Das unterirdische Geilenbergprojekt „DACHS 1“ bei Porta Westfalica
Bevor wir zu der Geschichte der U - Verlagerung „PARA“ kommen, erfolgt hier eine Aufstellung der einzelnen Decknamen der Untertageverlagerung:
A2 - C3a - DACHS 1 - Höhle 1 - PARA
So viele Decknamen für ein und dasselbe Projekt – wir entscheiden uns für den Decknamen „PARA“: der zweite und endgültige Name für den unterirdischen Raum, vor allen weil die unterirdische Raffinerie „DACHS 1“ ja nicht ganz fertiggestellt wurde. Der Grund für die Vielzahl der Decknamen der Untertageverlagerung ist in der Entstehungsgeschichte des Bauvorhabens zu suchen. Die Anlage „DACHS 1“ war eine der ersten U - Verlagerungen überhaupt und zusammen mit den Projekten „KUCKUCK 1“ (Deckname Zinnstein) und „SCHWALBE 1“ (Deckname Eisenkies) das erste untertägige Bauprojekt des Geilenbergprogrammes. Man betrat also Neuland und niemand wusste so genau, ob das Projekt „DACHS 1“ in einem Stollen so funktionieren würde, wie die Planungen es theoretisch voraussagten. Folgt man dem Decknamevergabeschema müsste die Raffinerie „DACHS 1“ einen Tarnnamen aus dem Bereich Fische und Amphibien haben. Schließlich wurde ein vorhandenes Stollensystem aus dem untertägigen Sandsteinbergbau an der Porta für die Verlagerung gewählt. Der Deckname für den unterirdischen Hohlraum ist aber „PARA“ ein Münzname. Das liegt daran, dass der verantwortliche Geologe, der die beiden Sandsteinbergwerke rechts und links der Weser auf Tauglichkeit zur Untertageverlagerung untersuchte, in seinem Bericht die Bergwerke „Höhle 1“ und „Höhle 2“ nannte. Dementsprechend wählte das RmfRuK den Decknamen aus dem Münzwesen, nachdem der Verlagerungsbescheid vorlag. Der Deckname „A2“ wurde von der SS vergeben, die vor allem die Untertage - Baustellen der ersten Bauwelle koordinierten. Die weiteren U - Verlagerungen an der Porta, die von der SS-Baubrigade beaufsichtigt, geplant und errichtet wurden, waren ebenfalls mit einem Kürzel als Decknamen, bzw. Projektnamen versehen worden.
Von den rund 700 U - Verlagerungen, welche sich im gesamten Reich im Bau befanden, waren lediglich 20 Bauprojekte der SS unterstellt, wobei die SS nie selber gebaut hat, sondern eine koordinierende Funktion übernahm. Fünf von den 20 SS - Bauprojekten waren für den Mineralölsektor gedacht.
Die U – Verlagerung „DACHS 1“ steht zusammen mit dem Kürzel „C3a“ für das Geilenberg-Projekt, welches unter Tage verlegt werden sollte. In diesem Falle eine unterirdische Raffinerie, deren Endprodukte Schmieröle für Motoren und Maschinen, Paraffin und Asphalt sein sollten.
Der Mineralölsektor des Dritten Reichs war einer der wichtigsten Industriezweige innerhalb der Kriegsmaschinerie. Die bis dato alle oberirdisch gelegenen Raffinerien und Hydrierwerke in Bremen, Castrop - Rauxel, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Leuna, Magdeburg und Pölnitz waren ab dem 12.05.1944 den systematischen Fliegerangriffen durch die Amerikaner ausgesetzt. Alle diese Fabriken stellten Treibstoff für die Flugzeugmotoren her, und ohne Flugzeugtreibstoff konnte der Krieg nicht lange am Leben gehalten werden. Nach den Angriffen zwischen dem 12. und dem 28. Mai des Jahres 1944 waren die deutschen Hydrierwerke und Raffinerien fast 90% zerstört worden. Um den drohenden Ölkollaps zu entgehen wurde eiligst gehandelt und innerhalb kürzester Zeit ein Sonderstab für Sofortmaßnahmen im Mineralölsektor gegründet. Leiter des sogenannten „Mineralölstabs“ wurde der ehemalige Leiter des Hauptausschusses Munition Edmund Geilenberg. Nach ihm wurde auch das „Geilenberg - Programm“, der Mineralölsicherungsplan im Juni 1944 benannt. Technischer Berater des Geilenberg-Programms wurde Dr. Karl Krauch, der Chef des Konzerns IG Farben (Wuppertal). Das Geilenberg-Programm bestand im Wesentlichen daraus die zerstörten Anlagen der Mineralölindustrie wieder aufzubauen, und zwar bombensicher in Steinbrüchen und Stollenanlagen. Kleinanlagen sollten überall im Reich in versteckten Steinbrüchen errichtet werden. Die großen Hydrierwerke und Raffinerien sollten in bombensicheren Stollensystemen untergebracht werden. Doch kaum ein Grubenfeld eines Bergwerks war geeignet derart große Maschinen aufzunehmen.
Deshalb wurden vor allem für die Hochdruckhydrieranlagen neue gigantische Stollen in alten Gips-, Kalk-, und Sandsteinbrüchen aufgefahren. (SCHWALBE und KUCKUCK) Eine Ausnahme stellt die hier vorgestellte U - Verlagerung „PARA“ dar. Zusammen mit der U-Verlagerung „DACHS 5“ war die U - Verlagerung „DACHS 1“ das einzige Verlagerungsprojekt des Geilenberg - Programms, welches in ein vorhandenes Stollensystem untergebracht werden sollte. Das geförderte Erdöl sollte zunächst in vierzig Kleinanlagen verarbeitet werden. Diese Kleinanlagen waren die sogenannten Ofen - Anlagen, welche sich überall im Reich in gut getarnten Steinbrüchen erbaut wurden. Diese Kleindestillieranlagen lagen in der Regel versteckt in kleinen Steinbrüchen mitten in den waldreichen Gebirgen des Reiches. Die Ofen - Anlagen bestanden aus einer Doppelanlage und wurden bis auf wenige Ausnahmen auch vollständig erbaut und in Betrieb genommen. Die Produktionsrückstände dieser kleinen Geilenberg - Anlagen sollten unter anderem in den großen DACHS - Anlagen zu Schmierölen weiter verarbeitet werden. Insgesamt waren 10 unterirdische Produktionsanlagen vom Typ „DACHS“ geplant. Die hier vorgestellte war die am weitesten fortgeschrittene. In den Stollen des ehemaligen Sandsteinbergbaus im Jakobberge im Wesergebirge entstand so zwischen März und Dezember 1944 eine 15. 000 qm große unterirdische Fabrik zur Schmierölherstellung. Die U - Verlagerung „C3a“ sollte ab Produktionsbeginn pro Monat 4. 000 t Schmieröle herstellen. Betreiber der Untertageverlagerung an der Porta war die NERAG (Neue Deutsche Erdölraffinerie A.G) aus Hannover. Produktionsbeginn war für Juni 1945 geplant.
Unter der Baunummer 419 wurde das alte Bergwerk von Zwangsarbeitern ab März 1944 zur unterirdischen Rüstungsfabrik umgebaut. Der Ausbau begann ab März 1944, zunächst für das Jägerprogramm, ab September 1944 jedoch zur Raffinerie „DACHS 1 / C3a“. Die bergbaulichen Arbeiten dauerten bis Oktober 1944 an. Ebenfalls im Oktober begann die Einrichtung und Installation der Geräte für die Raffinerie, welche bis zum Kriegsende im April 1945 andauerte. Bis dahin sind etwa 80 % aller Geräte durch den Haupteingang in die untertägige Anlage geschafft worden. Ein Großteil der Produktionseinheiten wie Kessel, Pumpen, Tankanlagen usw. waren bis zum Kriegsende schon in der U - Verlagerung installiert. Die betonierten Fundamente sind heute noch zu sehen. Die U - Verlagerung „DACHS 1“ war zusammen mit den Anlagen „SCHWALBE 1“ (Hönnetal), „KUCKUCK“ (Nordhausen) und „DACHS 2“ (Ebensee) eine der am weitesten fortgeschrittenen großen Untertage-Projekte des Geilenberg-Programms im Zweiten Weltkrieg überhaupt. Sie stand bei Kriegsende kurz vor der Produktion von Schmierölen.
Wenn wir uns den Riss der Raffinerie Dachs 1 anschauen, sehen wir, dass die unterirdische Anlage im Wesentlichen aus vier parallelen Stollen bestand. Oberhalb befindet sich der nördlichste Stollen, der Versorgungsstollen. (Stollen 0) Die weiteren Stollen sind alphabetisch von A – C gekennzeichnet.
Stollen 0 / Transport- und Versorgungsstollen: Gleise und Rohrleitungen
Stollen A: Gemauerte Tanks für Zwischen- und Endprodukte
Stollen B: Lösungsmittelraffinerie und Bleicherderaffinerie
Stollen C: Vakuumdestillation und Entparaffinierungsanlage
Querstollen / Kopfstollen:
Dampfkesselanlage, Transformatoren, Be- und Entlüftung, Klimaanlage, Wärmetauscher, Kompressoren, Lager, Werksaufsicht und Büros
Zu der Untertage - Verlagerung gab es damals zwei Zugänge, wobei sich der linke Eingang direkt wieder in zwei Stollen aufteilte. Eines der beiden Stollenmundlöcher ist heute unter einer mächtigen Geröllschicht vergraben und das andere ist das bekannte und gut verschlossene Mundloch direkt am Bahnhof Porta - Westfalica. Des weiteren existierten in der Sandsteinwand vier Luftschächte zur Wetterhaltung. Ebenso zur oberhalb gelegenen U -Verlagerung „STÖR 1“ war die Raffinerie mit zwei Schächten verbunden. Auch diese dienten vornehmlich zur Wetterführung der beiden Untertage - Verlagerungen im Jakobsberg.
Neben der eigentlichen U - Anlage „DACHS 1“ wurde noch eine weitere Stollenanlage, ausgeführt als Stollenneubau, ins Sandsteingebirge getrieben. Dieser Stollen hatte die Bezeichnung „Stollen D“ und sollte bei Fertigstellung die Dampfkesselanlage, die Kompressoren und das Umspannwerk bombensicher beschützen. Doch bis auf die bergmännischen Arbeiten wurde diese U - Verlagerung, die auch den Decknamen „D1-3“ hatte, nicht mehr bis zum Kriegsende fertig. Die Stollenmundlöcher wurden nach dem Krieg gesprengt und sind im späteren Verlauf hinter der Hangsicherung der Hauptstraße verschwunden, so dass heute nichts mehr von der Anlage zu erkennen ist. Die unterirdische Raffinerie "DACHS 1" war der neue und vor allem bombensichere Standort der durch Luftangriffe stark beschädigten Raffinerie aus Misburg bei Hannover. Im großen und ganzen sollte die Fabrik mit den Originalteilen aus Misburg genauso wieder aufgebaut werden.
Durch die Umlegung und Umkonstruktion einzelner Komponenten sollte der geringer ausfallende Platz in der U -Verlagerung geschickt ausgenutzt werden. Die unterirdischen Hallen wurden dafür nur wenig erweitert. Der Porta - Sandstein war trocken und es gab kaum Störungszonen, so dass direkt mit dem Einbau von Betonfundamenten, Zwischendecken und den Mauerarbeiten begonnen wurde. Nur der Versorgungsstollen (Stollen 0) musste neu aufgefahren werden. Die Lage der Stollenanlage war überaus günstig. Lag sie doch direkt an einem Bahnhof und an der Weser. Die Gleisanbindung und der enorme Wasserbedarf dieses Geilenberg - Projektes war also von Anfang an gewährleistet. Zum Umbau der U - Verlagerung wurden gut 27 Millionen Reichsmark locker gemacht, welche auf ein eigens eingerichtetes Konto der Firma „UHDE“ (Friedrich Uhde KG, Dortmund) vom Reichsluftfahrtministerium zur Verfügung gestellt und auch überwiesen wurde.
Brauchwasser und Kühlwasser wurde direkt aus der Weser entnommen. Zu diesem Zweck wurden zwei Entnahmestationen am Ufer errichtet. Jede dieser Station war mit einer elektrisch angetriebenen Kreiselpumpe ausgestattet. Das Wasser wurde mittels Rohrleitungen in ein Tanklager gefördert. Das Tanklager bestand aus 5 Stahlbeton-Tanks mit einer Kapazität von jeweils 500 Tonnen und 10 liegenden Zylinder - Tanks, welche eine Kapazität von jeweils 50 Tonnen hatten. Sämtliche Wassertanks befanden sich auf einem Plateau außerhalb der Verlagerung am Hang des Jakobberges. Durch den natürlichen Baumbewuchs waren die Tanks gut getarnt und durch die erhöhte Lage wurde mittels der Schwerkraft ein gewisser Wasserdruck erzielt. Ähnlich der Funktion der Wassertürme, die noch immer in einigen Städten im Einsatz sind. Die betonierten Tanks mit dem OT - Baumaß von 16 Metern Durchmesser sind heute immer noch im Wald zu finden:
Die Wasserleitungen von den Tanks bis in das Innere der Raffinerie verliefen zunächst rein oberirdisch, bevor sie durch den Versorgungsstollen in der U - Verlagerung verschwanden. Zur Trinkwassergewinnung wurden drei Bohrlöcher in der Nähe der Weser gebohrt und ebenfalls mit Kreiselpumpen bestückt. Als Wasserreservoir diente der alte Wasserbunker der Glasfabrik Porta Westfalica Meyer & Söhne, direkt unterhalb der Brauchwassertanks im Wald. Auch dieser Wasserbunker war mittels Rohrleitungen mit der Raffinerie Dachs verbunden.
Zur Säuberung der anfallenden Abwässer wurden fünf rechteckige Absatzbecken aus Beton erbaut. Ähnlich wie ein Drei - Kammer - System fungierten diese Becken als Kläranlage zur Absetzung und Beseitigung von ölhaltigen Rückständen. Das geklärte Wasser sollte stromabwärts wieder der Weser zugeführt werden. Zwar wurde die Kläranlage gebaut und die Rohre verlegt, doch die mechanischen Geräte wie Schwebeteilchen - Rechen und andere waren nicht mehr installiert worden, so dass das Klärsystem nicht mehr zum Einsatz kam. Zuständig für Be- und Entwässerung der U - Verlagerung „A2“ war das Ingenieurbüro Hans Fick.
Die Stromversorgung der Untertageverlagerung „PARA“ erfolgte mittels Oberleitungen vom Umspannwerk Kirchlengern bei Bünde aus. Die Versorgungseinheit lag bei 6. 000 Volt Wechselstrom. Im Eingangsbereich der U - Verlagerung befand sich die Transformatorstation der Firma Siemens, welche den Strom auf 220, 380 und 4.000 Volt herunter transformierte. Der aus Hausberge stammende Elektroingenieur Herbert Hering, sowie Ingenieur Martin Haupt waren zuständig für die Stromversorgungseinrichtungen.
Direkt vor den Stollenmundlöchern wurde eine Arbeitsebene geschaffen. Diese diente in erster Linie als Umschlagplatz für die Einrichtungsgeräte der Raffinerie. Dieser Verladebahnhof der Baustelle wurde während seiner Betriebszeit mittels Tarnnetze gegen eventuelle Luftaufklärer abgetarnt. Zur Befeuerung der Dampfkesselanlage wurde Gas und Steinkohle benötigt. Das Gas wurde aus dem örtlichen Hochdruck - Gasnetz aus Minden geliefert. Die Steinkohle kam aus der Bergbaustadt Ibbenbüren, genauer gesagt aus der Zeche Oeynhausen auf dem Schafberg und wurde mittels der Reichsbahn der untertägigen Fabrik "DACHS 1" zugeführt.
Die eigentliche Schmierölraffinationsanlage sollte mit den Destillationsrückständen aus folgenden Anlagen beliefert werden:
Kleindestillieranlage Ofen 1/2 bei Rinteln
Kleindestillieranlage Ofen 3/4 bei Alfeld
Kleindestillieranlage Ofen 37/ 38 bei Ibbenbüren
Zur Druckluftversorgung stand im Kopfstollen ein Kompressor der Firma Demag (Deutsche Maschinenbau - Aktiengesellschaft, Duisburg) zur Verfügung. Dieser Zwei – Stufen -Kompressor wurde elektrisch angetrieben und lieferte einen Druck von 100 atü, das entspricht etwa 100bar.
Stollen 0:
Der Stollen 0, ganz im Süden der U - Verlagerung „PARA“ gelegen wurde als Stollenneubau aufgefahren. Oberaufsicht der Stollenausbrucharbeiten hatte Herr Pott, welcher bis dato in der Eisenerzgrube Porta beschäftigt war. Ebenso die anderen bergmännischen Nacharbeiten in den Parallel - Stollen unterlagen seiner Aufsicht. Der Stollen 0 diente als Versorgungsstollen der unterirdischen Raffinerie. In ihm waren die Schmalspurbahn und die Versorgungsleitungen der unterirdischen Raffinerie untergebracht. Alle wichtigen Versorgungsleitungen wie Druckluft, Stromversorgung und die Rohre zum Klimahaushalt verliefen durch den Stollen. Gegenüber den großen Produktionshallen hat der Versorgungsstollen nur einen geringen Querschnitt. Er hat eine Breite von drei Metern und eine Höhe von zwei Metern. Der Stollen war zweigleisig ausgebaut, wobei die Rohrleitungen rechts und links an den Stößen befestigt waren. Heute ist der Stollen an mehreren Stellen gesprengt. Im vorderen und hinteren Bereich der Stollenanlage war ein kleiner Verladebahnhof eingerichtet, wobei sich die Schmalspurgleise in der Ortsbrust noch einmal teilten und von hinten in die Produktionsstollen B und C hineinführten.
Stollen A:
Eine der Besonderheiten der U - Verlagerung „PARA“ ist sicherlich der Stollen A. Während die Lösungsmittel- und Prozess - Tanks in Stollen C aus einer Schweißkonstruktion aus Stahl geschmiedet wurden, bestand der gesamte Stollen A eigentlich nur aus einer Tankreihe. Fast alle Tanks für die Zwischen- und Endprodukte wurden in Stollen A errichtet. Und zwar wurde die gesamte Stollenstrecke in seinem kompletten Querschnitt für Lagerzwecke ausgebaut. Zu diesem Zwecke wurde der Stollen A einfach mit ölresistenten Ziegeln ausgemauert, um möglichst große Räume zu erhalten. Das teilweise aus drei Reihen bestehende Mauerwerk wurde mit Beton hinterfüttert. Die Betonschicht hat eine Stärke zwischen 20 - 40 cm. Die einzelnen Tanks wurden einfach mit Zwischenmauern getrennt. Die Befüllung und Entleerung erfolgte durch Leitungen oberhalb der Tanks, die zur Firste hin offen waren. Über den Tanks befand sich auch das Rohrleitungssystem zum Heizen, beziehungsweise zum Warmhalten der Produkte. Geheizt wurde mittels einem Zirkulationssystem von Wasserdampf.
Zur Verbesserung des Viskositätsindex und den allgemeinen Eigenschaften der Schmieröle wurde innerhalb der Destillationskolonne das Raffinat mit Lösungsmitteln versetzt um die Aromaten aus den Ölen zu entfernen. Die sogenannte "Gegenstrom - Extraktion" mit Furfurol einem selektiven Lösungsmittel.
Das Furfurol-Verfahren: (Stollen B und C)
Bei dem "Furfurol - Verfahren", welches in der U - Verlagerung "DACHS 1" zum Einsatz kommen sollte, handelt es sich ein spezielles Verfahren zur Herstellung von Schmierölfraktionen aus Rohölen. Wie der Name Rohöl schon vermuten lässt, handelte es sich hierbei um einen natürlich vorkommenden Bodenschatz, welcher sich aus einem komplexen Gemisch aus Kohlenwasserstoffen, insbesondere aus Aromaten, Naphthenen und Paraffinen besteht.
Im hinteren Bereich der Produktionskammer „Stollen B“ befinden sich noch zwei beeindruckende Tanks. Auch diese wurden wie die Tanks in Stollen A komplett in ölresistenter Mauerung gesetzt. Diese unterirdischen Tanks haben eine atemberaubende Höhe und sind mit Stützbalken aus Beton versehen. Im inneren des unterirdischen Tanklagers von „DACHS 1“ fällt dem Betrachter eine interessante bauliche Besonderheit direkt ins Auge. Die äußeren Begrenzungen der am Stoß verlaufenden Wände, sowie der Bodenbelag eines liegenden Schmierstofftanks, bestehen nicht wie erwartet aus wasserundurchlässigem Stahlbeton, sondern aus Klinkermauerwerk im Normalformat (NF). Bemerkenswert ist die besondere bauliche Ausführung des Mauerwerks. Charakteristisch für die Mauerung in der Zeit des zweiten Weltkrieges war der typisch deutsche Kreuzverband. Beim Kreuzverband, der vom Binderverband abgeleitet ist, wird jede zweite Läuferschicht um einen Kopf – den Verschiebekopf – versetzt. Die Schichtenfolge wiederholt sich erst nach vier Lagen. Der innere Aufbau der Schichten bleibt identisch. Bei gezielter Verwendung unterschiedlich farbiger Ziegel ergibt sich dabei ein Kreuzmuster. An den Enden werden Dreiviertel - Steine vermauert. Bei dieser Art von Mauerwerk entsteht bedingt durch das größere Fugenaufkommen je Quadratmeter gemauerter Fläche, ein höheres Risiko des Materialverlusts, sprich Ölprodukte, welche durch die Zwischenräume der Steine versickern könnten.
Da in den gemauerten Tanks Flüssigkeiten gelagert, und zudem der Schwachpunkt „Stoßfuge“ reduziert werden sollte, fand man die Alternative im sogenannten Märkischen Verband. Beim Märkischen Verband, auch als Wendischer Verband, oder Kirchenverband bezeichnet, wechseln sich in einer Schicht je zwei Läufer mit einem Binder ab. Er ähnelt dem Gotischen Verband, jedoch kommen die Binder jeweils auf den Fugen der Läufer der benachbarten Reihen zum liegen. Dieses Mauerbild beinhaltet zwar genau soviel Lagerfugenfläche wie beim Kreuzverband, weist allerdings erheblich weniger Stoßfugenfläche je m² auf. Um die Steine kraft- und formschlüssig miteinander zu verbinden, wurden Stoß und Lagerverbindungen des Mauerwerks in Mörtelgruppe Drei gesetzt und verfugt. Die im Bodenbereich bis zu einen Meter dicken Scheidewände der Schmierstofftanks erhielten allerdings eine stahlarmierte Betonausführung. Flaniert man durch den Stollen A (oder Stollen B) entlang, ähnelt der Untergrund eher einer gepflasterten Altstadtpromenade, als an einen schmierölresistenten Tankboden. Der Boden erhielt eine dreilagige Schicht aus Hartbrandklinkern in der Stärke von 40 mm je Schicht. Die Bodenfugen der Spaltklinker wurden ebenfalls durch Einschlämmen versiegelt.
Stollen C:
Der Stollen C war bis zum Kriegsende nahezu komplett mit den Anlagen der Fabrik C3a eingerichtet. In diesem Produktionsstollen befanden sich die zentralen Pumpen der Vakuumdestillationseinheit und der Entparaffinierungsanlage. Hinzu gesellten sich zwei Schaum-Tanks aus Stahl zur Lagerung der Abscheideprodukte, zwei Filterpressen zur Lösungsmittelzurückgewinnung aus der Bleicherde, zwei elektrisch betriebene Hoch- und Niederdruck-Ammoniak-Kompressoren als Kältemaschine zur Abkühlung des Destillats und die große Förderband-Filteranlage zur Wachs-Entfernung. Zusätzlich war in der Kammer C noch die Asphaltbrennanlage, die Kalk-Natron-Wasserenthärtungsanlage des Kühlsystems und die Klimaanlage installiert. All diese Einrichtungen wurde durch eine zentrale Schaltanlage der Firma Siemens gesteuert und kontrolliert. Die Relais-Schaltzentrale befand sich im Kopfstollen in einem kleinen abgemauerten Büroraum innerhalb der unterirdischen Raffinerie. Die gesamte Abwärme, die die Ofenanlage, die Kesselanlagen und die Kompressoren verursachten, wurde mittels verschweißten Rohrleitungen in die zentrale Lüftungseinheit im Kopfstollen geleitet, wo sie über die Luftschächte die Raffinerie C3a verlassen konnten. Die Ausgänge der Luftschächte befanden sich etwa 20 Meter über den Stollenmundlöchern.
Ein seperater Raum an der Ortsbrust des Stollensystems, ist ein kreisrunder Unterbau einer Tankanlage zu erkennen, er diente als „Schaumlager“ des Abstrichs, als Säurelager und als Lager für die kontaminierte Erde aus der Bleicherderaffinerie.
So Freunde, mit diesen Zeilen endet unser Bricht über die U - Verlagerung „PARA“, dem Geilenberg-Projekt „DACHS 1“ in Porta - Westfalica. Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag zur Geschichte einige Fragen zum Thema lösen.
Mehr zum Thema:
www.bergmannpage.de // www.u-verlagerungen.com (Grüße und Glückauf)
Der Unterirdische Krieg an der Porta-Westfalica
Von Jochen Bergmann