Das Schloss Fürstenstein, vorgesehen als ein weiteres Führerhauptquartier.
An der stark frequentierten Straße zwischen Freiburg und Waldenburg (Schlesien) erhebt sich ein imposantes Bauwerk über der wildromantischen Hellebachschlucht. Auf dem 70 m hohen Felsplateau protzt erhaben die Perle Schlesiens, das einzigartige Schloss Fürstenstein.
Zunächst als Burganlage durch „Herzog Bolko von Schweidnitz“ 1291 gegründet, residierten hier in Folge dann die „Könige von Böhmen“. 1509 fiel das Schloss an die „Grafen von Hochburg“. Durch Erbschaften durften sie sich ab 1847 dann „Fürsten von Pleß“ betiteln.
Der älteste Teil, der Burgfried, ist auch noch heute das Zentrum der Anlage. Zwei herrliche fünfgeschossige Schlossflügel zeigen schon von weitem ein imposantes Kunstbauwerk. Das Torhaus wird von zwei wunderschönen Türmen flankiert. Die parkähnliche Anlage im Innenhof ist in einem sauberen gepflegten Zustand, und wird von Skulpturen aus Sandstein umsäumt.
Nach der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler ging der „Fürst von Pleß“ nach England ins Exil. Bis 1943 war Fürstenstein auch Sitz des Reichsbahnministerium des Landes Schlesien. Im Mai 1943 wurde das Schloss vom schlesischen Gauleiter beschlagnahmt und es kam zur Entscheidung ein weiteres Führerhauptquartier zu errichten. Ein Aufzug (Fahrstuhl) wurde in die Tiefe vor dem eigentlichen Schlosseingang im Innenhof, sowie unterirdische Gangsysteme angelegt. Die größte Schlossanlage Schlesiens war eines von mehreren ehemalig auserkorenen Standorte für ein Führerhauptquartier. Doch sollte der damalige Reichskanzler diesen Prunk- und Trutzbau nie zu Gesicht bekommen. Er verweigerte vehement alles, was auch nur den Hauch von Adel, Prunk und Preußischem Gehabe aufwies.
Im Frühjahr 1945 war auch in Schlesien der zähe Wiederstand der Deutschen Armee gebrochen, und Stalins Truppen besetzte das Gebiet. Später wurde das Schloss an den polnischen Staat übergeben.
Im Jahre 1962 begannen die zeit- und kostenaufwendigen Restaurierungsarbeiten die 2002 größtenteils abgeschlossen werden konnten.
Unsere Besichtigung
Durch das reich verzierte Eingangsportal ging es durch einen großzügig angelegten Park. Hier gelangt man zu einem dem Schloss gegenüber liegendem Felsplateau von dem aus man einen herrlichen Panoramablick auf die gesamte Schlossanlage hat. Ganz im Gegensatz zu den bekannten Prunk- und Trutzbauten Albert Speers, dem damaligen Rüstungsminister, ist der erhabene Charakter der gesamten Schlossfassade erhalten geblieben.
Linkerhand zeigt sich der Burgfried. Herrlich zeichnen sich die Konturen des Sandsteinbaues ab. Vor ihm lassen sich angelegte Gärten und terrassenähnliche Anlagen erkennen. Der wohl bekannteste, der Maxemiliansaal, ist in Rosa gehalten und sollte das eigentliche Repräsentationszimmer (Saal) Hitlers werden. Vor ihm, am Haupteingang im Innenhof auf Höhe der Schlossterrasse wurde der schon erwähnte Fahrstuhlschacht 50 m in die Tiefe getrieben. Von hier aus sollte ein verzweigtes Stollensystem ausgehen, welches bis zu 75% fertig gestellt worden sein soll. Da aber bei einem Fliegerangriff Hitler und seine Offiziere zum Fahrstuhl das Gebäude hätten verlassen müssen, wurde ein weiteres unterirdisches System angelegt. Dies hatte seinen Ausgangspunkt als Treppenschacht in den angedachten Privaträumen des Führers und endet auf einer der unteren Schlossterassen.
Der Innenhof mit seinem Park reicht bis zu den vorderen Gebäudekomplex, dem ehemaligen Gesindehaus. Auch später war hier das Personal untergebracht. Zwei wunderschöne Turmbauten zieren diesen Teil des Schlosses, und gerade hier vom Plateau aus kann man die Gesamtsilhouette des Schlosskomplexes herrlich zu betrachten. Der Burgfried, das eigentliche Schloss ist durch eine baulich schön strukturierten Brücke vom Gesindehaus, oder Vorschloss getrennt. Im Durchgang des Torhauses mit seinen herrlichen Türmen verdeutlicht eine Schautafel welche Dimensionen das unterirdische verbunkerte System annehmen sollte. Vor dem Portal ins Schloss sieht man auf dem angelegten Vorgarten noch immer eine leichte Senke. Hier befand sich der beschriebene Fahrstuhlschacht mit seinen Stollenanlagen.
Die Architektur bzw. Umbau der oberirdischen Säle, Gemächer und anderweitigen Räumlichkeiten unterstanden Albert Speer. Die gesamten Bautätigkeiten liefen unter Aufsicht der SS ab. In einigen Innerräumen erkennt man dann aber den Einfluss Speers. Viele Barock- Stuck- oder mit Gips verzierten Ornamente oder Wandverziehrungen wurden entfernt, und es wurde einem einfachen, eher spartanischer Stil nachgegangen. Hitler verpönte jeden Prunk und Pomp. Im Sommer 1943 wurden die Innenarbeiten aufgenommen. Allerdings kam es nicht mehr zum Umbau und der Fertigstellung aller Räume und man kann die ehemaligen Prunkräume neben den nackten, einfachen Räumlichkeiten vergleichen.
Die Schutzstollen der Belegschaft ...
... erreicht man über einen Treppenschacht. Durch eine inzwischen eingerichtete Bar gelangt man auf eine der Parkterrassen zum Ausgangsbereich des mit dem Schloss verbundenen unterirdischen Stollensystems. Diese Stollen befinden sich im komplett ausbetonierten Zustand und sind gut erhalten. Die typische Eingangssicherung (Wache) mit verschließbarer MG - Scharte, Handgranatenauswurf und entsprechendem Luftabzug befindet sich im unmittelbaren Eingangsbereich. Der Wachraum war mit dem notwendigen MG - Auflage, Munitionskisten, diversen Stromanschlüssen, einem Tisch mit Schemel und Telefon bestückt. Im hinteren Bereich befinden sich die Reste des Treppenschachtes. Er sollte der direkte Zugangsschacht des Personals werden und es sind noch die vorgesehenen Stufenabsätze der Rundtreppe zu erkennen.