U – Verlagerung FLAMINGO
Rüstungsproduktion in einem ehemaligen Reichsbahntunnel der Muldentalbahn, Rochsburger Tunnel

Geheime Rüstungsanlage für den ersten in Serie produzierten deutschen Strahljäger Messerschmitt Me 262

                                                                    Nordostportal

Verfügbare Fläche:  2. 000qm
Firma:                      Gläser Karosserie, Dresden
Produkt:                  Triebwerkgondel Me 262 (Jumo 004 BMW Triebwerke)

Zuständig war die Organisation Todt / OT - Einsatzgruppe IVa Land Sachsen. Bau- Objektnummer: 267

Die Anlage wurde am 08. Januar 1945 ins geheime Decknamenverzeichnis unterirdischer Bauten vom 10. April 1944 unter der Nr: 267 nachgetragen, bzw. aufgenommen. Die U - Verlagerung hatte einen für Reichsbahntunnel typischen Decknamen aus dem Bereich der Ornithologie / Vogelkunde. (Siehe auch bereits erschienene Berichte Kauz, Meise 1, Rebhuhn)

Der knapp 200 m lange Steinbogen Reichsbahntunnel war bombensichere Lagerhalle, Verladebahnhof und Produktionsstätte zugleich.


Südwestportal

Wie fast alle U - Verlagerungen, die in Reichsbahnbahntunneln untergebracht waren, hätte auch in "Flamingo" schon nach kurzer Zeit produziert werden können. Inwieweit die Produktion der Triebwerkgondeln für den Strahljäger Messerschmitt Me 262 angelaufen war, entzieht sich bisher unserer Kenntnis. Der Umbau zum Rüstungstunnel selbst sollte hier keine all zu großen Anforderungen gestellt haben. Da der von 1873 bis 1875 erbaute Tunnel von Anfang an nur über ein Gleis verfügte war genügend Platz für Lager- und Produktionsflächen vorhanden. Ein bei anderen U- Verlagerungen bewährtes Prinzip ist auch hier vorstellbar. Das heißt ein installierter Laufkran über der Taktstraßen ähnlichen Produktionsebene mit anschließendem Lagerbereich. Der Lagerbereich selbst hätte nicht viel Platz in Anspruch nehmen müssen. Die eigentliche Produktion der Me 262 - Triebwerkgondeln wäre praktisch taktstraßenartig neben dem Gleiskörper entlang wie am Fließband verlaufen. Die Komponenten wurden am Brückenkran hängend zur Arbeitsebene verbracht. Transport- und Umbaukosten dürften relativ gering ausgefallen sein. Der angesprochene Bereich neben dem Gleiskörper ist immer noch mit Kies und Schlacke ähnlichen Material ausgelegt.
Während der Be- und Entladezeit stand  der Zug relativ bombensicher in der Verlagerungsanlage.
Betritt man die ehemalige Verlagerung „Flamingo“ vom Südwestportal kann man sich rechterseits die Arbeits-, Verlade- und Produktionsebene gut vorstellen. Die Entwässerung verlief in einem an der Tunnelwand angelegten Drainagesystem. Die obligatorischen Ausweichbuchten, üblich im Tunnelbau, sind auch vorhanden. Hier hätte eine Endkontrolle stattfinden können. Auch benötigte Trafostationen sind hier vorstellbar. Leider verbirgt ein später aufgebrachter Spritzbeton eventuelle Hinweise auf Halterungen, Anker oder Kabelaufhängungen. Das gesamte Gewölbewerk zeigt keinerlei Verwitterungserscheinungen.
Für den Bau des Tunnels ab dem Jahre 1873 musste ein enormer Felsdurchbruch geschaffen erden.

Die Firma Gläser Karosserie, Dresden stellte u.a. für das deutsche Heer auch Aufbauten für den Einheitskübelwagen Kfz 15, den Funkwagen Kfz 17, Lafetten für die Bordkanone des Standartjägers Messerschmitt Me Bf 209 (2cm) und die Gondeln für die Jumo 004 BMW Triebwerke der Messerschmitt 262 her.

Verlässt man nun den alten Tunnel durch das Nordostportal das Gleis entlang durch den Felseinschnitt steht man kurzer Hand auf einer Brücke der alten Reichsbahnstrecke Chemnitz – Penig über die Zwickauer Mulde. Von hier aus hat man einen guten Überblick über die ehemalige Papierfabrik Lunzenau und das Kraftwerk. Das Gleis wurde nicht entfernt da nach dem Krieg der Rochsburger Tunnel, Strecke 6629  bis zur Streckenstilllegung noch einige Jahre für den Zugverkehr genutzt wurde.

Die ehemalige Strecke 6629, eine kleine, kurze und nackte U – Verlagerung. Aber auch sie hat ihren Reiz für Verlagerungssüchtige Bunkersachsen und Mitstreiter.

Text: Axel
Fotos. © Jens

Südwestportal


 

Nordostportal

Blick in Rtg. Südwest. Links die mögliche Produktionsstrecke

Blick in Rtg. Südost. Rechts die mögliche Produktionsebene

Die ehemalige Papierfabrik Lunzenau

Das Heizhaus

 

Quellen:
Am Tag gesammelte Eindrücke und Aussagen

www.sachsenschiene.net/bahn_alt/index.htm

eisenbahn-tunnelportale.de/lb/inhalt/tunnelportale/6629.html

de.wikipenig.wikia.com/wiki/Muldentalbahn

www.kfzderwehrmacht.de/Hauptseite_deutsch/Kraftfahrzeuge/Deutschland/Auto-Union/Horch/Horch_830_R_Kubelwagen/horch_830_r_kubelwagen.html

Das unterste Bild auf dieser Seite zeigt einen Horch Kübelwagen Kfz 15, die Fahrgestelle wurden bei der Firma Gläser in Dresden karossiert. Die Fertigung erfolgte angeblich in den Jahren 1936 und 1937.

© Team Bunkersachsen
 

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