Das Team Bunkersachsen zu Gast bei www.untertage-übertage.de und Schluffine. Es waren schöne Tage bei Euch. Danke für die Infos zu MEISE I.

Manch einer fragt sich "Haben die alle ne Meise?", was soll man da noch sagen ???

Reichsbahntunnel / U-Verlagerung Meise Bau- Objektnummer 243

©Jens

Westportal

Die Untertage - Verlagerung mit dem Decknamen "Meise" (oder auch "Meise 1") befand sich in einem Reichsbahntunnel bei Schwelm im Bergischen Land. Genauer gesagt waren, beziehungsweise sind es zwei Tunnel, die parallel durch den Linderhausener Berg führen. Die beiden Eisenbahntunnel stehen im standfesten Gebirge, welches sich überwiegend aus Grauwacken und Kalksteinschichten zusammensetzt. Die Überdeckung im mittleren Tunnelbereich ist mit über 60 Metern mehr als ausreichend für eine bombensichere Produktionsstätte. Besonders deutlich wird die Kalksteinschicht am Südportal des westlichen Tunnels. Dort befindet sich in der ersten Ausweichbucht (AB) das Mundloch der Schwelmer Tunnelhöhle, einer kleinen Wasserführenden Naturhöhle (Ponorhöhle), welche zufällig beim Tunnelbau angeschnitten worden ist. In dem Östlichen Tunnel befindet sich ebenfalls eine kleine Höhle, die auf den Namen "Lehmhöhle" hört. Siehe unten rechts das kleine Loch.

Der östliche Tunnel (Linderhausener Tunnel) hat eine Länge von 935 Metern und beherbergte das Herzstück, die eigentliche Produktionsstätte der Anlage "Meise". Der westliche Tunnel (Schwelmer Tunnel) ist etwas kürzer (742 Meter) und diente der als Bahnhof für die Arbeiter und als bombensichere Verladestation für das Material und die Flugzeuge. Der Umbau des Reichsbahntunnels zur unterirdischen Rüstungsfabrik begann im Sommer 1944. Das Projekt "Meise 1" gehörte zum Jägerstab und war ein sogenanntes A-Projekt. Der Jägerstab war für die bombensichere Unterbringung von Flugzeugfabriken zuständig und ein "A-Projekt" war die Untertage - Verlagerung in ein schon bestehenden unterirdischen Hohlraum, wie zum Beispiel Bergbaustollen, Bunker und eben Reichsbahntunnel. Oberaufsicht und Leitung des Projektes "Meise 1" hatte wie bei fast allen U - Verlagerungen die Organisation Todt (OT), welche die Planung übernahm und die Arbeitskräfte kümmerte, die die Umbauarbeiten durchführen mussten. Die Gleise und das Schotterbett wurden entfernt, der Boden wurden betoniert damit die Maschinen einen sicheren und festen Stand hatten. Unter der Firste wurde über die gesamte Länge des Tunnels ein Schwerlastkran installiert, an dem die Flugzeuge und Teile wie am Fließband zu den einzelnen Stationen im Tunnel gebracht werden konnten. Ausserdem wurden die an der Tunnelwand liegenden Wasserrinnen verrohrt und an beiden Enden des Reichsbahntunnels ein Gebläse zur Bewetterung der U - Fabrik errichtet.

Die Firma Gottlob Espenlaub aus Wuppertal-Langerfeld bezog noch während der Umbauarbeiten den Tunnel und begann am 23.10.1944 mit dem Betrieb in diesem, neuen bombensicheren Ausweichwerk. Die Tunnelportale wurden übrigens nicht wie üblich zugemauert. Die interne Bezeichnung für die U - Verlagerung "Meise" in der Flugzeugbaufirma Espenlaub war "Werk 4" oder "Ausweichwerk 1". Die Firma Espenlaub Flugzeugbau war neben den Firmen Homann, Vorwerk, Jäger und I.G.Farben eine der grössten Rüstungbetriebe in Wuppertal mit drei oberirdischen Werken und ebenfalls drei unterirdischen Produktionstätten:

Etwa 1000 Arbeiter arbeiteten im Schnitt im "Ausweichwerk 1". Gegen Ende des Krieges stieg die Zahl sogar auf 2000 Arbeiter, welche in gleichen Teilen aus Mitarbeiter der Firma Espenlaub und Zwangsarbeitern bestand. Rund 100 Flugzeuge, hauptsächlich vom Typ Focke-Wulf (Fw190) wurden pro Monat in "Meise 1" repariert oder ausgebessert. Die Arbeiter wurden jeden Morgen mit dem Zug von den Baracken in Wuppertal-Langerfeld zur Untertage-Verlagerung gebracht. Auch die Mittagspause wurde geschützt vor Bomben im Tunnel abgehalten. Der Betrieb hielt noch bis zum Ende des Krieges an, bevor die Amerikaner die Stadt Schwelm erreichten und dem Treiben ein Ende setzten.

Heute erinnert nur noch wenig an das einstige Treiben in den Tunneln. Beide Tunnel wurden nach dem Krieg wieder für den Eisenbahnverkehr hergerichtet und genutzt, wobei der Schwelmer Tunnel heutzutage wieder stillgelegt ist. Im Tunnel selber findet man heute immer noch Verschnittmaterial der Tragflächen und andere Kleinigkeiten wie Werkzeug und Späne. Der Schwelmer Tunnel mit seinen schönen verzierten Portalen kann also ohne Gefahren erkundet werden und die Schwelmer Tunnelhöhle ist eine echte Herausforderung für wagemutige und erfahrene Speläologen. (gut schluf...)

Durch den Linderhausener Tunnel fährt heute noch die S8 nach Hagen, was die Befahrung zur einer gefährlichen Angelegenheit macht. Ausserdem ist es Verboten!!!!!!!!!


Quelltext: Dany (Schluffine), Axel

Fotos: © Jens, Axel

Die Fotos im einzelnen:

Südportal westlicher Tunnel

Produktions- & Montagebereiche

Betonsockel für den Drehkran

 

Das Team Bunkersachsen sagt Danke und Glück Auf ! an die Freunde in NRW. www.untertage-übertage.de

 

© TB & Danny 2010

 


        

       

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