Erkundungstour

U – Verlagerung „ANKE“.
Verlagerung der TAM, Torpedoarsenal Mitte / Rudolstadt

 © Luchs, Tabarz


Es war wieder einmal ein typischer Septembertag, verregnet, stürmisch und auch die Temperaturen ließen zu wünschen übrig. Unser Ziel war an diesem Tag die Untertage – Verlagerung „ANKE“ in einer uralten Schiefergrube.
Im WICHERT  erfährt u. a. man über das Geheimobjekt

Deckname: Anke
Verfügbare Fläche: 4.500 qm
Firma: (Pittler Leipzig)
Produkt: (Mehrspindelautomaten)
Bemerkungen: Gesperrt 11.7.44; Aufgehoben 9.11.44 Nr. 29432
Verfügbare Fläche: 5.000 qm
Firma: Torpedoarsenal Mitte. Rudolstadt TAM
Bemerkungen: Gesperrt 9.11.44 Nr. 29432

Bau- Objektnummer: 139

Die Grube wurde vom „TAM“, einem Rüstungsbetrieb der „Torpedoarsenal Mitte“ aus dem thüringischem Rudolstadt zur Verlagerung genutzt. Auf den oberen der drei befahrbaren Sohlen fanden möglicherweise Nebenarbeiten für die Produktion statt. Hauptaufgabe des unterirdischen Rüstungsbetriebes war die Instandsetzung, Endmontage und Transportprüfung der im Berg produzierten „Aale“. Für die Schiefergrube hatte neben der Firma „Pittler Leipzig“ auch die „Schott - Glas“ Jena Interesse bekundet. „Schott“ hatte die Aufstellung von 24 Glasöfen geplant Allerdings war nach einer am 2. Mai 1944 durchgeführten Prüfung festgestellt wurden, das die Grube die Anforderungen der Jenaer nicht erfüllte. Auf Grund dessen konnte die „TAM“ ihre Verlagerung beginnen und es wurde zügig damit begonnen, die entsprechenden Abbaue herzurichten.  

Obere Sohle
Beginnend auf der oberen Sohle standen wir im ersten Stollensystem gleich nach einigen Metern der Hauptstrecke vor einem mächtigen Hohlbau mit einer geschätzten Tiefe von ca. 20m. Dem direkt gegenüber zeigte sich ein weiterer Stollenbereich. Für uns an diesem Tag unerreichbar. Dieser Grubenbau ist trocken und es sind noch die Unterbaue der ehemaligen Grubenbahn zu sehen. In einem weiteren Hohlbau im hinteren Bereich haben einstige Befahrer ein Herz aus Schiefersteinen ausgelegt und mit Teelichtern bestückt. Was für Zeremonien haben hier wohl statt gefunden?.
Im zweiten Abbaubereich stand dann schon im Eingangsbereich stiefelhoch das Wasser. Dies hatte zur Folge das sich die Hauptstrecke sowie auch die vorderen Nebenstollen wunderbar im Wasser spiegelten und für wunderbare Bilder Verwendung fanden. Im weiteren Verlauf des Systems werden die Stollen zunehmend trockener. Diese  sind kaum 2m hoch und es gab hier wenn überhaupt nur Nebentätigkeiten der Verlagerung. Einige wenige Hinterlassenschaften finden sich an den Felswänden oder am Boden. Insgesamt ist das zweite Stollensystem relativ klein aber durchaus interessant und sehenswert. Alles in allem das kleinere der beiden netzartigen Höhlensysteme hier oben.

Auf der mittleren Sohle (435m)
zeigt sich der Stollen auf den ersten Blick als eine Art Durchgangsstrecke, die allerdings nach ca. 30m links in ein größeres Grubenfeld mit mehreren großen Abbauhallen abzweigt. Beim vermeintlichen hinteren Ausgang befindet sich ein relativ kleiner Grubenkessel, der gut geeignet gewesen sein könnte, um Wetterbeständige Materialien oder Baustoffe zu lagern. Auch hätten hier ohne weiteres mobile Stromanlagen Platz gefunden. War die Tarnung von Natur aus hier schon perfekt, wäre es dennoch kein Problem gewesen ein Tarnnetz über den Schieferkessel zu platzieren. Teilweise ziehen sich Gleisstrecken durch das auseinander gezogene verzweigte System aus buntschimmernden Sedimentablagerungen und dem fast schwarz glänzenden Schiefer. Die Stollen sind trocken und gut bewettert.. Auffallend ist vielleicht eine milchig aussehende Auswaschung in bestimmten Bereichen.

U - Verlagerungsobjekt ANKE

Der eigentliche Verlagerungsbereich der „TAM“ ist auf der unteren Sohle (406 m) angesiedelt.Dies zeigt sich schon an Hand umfangreicher Relikte. Gleich  wenige Meter hinter dem Haupteingang befindet gleich ein zweiter gemauerter Durchgang der sicherlich für Kontrollen bei Arbeitern und Materiallieferungen gedient hat. Dahinter liegt auch schon das erste Gleis. Insgesamt ist hier ein umfangreiches Schienennetz der ehemaligen Grubenbahn vorhanden, teilweise führen gleich drei Gleise in die entsprechenden Nebenstollen. Die Stahlhalterungen und Anker an den Schieferwänden zeugen von vielseitigen Rohr- und Kabelverbindungen. Hin und wieder liegt auch eine Lutte am Boden, und die Wasserhaltung für den Produktionsbereich ist umfangreich installiert und größtenteils noch vorhanden. Die gute Bewetterung lässt darauf schließen, das eine Verbindung zum darüber liegenden Grubenfeld (mittlere Sohle) existiert In den Abbauhallen wurden die angelieferten „Aale“ nach der Montage geprüft und wiederum nach Rudolstadt zum testen retour geliefert. In den großzügigen Hohlbauen konnten die Torpedos problemlos montiert und gewartet werden. Unvermittelt stößt man auf den gemauerten Eingang zum Meister- und Sanitärbereich. Die vermoderten Reste des „Donnerbalkens“ erkennt man noch. Ebenso den verrotteten Behälter für den Brandkalk Dieser Eingang sowie das WC waren mit Holztüren versehen. Im weiteren Verlauf eines Nebenstollens befindet sich ein betonierter doppelter Eingang mit zwei Stahltüren. Dahinter verschiedene Kammern mit  absolut trockenem Boden. In diesen Räumlichkeiten  war vermutlich die Sprengstoffkammer untergebracht, oder es war das Sprengstoff - Zubehör - Lager. Es könnte aber auch zur Aufbewahrung von Dokumenten oder Plänen des Rüstungsbetriebes gedient haben (Büroähnliche Tätigkeiten). Folgt man weiter dem Hauptstollen so gelangt man schließlich an einen Bremsberg. Die „Schütte“ ist noch komplett vorhanden und sogar die Wasserleitung sowie Reste der Holzleiter kann man gut erkennen. Auch eine Installation mit Flaschenzug und ein daneben liegender Gleisaufzug mit Winde kamen noch vor die Linsen der Kameras.
Ein besonders schöner Türstock bot weiterhin einen Fotostop, ein herrliches Zeugnis der Bergmannsarbeit und dem Nagen der Zeit am Gebälk.
Und immer wieder schön im Glanze der Lichter schimmernde Versinterungen. Die typische Stille, ich nenn es gern die Ur - Ruhe, verschluckte jedes Geräusch, wie es im Schiefer immer wieder zu bemerken ist.

Nach mehreren Stunden traten wir voll mit tollen Eindrücken den Rückweg an. Dank an alle Mitstreiter dieses schönen Tages.

„TAM“ Torpedoarsenal Mitte – Rudolstadt a. d. Saale


Der eigentliche Rüstungsbetrieb „TAM“ in Rudolstadt zählte zu den Großbetrieben unter den Rüstungsfirmen und lag strategisch günstig in Thüringen. Über dieses Gebiet besaßen die Alliierten Bomberstaffeln 1942 noch keine Luftüberlegenheit, und konnten dementsprechend auch die Waffen- und Rüstungsaktivitäten kaum ernsthaft gefährden. Das umfangreiche Werksgelände verfügte über mehrere Produktionshallen, einen großzügig angelegten Luftschutzstollen mit Lagerkapazitäten, so wie jeweils ein Ost- bzw. Westlager.
Die unmittelbare Nähe der Saale, so wie die Reichsbahnstrecke München - Berlin die am Betrieb vorbei führte, waren günstige Bedingungen um kurze Transportzeiten zu garantieren.
Von der Reichsbahnlinie zweigte ein direkter Werksanschluss zu den Produktionshallen ab. Ebenfalls von großem Vorteil war die Reichsstraße die über Rudolstadt nach Jena und weiter über die Reichsautobahn in die Richtungen Berlin, Dresden und München führte. Die Straße führte direkt zwischen Luftschutzanlage und Werk hindurch. Das Werksgelände selbst hatte eine „Ringstraße“ als Werkstraße. Diese hatte entsprechende Zufahrtswege zu den Arbeits- und Lagerbereichen.

Aufgabe des TAM mit seinen etwa 2000 Arbeitern und Angestellten war das Klarmachen neuer Torpedos, das Reparieren von Grundgängern, das Herrichten von Torpedorohren, die Reparatur von Feuerleitanlagen und die Anfertigung und Bevorratung verschiedenster Ersatzteile. Als zum Kriegsende die anderen Torpedoarsenale der KM zunehmend ausfielen, stellte das TAM den Hauptversorger der Marine mit Torpedos dar. Insgesamt unterstand es dem OKM, - Oberkommando der Marine

Getippt: Axel

Fotos: © Loreen & Luchs / Tabarz (L)

                                                     Bilder 1 & 2 Personalbereich, Büro

                                                       3, Sprengmittelzubehörlager

 

                                                4 bis 6, Gleistrassen für die Transport- und Grubenbahn

 7 und 8, Instalationen

© Luchs

© Luchs

 9 und 10, Stollen und Türstock

© Luchs

Relikte in der Montagesohle

 

 

© Fotos & tolle Eindrücke von Steve www.verborgene-orte.de/

Quellen:

Dank an M. aus Lehesten
Privat - Archiv sowie bei den Erkundungen gefilmte Eindrücke und Aussagen
Internet


© Team Bunkersachsen

 

Das Aquaset-History Filmteam um Andreas Willer präsentiert einen Expeditionsfilm in die

Untertage - Verlagerung "ANKE"

Das Team Bunkersachsen lieferte den Text dazu.

www.youtube.com/watch

HISTORY EXCURSION ist ein Projekt der          

AQUASET FILMWORKS Filmproduktion

fon  0049-89-9504537 

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http://www.aquaset-filmworks.com

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© Team Bunkersachsen & AW 2013

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