Eine der schönsten und spektakulärsten Touren über mehrere Tage fand an fast ausschließlich verregneten Sommertagen statt. Die Kollegen und Freunde von www.untertage-übertage.de hatten geladen, das Team Bunkersachsen  folgte promt. Auf diesem Wege nochmals Danke für die Unterbringung & Bewirtung. Ganz besonders an Leo und Gemalin. Gern denken wir an die Stunden in der Wacholderstube zurück. Olly, Dein Programm war Pflicht und ging hervoragend auf. In diesem Sinne und Glück Auf ! nach Ibbe.

Infos aus der Geheimen Pressemappe Tag 1, O.S. - "E".

U-Verlagerung Rebhuhn / Projekt A1

© Loreen

Das unterirdische Rüstungswerk war gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in einem stillgelegten Reichsbahntunnel untergebracht. Der Tunnel befindet sich im Teutoburger Wald, etwa 35 Kilometer nördlich von Münster. Durch ihn führte früher die zweigleisige Eisenbahnlinie Münster - Osnabrück. Der zwischen Januar 1869 und Dezember 1871 erbaute Tunnel hat eine Länge von 765 m. Die Bauzeit des Tunnels betrug zwei Jahre und elf Monate. Ende des Jahres 1871 konnte die Köln -Mindener Eisenbahngesellschaft die Strecke Münster - Osnabrück eröffnen. Fast 60 Jahre war der Tunnel in Betrieb. Im Jahre 1935 stellte die Reichsbahndirektion mit Sitz in Münster fest, daß der Tunnel noch in einem erstaunlich gutem Zustand sei. Das Mauerwerk hielt sehr gut, lediglich am Nordende des Tunnels seien einige Verwitterungserscheinungen aufgetreten, so das der Tunnel reaktiviert werden könne. Doch dazu kam es nicht mehr.

Schon zwei Wochen nach dem Zusammenschluss des Jägerstabs am 1 März 1944 begann man unter Leitung der OT- Einsatzgruppe VI mit den Baumaßnahmen an und in dem Reichsbahntunnel. Zunächst wurde das Gleisbett entfernt und ein Entwässerungskanal angelegt bevor der Boden komplett betoniert wurde. Das betonierte Fundament war nötig, um den Maschinen einen sicheren und stabilen Halt zu geben. Es reichte nicht ganz bis zur Tunnelwand. Bevor die seitlichen Mauern hochgezogen wurden, hatte man einige Teile der Tunnelwände mit Holztafeln ausgekleidet, damit die Fabrik besser gegen Nässe geschützt war. Der ganze Innenbau wurde mit einer Decke versehen, so das ein rechteckiger Tunnel im Tunnel entstand. Die Abschlussdecke bestand unterhalb der Firste aus Stahlträgern, an denen ein Brückenkran hing. Für den Umbau vom Tunnel zur Flugzeugfabrik wurden neben 1. 200 t Zement, mehreren Kubikmeter Rundhölzern auch rund 60. 000 Ziegelsteine benötigt. Hinter den Mauern rechts und links verliefen die Versorgungsleitungen wie Stromkabel und Lüftungsrohre. Alle zehn Meter war eine elektrische Heizung installiert, damit die wertvollen Maschinen in einem guten funktionierenden Zustand blieben. Das Belüftungs- und Heizsystem sollte lediglich die Maschinen vor Korrosion schützen. Vom Haupteingang, dem Südportal aus gesehen standen auf der rechten Seite der langen Fertigungshalle die Werkbänke und Maschinen der Rüstungsfabrik. Auf der linken Seite des Tunnels war eine Schmalspurbahn zum Transport der Bauteile verlegt worden. Diese Schmalspurbahn verlief bis vor das Südportal und hatte Anschluss an das Hauptschienennetz der Reichsbahn. Die Portale des Reichsbahntunnels wurden zum Schutz vor Bomben vermauert. Die Wandstärke der Vermauerung am Südportal beträgt 1,75 Meter und ist heute noch vorhanden.

Die Bombensicherheit des Tunnels war mit einem Deckgebirge von einer Stärke zwischen 20 und 70 Metern mehr als gewährleistet. Binnen 8 Wochen waren die Umbaumaßnahmen abgeschlossen, so das die Produktion Mitte Mai 1944 beginnen konnte. Bei der U -Verlagerung "REBHUHN" handelte es sich um die als erste Einsatzbereite Untertageverlagerung im Jägerprogramm. Ziel des Jägerstabs war es mit allen Mitteln die Produktion von Jagdflugzeugen aufrecht zu erhalten, bevor alliierte Luftangriffe die deutsche Kriegsmaschinerie völlig lahmlegen konnten. Die U- Verlagerung REBHUHN / A 1 hatte den für einen Reichsbahntunnel typischen Decknamen aus der Ornithologie. Die Anlage hatte die Konstruktionsnummer 206 und war in zwei etwa gleich große, aber getrennte Bereiche aufgeteilt. Im vorderen, südlichen Teil des Tunnels hatte die Firma VLM GmbH (Vereinigte Leichtmetallwerke) aus Hannover - Linden ihre 3. 500 qm große Produktionsfläche bezogen. Sie stellte neben Schmiede- und Spitzteilen auch Profile für Tragflächen aller gängigen Jagdflugzeuge her. Im hinteren Teil der U - Verlagerung wurden auf etwa 3. 300 qm Treibstofftanks und weitere Teile für die Schmitt – Argus - Triebwerke der Flügelbombe Fi 103 ( V1 ) von der Firma Aldinder hergestellt. Zwischen den beiden Betrieben in dem Tunnel war eine dicke Betonwand und die Trafostation, welche den Oberleitungsstrom von 10. 000 Volt auf Gebrauchsstrom von 220 bzw. 360 Volt herunter transformierte, errichtet worden. Ebenfalls in der Mitte des Tunnels befanden sich auch die Büros, eine Krankenstation und eine Küche mit Aufenthaltsraum. Diese war vornehmlich für die Vorarbeiter und die Wachmannschaft gedacht. Den im vorderen Teil arbeitenden Zwangsarbeitern war es strengstens verboten, den hinteren Bereich des Tunnels, sowie die Zwischenräume aus Geheimhaltungsgründen zu betreten. Das Nordportal der geheimen Produktionsstätte für Rüstungsgüter wurde fest verschlossen, abgetarnt und von mehreren Wachen beaufsichtigt. In der Schneise vor dem Südportal befanden sich neben einer Verladeeinrichtung mit Kran auch eine Baracke für den Pförtner und das Wachpersonal, welches sicherstellte, das keiner der Zwangsarbeiter fliehen konnte. Unter der Baracke befand sich ein kleiner Luftschutzbunker. Etwa 100 m vom Haupteingang entfernt befanden sich die Toiletten an der rechten Steilwand. In der Nähe, auf dem Berg über dem Tunnel, hatten eine Flak - Batterie und eine Scheinwerferstellung ihre Posten bezogen. Die Produktionsstätte in dem Reichsbahntunnel bestand noch bis Zuletzt. Erst Ende März 1945 wurde die U - Verlagerung Hals über Kopf verlassen. Die ganzen Einrichtungsgegenstände wurden zurück gelassen und fielen den Alliierten am Ostermontag den 2 April 1945 in die Hände...

Text, Olly, leicht bearbeitet von Axel.

Befahrung Team Bunkersachsen & www.untertage-übertage.de

Fotos: © Axel, Jens, Loreen

Auf den Fotos: Der Montagetunnel

 

 

Die folgnden Bilder zeigen Innenaufnahmen des OT - Stollens. Er war Büro und Luftschutz für die Einsatzgruppe IV der Organisation Todt. Dieser Stollen liegt räumlich getrennt von der U - Verlagerung Rebhuhn.

 

© TB & u/ü 2011
        

 



   

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