Die Berliner Firma Propeller Schwarz stellte hier in dem Gewölbekeller der Brauerei Holzpropeller her und teste diese auch in den speziell dafür ausgebauten Testkammern, direkt neben der Produktionsstrecke in den unterirdischen Räumen.
Gegründet wurde das Unternehmen Gustav Schwarz 1882 als Möbelfabrik Schwarz, später begann die Firma mit dem Bau von Holzpropellern für die Luftfahrt und die Firma benannte sich in „Propeller Gustav Schwarz GmbH Berlin“ um. 1917 hatten die beiden Söhne des Firmengründers Gustav bereits ein Werkseigenes Testlabor für spezielle Holzpropeller errichtet und 1920 ging man in die Entwicklung. Führende deutsche Flugzeugfirmen wurden im laufe der Jahre Auftraggeber für die emporstrebende Firma.
U – Verlagerung HERING
Bau- Objektnummer: 600
Im Jahr 1941 ordnete die Geheime Staatspolizei (Gestapo) den Einsatz von Gefangenen außerhalb des ortsansässigen Gefängnisses an. 1941 bis -42 bereiteten bis zu 40 Häftlinge die Kellerräume der ehemaligen Brauerei für eine kriegswichtige Produktion vor. Ab 1944 wurde ein neu zusammengestelltes Kommando mit der Herstellung von Holzpropellern für die deutsche Luftwaffe in dem unterirdisch eingerichteten Betrieb beauftragt.
55 Reichspfennig zahlte die Berliner Firma den Häftlingen für jede Arbeitsstunde
Der unterirdische Verlagerungsbetrieb mit dem Tannamen „Albis Werk“ verfügte über zwei Hauptzugänge mit einem eigens angelegten Eisenbahngleis für Normalspur. Es wurde eine massive Rampe bis vor die Portale betoniert und mit Gleisen ausgelegt. Die Hauptproduktion erfolgte in der zweiten Etage im Taktstrassensystem. Direkt neben dieser Produktionsstrecke lagen auch die entsprechenden Testkammern. Produktionshallen wie auch die Testkammern haben eine geschätzte durchschnittliche Höhe von bis zu 8m.
Die Produktionsebenen verliefen über drei Etagen und waren mit je zwei Lastenaufzügen und Treppenhäusern versehen. Eines davon als herrliche Wendeltreppe noch aus den Zeiten der Anfänge des Braubetriebes. Einige Kellerbereiche sind mit einem schwer entzündbaren korkähnlichen Material isoliert. Das lässt darauf schließen das sich hier die Lagerräume für Leime, Öle, Farben, Harze und die Hölzer für die Propellerfertigung befanden. Auch die in diesem Bereich durch Mauern getrennten Gewölbe lassen auf die Lager schließen. Die Produktionshallen und Testkammern sind mit feuerabweisendem Kalkschicht verputzt. Einige noch erhaltene Luftschächte unter den Gewölbebögen sind aus Brettern zusammengenagelt. Der Boden des gesamten Rüstungsbetriebes ist komplett ausbetoniert, Anzeichen für eine Gruben- bzw. Transportbahn auf Gleisen sind nicht zu erkennen. Auf Grund der eben verlaufenden Anlage und des perfekt eingebrachten Betonbodens war allerdings der Transport von der Verladerampe vor der U – Verlagerung mittels Plattenwagen oder ähnlichem in den untertage Betrieb kein Problem. Original Elektroinstallationen mit den alten Kabelsträngen verlaufen zu einem Grossteil noch im Gesamtkomplex des Propellerbetriebes.
Die Wasserversorgung erfolgte für den Rüstungsbetrieb und die Brauerei durch einen roh ausgehauenen Stollen der zum nahegelegenen Fluss führt. Dieser Stollen wurde allerdings schon mit dem Bau der Kellerräume für den Braubetrieb geschlagen. Von diesem Stollen ausgehend wurde das Wasser zu den Räumlichkeiten gepumpt und entsprechend verteilt.
Am tiefsten Punkt des uralten Gewölbekellers zur flusszugewandten Seite ist noch eine schräge Rampe zum Transport der Bierfässer mittels Lastkahn zu finden. Von hier konnte einst der begehrte Gerstensaft direkt auf die Boote verladen und verschifft werden. Vorraussetzung war natürlich ein günstig stehender Wasserstand. Sicherlich wurden auch auf diesem Weg die benötigten Zuschlagstoffe für das Brauen aufgenommen.
In der Untertage Verlagerung wurde für die Typen Heinkel, Junkers, Arado und Messerschmitt Holzpropeller hergestellt. In den Testkammern wurden diese auf Testbänke fixiert und „hochgefahren“. Es wurde Drehgeschwindigkeit, Stabilität, der Luftwiederstand und die Verwirbelung mit speziellen Instrumenten gemessen. Zum messen und darstellen der Luftverwirbelung nahm man beispielsweise Zigarettenpapier in feine Streifen geschnitten. Auf Grund der Leichtigkeit des Papiers konnten umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Luftverwirbelung gesammelt werden. Die Testkammern lagen direkt an der Hauptproduktionsstrecke, den ehemaligen Hauptgängen der alten Brauerei.
Der Anlage ist in drei Etagen aufgeteilt. Einige Kellerbereiche sind durch Brandstiftung und mutwilligem Feuerlegen vom Ruß geschwärzt und einige Holzeinbauten teilweise niedergebrannt. In dieser Etage liegen der Sanitärbereich mit WC, Waschraum und Trinkwasserversorgung. Hier begegnen einem noch herrliche deutsche Inschriften. Ebenfalls auf dieser Ebene befindet sich der Raum für die Stromversorgung mit einem SKODA Dieselmotor.
Teile der Anlage sind zu Luftschutzzwecken teilweise durch Stahlbetonträger verstärkt. Es wurden eigens Luftschutzräume für die gesamte Belegschaft eingerichtet und massiv ausgebaut. Als Büroräume wurden kleinere Zellen, oder Kammern an die Gewölbewände angemauert, die einzelnen Räume jeweils durch eine eingezogene Wand voneinander getrennt.
Nach dem Krieg diente der Gewölbekeller noch eine zeitlang als Versorgungsdepot für Nahrungsmittel.
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Foto mit Propeller aus: H.Wesolek, Die Propeller mit dem schwarzen Vogel, Berlin 2002
Am Tag gesammelte Eindrücke und Aussagen