Die Kalksteinbrüche Moraschin im Protektorat Böhmen – Mähren


Amerika ist ein Abbausystem von Schachtkalksteinbrüchen vor den Toren Prags. Die größte Beachtung finden hier die Brüche„Groß Amerika“, „Klein Amerika“, „Mexiko“ und hin und wieder „Kanada“. Schon seit dem 16. Jahrhundert wurde das hier stark eisenhaltige Kalkstein abgebaut. Auf Grund dieser Tatsache existierten bereits kilometerlange, teils weit verzweigte unterirdische Stollen die bestens geeignet waren zur Aufnahme unterirdischer Rüstungswerke während des zweiten Weltkrieges. Durch den Jahrhunderte langen  Abbau verwandelte sich die ganze Gegend in ein riesiges Labyrinth aus natürlichen Höhlen, Stollen und riesigen Gruben mit tiefen Schluchten und Felsformationen zwischen den umliegenden Wäldern. Bei günstigen Witterungsverhältnissen spiegeln sich die vereinzelt zugelaufenen Grubenkessel und deren Felsschluchten azurblau und idyllisch im strahlenden Sonnenlicht. Fast der komplette Kalksteinabbau wurde für die nicht weit entfernte Hauptstadt Prag und deren Gebäude, Wege und Straßen verwendet. Einige Gruben fördern noch heute, andere sind inzwischen gesperrt, verfüllt und teilweise geflutet.

© M & D



Die U – Verlagerung AMERIKA

Für die Firma AVIA Prag.
Sichergestellt am 08.06.1944
O. T. Einsatzgruppe D. VII


Einer der Zugangsstollen in die Grubenanlagen führte zum sogenannten „Gefangenensteinbruch“, direkt ins Abbaugebiet „Klein Amerika“. Nach über 500m gelangt man in eine recht große Halle. Hier könnte sich eines der Zentren des Rüstungskomplexes befunden haben.
Durch die optimalen Gegebenheiten wurden eine ganze Reihe von Steinbrüchen für diese Rüstungsanlage um- und ausgebaut. Einige der Steinbrüche stehen heute unter Wasser und sind teils nur mit Wadhose oder Schlauchboot zu erkunden. Fast alle Stollen sowie auch die Hallen befinden sich im Rohausbau. Einige bergbautechnische Relikte sind noch vorhanden und schlummern unter der Wasseroberfläche. Wie leider so vieles in diesen riesigen unterirdischen Labyrinthen. Andere wiederum verharren seit Jahrzehnten an Ort und Stelle und versinken im Dunkel des Berginneren. Es sei denn, es kommen ab und zu einige Neugierige wie wir an jenem Tag vorbei und erhellen für wenige Augenblicke das Stillleben und die ihr eigene Erhabenheit des in Jahrmillionen gewachsenen Kalksteins.
Kalkstein wurde unter anderem zur Herstellung von Eisen benötigt, einem wichtigen Bestandteil der als kriegswichtig eingestuften Produktion. Somit gerieten die Kalksteinbrüche neben der strategisch guten Lage und der mächtigen Gebirgsüberdeckung ins Visier der deutschen Rüstungsindustrie. Durch den Jahrelangen Abbau war natürlich eine entsprechend günstige Infrastruktur vorhanden. Mit Inbetriebnahme der Produktion für das Reich in den Kalksteinbrüchen von „Amerika“ wurden nun große Mengen des stark eisenhaltigen Kalksteins abgebaut, zermahlen und in einem Schmelzprozess von Roheisen zu hochwertigen Stahl verarbeitet. Ein wichtiges Element für die reibungslose Herstellung unterschiedlichster Waffen, Fahrzeuge und anderes wichtiges Kriegsgerät..

                                                           Die folgenden Fotos: © M & D


Die zwei wichtigsten Mundlöcher für den östlichen Bereich befinden sich in unmittelbarer Nähe eines noch betriebenen Abbaubetriebes.
Der von uns befahrene Ost - Stollen zieht sich längs durch eine der Gebirgsformationen.
Das weitverzweigte Stollensystem verläuft sich rechterseits in Fahrtrichtung durch mehrere Nebenstrecken im tiefen Gebirge. In vielen sind die Gleisanlagen noch vorhanden. Die Stollenstrecken welche vom Hauptgang nach links abzweigen, enden, so weit wir das erkunden konnten, direkt in den steilen Felswänden der Gruben „Mexiko“ und „Klein Amerika“. Unvermittelt blickt man in die Schluchten und die teilweise mit Wasser zugelaufenen Grubenkessel der Kalksteingruben. Nur einer der „Ausblicke“ ist mittels Stahltür gesichert, aus den folgenden kann man eine herrliche Aussicht genießen. Vorsicht ist allerdings am steilen Abgrund geboten. Der letzte „Ausgang“ weißt als einziger einen gewölbeähnlichen Stützverbau aus. Hier befindet sich auch eine Art kleiner Vorplatz bevor es in die Tiefe geht. Es ist schon überwältigend aus den verschiedensten Abschnitten der jeweiligen Stollenausgänge in die Schluchten zu blicken. Ob all diese an höhlenartige Mundlöcher erinnernden  Felsöffnungen zur reinen Bewetterung dienten ist fraglich. Im absolut hinteren Bereich des Hauptstollens, nahe beim Ausblick mit Vorplatz, ist eine kleine Werkstatt oder Lagerraum ins Kalkgestein geschlagen. Der Raum war mit einer Ziegelstützmauer ausgebaut und einer soliden, seiner Zeit stabilen Tür gesichert.
Das Gleisbett für die Grubenbahn durchzieht einen Teil des Stollensystems mit seinen Nebenstrecken. Streckennweise sind zwei Schienenstränge verlegt. Es muß allerdings betont werden, das natürlich nach Kriegsende in vielen Bereichen weiterhin der eisenhaltige Kalk abgebaut wurde.
Die Hauptstrecke wechselt immer wieder von ausgebauten Stützbereichen in den urwüchsigen Rohzustand. Hin und wieder sind auch durch eindringendes Sickerwasser verschiedenartige Ablagerungen zu finden.

Bilick auf "Amerika"

Haupt- und Nebenstollen

Der einzige ausgebaute Raum im Hauptverbindungsstollen © M& D

Die Gruben „Mexiko“ und „Klein Amerika“ trennt ein fast durchweg ausgebauter Zugangsstollen. Der längste und wohl auch wichtigste Abzweig in Richtung Grubenkessel ist mit Betonelementen verstärkt und ausgebaut. Der über den gewölbten Segmenten entstandene Hohlraum wurde mit dem anfallenden Bruchstein aufgefüllt. Verschiedene Bauweisen lassen sich erkennen. Bei diesem tunnelähnlichen Stützausbau wurde bei der Bauausführung sicherlich des öfteren von Vorschriften und Normen zu Gunsten des Gebirges und eventueller Störungen abgewichen. Sind noch die ersten Aussparungen zwischen den Betonsegment - Abschnitten mit einzelnen Holzbohlen versehen, verstärken sich die Betonflächen im weiteren Verlauf des Tunnels zunehmend. Es folgen versteifte Aussparungen mit Betonelementen, bis der Tunnel schließlich massiv und komplett mit diesen Betonteilen ausgebaut ist. Auch die Eisenbewährung und Stahlträger weisen Unterschiede auf. Als Versteifung ist allerdings diese Bauausführung an neuralgischen Stellen der gesamten Hauptstrecke mit seinen Nebenstollen zu finden. An einem verbrochenem Türstock, wenige Meter hinter dem ausgebauten Tunnel stellten wir unsere Erkundung allerdings später ein. Ein weiteres Befahren in diese Richtung unterließen wir aus Respekt vor deiner Verbruchzone und den möglichen unliebsamen Folgen.
Die Stollen sind alle in einem trockenem Zustand.

                                              Ausgebaute Nebenstrecke zu den Grubenfäldern

Im Hintergrund die Verbruchzone

Weitere Impressionen aus dem Stollensystem

 

Auch das heutige Steinbruchsystem wird von kilometerweiten Stollen durchzogen, und eine
ganze Anzahl natürlicher Höhlen prägen die Gebirgsformationen.

Der West - Stollen ist etwas länger und liegt in unmittelbarer Nähe zum Süd - Stollen. Die Zugänge sind von größerem Ausmaß. Ansonsten ebenfalls fast komplett im Rohausbau und an der Ortsbrust ist zu erkennen das die Arbeiten geordnet eingestellt wurden.


Die Firma AVIA - Prag produzierte während des II. WK für die deutschen Flugzeugtypen Arado Ar 96, die Bf 109 und an Teilen für das luftstrahlgetriebene Jagdflugzeug Me 262. Konstrukteure von AVIA waren auch an der Entwicklung des ersten luftstrahlgetriebenen Bombenflugzeugs der Welt, der Arado Ar 234, beteiligt.
[1]
Nach Kriegsende wurde das Unternehmen verstaatlicht. Die Produktion wurde wieder aufgenommen. Produziert wurde deutsches Fluggerät aus der Zeit der Besetzung, so die Arado Ar 96 als Aero C-2, aus der Me Bf 109 entstand die AVIA S-99 bzw. AVIA S-199 und aus der Me 262 entstand die AVIA S-92, die noch bis 1957 geflogen wurde. Ende der 1940er-Jahre folgte die Lizenzfertigung sowjetischer Modelle (Il-10 als AVIA B-33, Il-14 als AVIA Av-14).
1946 begann AVIA mit der Produktion von LKW- und Busmodellen. Im Jahre 1963 endete im AVIA - Werk der Flugzeugbau. Nur ein kleiner Teilbereich arbeitete weiter als Hersteller von Flugmotoren sowie als Zulieferbetrieb für Flugzeug-Ersatzteile, um ab 1988 auf dem Luftfahrtsektor nur noch Propeller herzustellen.
[1]
In einem weiteren Werk in Prag wurde an der He 177 - "Atombomber" und der Ju 190 - "Sonderumbau" gearbeitet. Ob es einen Zusammenhang mit der AVIA - Produktionspalette gibt, bleibt allerdings noch offen. A. F.)
[2]

Ebenfalls im Protektorat Böhmen / Mähren unweit der „Amerika – Anlagen“ befindet sich das nicht fertig gestellte unterirdische Rüstungswerk U - Verlagerung „Kainit“.


In der recht zweifelhaften TV - Dokumentation „Unter den Metropolen - Prag“ sind sich die Macher des Streifens nicht zu schade von der „Weltuntergangs - Maschine Hitlers“ und „Hitlers letztem Geheimnis“, die in diesen Gruben versteckt worden sein soll, zu berichten.

Auszug aus der Dokumentation
„Was sollte diese Weltuntergangs - Maschine eigentlich sein? Vielleicht war es eine Atombombe, oder irgendeine andere Bombe deren Funktionsweise heute unbekannt ist. Manche behaupten Hitlers Weltuntergangs - Maschine sei nicht zum Zwecke des Endsiegs sondern zur totalen Vernichtung gebaut worden. Es heißt, von einer tiefen Mine wie Amerika aus würde eine geheime Waffe mit einem nuklearen Sprengkopf bis ins Erdinnere schießen. Manche Wissenschaftler glauben das der Erdkern zum Großteil aus Uran besteht. Hitlers Wissenschaftler waren der Überzeugung das ihre Weltuntergangs - Maschine sich bis zum Mittelpunkt der Erde durchbohren könne um diesen explosiven Kern zu entzünden. Falls Hitler diesen Krieg nicht gewinnen konnte, würde er den Planeten Erde zerstören. Falls Hitler diese Weltuntergangs - Maschine wirklich besaß wären diese Höhlen ein nahe liegender Ort sie aufzubewahren. Sie befanden sich mitten in einem gut geschütztem Gebiet Europas umgeben von zahlreichen Waffenfabriken. Also könnte hier im Herzen Europas seine Weltuntergangs - Maschine gelegen haben.“
Und nun kommt es!
„Vielleicht liegt sie hier, direkt unter unseren Füßen“.

Wie in fast jedem deutschen Bundesland „der sichere Beweis für die Existenz des Bernsteinzimmers“  vorhanden ist, so ist mittlerweile in Tschechien und Polen deren „Weltuntergangs - Maschine“ der Renner.
Nun, jedes Gerücht soll ja zumindest einen Tel an Wahrheit beinhalten, oder ???

Zum Schluß sei nochmals erwäht, daß die Kalksteinbrüche in einer herrlichen Gebirgslandschaft eingebettet liegen und trotz des noch vorherrschenden Abbaus von einer wilden Naturlandschaft geprägt sind.

Quelle:
Am Tag der Erkundung gesammelte Eindrücke und Aussagen
Dank an Milek & Daniela
- http://objekty2008cma.webnode.cz/
Einen guten Überblick über die Kalksteingruben gibt folgende Seite;
http://www.lomy-amerika.cz/
Dokumentation „Unter den Metropolen - Prag“
[1] AVIA Prag im Krieg
http://de.wikipedia.org/wiki/Avia_%28Flugzeughersteller%29

[2] „Hitlers letzter Triumpf“ Teil I. Friedrich Georg

„Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkrieges“ – Wichert.

Als kleiner Hingucker auf dem Rückweg ein am Straßenrand stehender Sicherungsbunker.

© Bilder der Kolkwitzer Teilnehmer

Text: Axel
© Fotos: Rainer & Loreen, Mirek & Daniela, (M&D) sowie von den „Kolkwitzer Teilnehmern“

© Team Bunkersachsen 2012, http://www.kolkwitzerbunker.de/ & unsere Freunde von

http://objekty2008cma.webnode.cz/ - -- http://pir.wz.cz/






 

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