen festgelegt. So sollten in Bauabschnitt eins die vorhandenen Stollen auf 6. 000qm ausgebaut werden. Im weiteren Verlauf waren für die Bauabschnitte zwei und drei eine Erweiterung und Ausbau des Süd- später des Nordabschnittes auf insgesamt 14. 000qm reine Fertigungsstollen vorgesehen. Grundvoraussetzung war eine Stollenbreite von mindestens 4m in den Verbindungsstollen sowie 6m in den Fertigungsstollen. Es sollte somit der Transport per Lastkraftwagen ermöglicht werden.
Im ersten Bauabschnitt wurden die vorhandenen Höhlen und Stollen begradigt, Abbruchstellen mit Ziegelgewölbe oder gutem Stampfbeton gesichert. Durch die Firma “DYWIDAG” wurden die Wände abschließend mit einem Spezialverputz versiegelt. Alle Fußböden erhielten einen Zementanstrich und wurden mit Wasserrinnen versehen. Es entstanden Vorratslager, Lager für Baustoffe und Werkstätten sowie die entsprechenden Verbindungsstollen. Weitere Stollen waren zum Vortrieb für den Bautransport gedacht.
Für Bauabschnitt zwei und drei wurde ein kammartiger Grundriß festgelegt. Dieser sollte Tunnel von 5m Breite, 3,5m Hohe und bis zu 50m lange Produktionsstollen fertig stellen. Hier sollten die gigantischen Fabrikationstunnel entstehen. Dazu kamen noch einige Verbindung- und Eingangsstollen.
Als erstes wurde in den Stollen 7 bis 9 produziert. Die Maschinen standen parallel zu den Stollenwänden um so viel als möglich in den Fertigungsbereichen unterzubringen. Der Ausbau weiterer Stollen zog sich jedoch in die Länge.

Die Bewetterung der unterirdischen Anlage “Albit” war zu anfangs ein Problem. Für die Optik -Fertigung war eine konstante Bereichstemperatur von 23°C plus / minus 2°C erforderlich. Die Poliermittel zum Schleifen der Gläser waren immens Temperaturabhängig. Bei höheren Temperaturschwankungen bestand die Gefahr von Störungen im Fertigungsprozess. Der Hauptauftrag für die Be- und Entlüftung ging an “A. Hering AG Nürnberg”. Da
jedoch die Fertigung der Klima- und Lüftungsanlagen viel zu spät anlief (Oktober 1944) behalfen sich die Zeiss  Mitarbeiter selbst und bauten Mitte September vorhandene Anlagen im Jenaer Hautwerk aus um sie in der U - Verlagerung wieder einzubauen. Die elekrotechnische Vergabe erging an “Siemes - Schuckert - Werke - Berlin”. Zur Fertigung der Feinmechanik - Teile reichte eine Temperatur von 20°C in den Stollen aus. In den übrigen Stollen betrug die Temperatur konstant 6 bis 8°C. Auf eine Heizungsanlage wurde verzichtet, da die Wärme der produzierenden Maschinen ausreichen sollte um die Fertigungsräume genügend erwärmen zu können.  Für extreme Kältegrade war eine elektrische Heizung vorhanden. Für die Petreulumschleifmaschinen wurden extra Absaugleitungen verlegt, da diese enorm schädliche Luft erzeugten.

Für die Innenarbeiten waren fahrbare und stationäre Kompressoranlagen vorhanden. Zwei- und vierspurige Transportgleise für die Schmalspur Dieselloks durchzogen die vorbestimmten Lager- und Fertigungstunnel.

Der Abraum wurde zwischen der damaligen Reichsstraße 88 und der vorbei führenden Reichsbahnstrecke abgeladen und den Geländegegebenheiten angepasst. Teilweise wurde auf dem Abraum Planen oder Mutterboden zur Tarnung ausgebreitet. Weiterhin diente das anfallende Material als Zuschlagstoff für die direkte Zufahrtsstraße zur unterirdischen Anlage.

Die Einstellung der Bauarbeiten  erfolgte am 11. April 1945
Am 13.04.1945 übernahmen die herangerückten amerikanischen Truppen die Anlage kampflos. Bevor nach dem Krieg die unversehrt gebliebene Anlage von Bauern der Umgebung für verschiedenste Lagerzwecke genutzt wurde, waren kurzzeitig die Russen damit beschäftigt die UTA als Sprengstoff- und Munitionslager zu nutzen. Nach 1945 wurde die Stollenanlage “Albit”  von der Roten Armee nach Übergabe durch die Amerikaner demontierte und alle Technischen Anlagen in die Sowjetunion verbracht.

Den größten Teil des Beitrags zur U - Verlagerung “Albit” verdanken wir den sachdienlichen Aussagen von Martin, Es war ein Hochgenuss ihn über die gesamte Zeit der Führung zu lauschen.

Quellen:
Die wunderbaren Ausführungen und immer kompetenten Antworten von Martin. (m.fr.G.)
[1] Paul Bergner “Atombunker  - Kalter Krieg – Programm Delphin” Heinrich Jung.
“Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkrieges” - Wichert.
„Die bombensichere Verlagerung von Industrieanlagen für die Historical Division der US Army vom 30.06.1947“  - Dorsch
„Die Kriegsverlagerungen und der Bau unterirdischer Fertigungsstätten / Die unterirdische Fertigungsstätte ALBIT in Rothenstein“
Bei den Führungen gesammelte Eindrücke & Aussagen.

Jägerstab

Bestandsübersicht

Getippt: Axel
© Team Bunkersachsen 2013










 

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