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U - Verlagerung  Schwalbe I / Eisenkies


© Dany

Vorhaben: Schwalbe I
Betreiben Firma: Rhein-Braun Union, Wesseling
Deckname: Eisenkies
Stollenfläche: 25000 m²
Planbearbeitung: Mineralölbaugesellschaft
Baudurchführung: OT-Einsatzgruppe Hansa. Bau- Objektnummer: 5022
Bemerkungen: In Stufe 1: 7500 Monatstonnen Steinkohlenteer oder 12500 Monatstonnen Braunkohlenteer als Produkteneinsatz. In Stufe 2: 7500 Monatstonnen Steinkohlenteer oder 12500 Monatstonnen Braunkohlenteer als Produkteneinsatz.

Schwalbe 1

Die Untertageverlagerung Schwalbe 1 Deckname "Eisenkies" war eines der größten geheimen Bauprojekte im Rahmen des Geilenberg-Programms. Ende 1944 wurden von der nationalsozialistischen Führung im Steinruch Emil 1 in Oberrödinghausen, die überdimensionalen Stollen für das Projekt Schwalbe 1 in den Fels geschlagen. Hier sollten Hydrierwerke zur Sicherung der Benzinbedarfs untergebracht werden. Innerhalb von 6 Monaten wurden 1,5 km Stollen in den Berg getrieben. Diese Stollen waren bis zu 1.000 Meter lang und im Innern zu gewaltigen Höhlen erweitert worden, in denen Eisenbahnzüge verkehren konnten. Der Hauptstollen ist 15 m breit und 10 m hoch, die Ausbrüche für die Maschinen teilweise noch viel größer.

Im Vorfeld wurde der Standort sorgfältig von Geologen und Sachverständigen der Organisation Todt, die auch im Verlauf des Ausbaus die Oberbauleitung und Aufsicht über das Vorantreiben des Stollensystems behielt, auserwählt. Bauherr war die Firma Rheinbraun-Braun-Union Wesseling, die in der Stollenanlage ein Hydrierwerk zur Treibstoffherstellung und ein Dehydrierwerk zur Herstellung von Kerosin errichten ließ.

Bauausführung

"Schwalbe - Anlagen" wurden als Chemieanlagen deklariert. Sie lagen unter der Hoheit und Befehlsgewalt von Professor Krauch, Generalleutnat der Waffen - SS.
Die Arbeit wurde von etwa 10.000 KZ Häftlingen verrichtet, die im Lager Bibertal zusammengepfercht wurden. Die für den Stollenvortrieb eingesetzten Arbeitskräfte wurden mit der Reichsbahn herantransportiert. Sie stammten aus Arbeitslagern, Zuchthäusern und Sammelunterkünften. In einem Steinbruch in der Nähe des Bahnhofs Balve-Sanssouci errichtete man ein neues Aussenlager für die Zwangsarbeiter.  Die Belegschaft des Lagers bestand aus Russen, Polen, französischen und italienischen Kriegsgefangenen sowie Zuchthäuslern und "wehrunwürdigen" Deutschen wie straffällig gewordene Wehrmachtssoldaten. Das Wachkommando bestand aus 25 Schutzpolizisten, die Lagerverwaltung aus 10 Gestapo-Männern. Das Lager war auf zwei Seiten mit einer hohen Steilkante, und ansonsten mittels Stacheldraht gegen Fluchtversuche gesichert. Viele der Zwangsarbeiter litten an Hungerödemen. Hungersnot und Entkräftungen waren die vorrangigen Todesursachen. Wie viele Häftlinge in dem Lager starben ist nicht nachweisbar. Zeugenaussagen belegen aus dem Lager Sanssouci mindestens drei Hinrichtungen am Galgen. Urkundlich erwähnt sind nur 24 tote russische Häftlinge, wovon die meisten an "Herzmuskellähmung" starben.

Der zehnmonatige Stollenvortrieb und Ausbau erfolgte durch umfangreichen Einsatz von 10.000 Zwangsarbeitern und Häftlingen im Schichtbetrieb. Die Gestapo Dortmund gab im Spätsommer 1944 die Kontrolle über das Arbeitserziehungslager Hunswinkel bei Lüdenscheid auf, um im Hönnetal ein neues Häftlingslager einzurichten. Trotz der Baudimension und damit verbundener Logistik blieb das Projekt lange Zeit unbemerkt. Zur Verteidigung der Grossbaustelle lagen mehrere strategische Abwehrmaßnahmen vor. Unter anderem wurde das Projekt ringsherum von Flakbatterien verteidigt.

Geplant wurde von der Mineralölbaugesellschaft eine kombinierte Hydrier-Dehydrieranlage mit J2-Kraftstoffanlage auf Steinkohlenteer-Basis. Eine einfache Hydrieranlage reichte für eine Produktion von Flugzeugtreibstoff nicht aus. Da in der Untertage-Verlagerung "Schwalbe 1" Treibstoff für den Düsenjäger Me 262 hergestellt werden sollte, wählte man ein Dehydrierverfahren um die U-Verlagerung Eisenkies - Projekt Schwalbe 1 benötigte hohe Oktanzahl des Treibstoffs zu erlangen.

Heutiger Zustand

Als ich das erste Mal vor dem riesigen Eingangsportal stand, war ich erstaunt über die Größe und auch die Einsamkeit des Berges. Der heutige Zustand der Stollen ist unterschiedlich. Manche Stollen sind verfüllt, eingebrochen oder einfach nur unzugänglich. Es gibt noch einige sichtbare Relikte aus der Zeit der Produktion. Der unterirdische Verladebahnhof mit den Resten der Gleise waren mir unheimlich aber sehr authentisch und auch sehr in Erinnerung geblieben. Panzerreparaturen haben hier stattgefunden. Das Gleis führt direkt ins Nirgendwo...in einem riesigen verfüllten Haufen voller Stein. Eine Stelle, an der auch wir erst einmal Pause machten.

Die gigantische Größe der Stollensysteme , lassen den Menschen so klein erscheinen, daß er garnicht mehr sichtbar ist. Beschwerlich über die Brocken gekrochen und geklettert gab es immer wieder neue Blindstollen. Die Untertageverlagerung "Eisenkies" besteht heute aus mehreren voneinander abgetrennten Stollensystemen sowie zahlreichen Einzel- und Blindstollen. Die Stollenmundlöcher sind fast alle verschüttet und sehr schwer im steilen Gelände zu finden.

Abschließend kann man sagen, dass die U-Verlagerung Schwalbe 1 vom Sicherheitsaspekt aus gesehen einige Risiken birgt. Das Deckgebirge hält, aber die vielen Spalten und Risse in den Schuttbergen sind gefährlich. Für unerfahrene besteht Lebensgefahr !

Eine kleine Diashow mit mehr Bildern findet Ihr in meinem Videokanal:
http://www.youtube.com/user/schlufine2009#p/u/14/Ay-qx23FTVU

Vielen Dank Dany, Schlufine für die informatifen Zeilen. Leicht gekürz und bearbeitet von Axel

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Fotos: © www.untertage-übertage.de, Schluffine & Jens

Die Bilder zeigen den Brecher, verschiedene geplante im Rohausbau befindliche Produktionshallen des Hydrierwerke

so wie einige Relikte. So .B. einen Hunt, Wetterlutten und ein Maschinenfundament

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Ein ausführlicher Befahrerbericht unsererseits folgt noch ! Dokuserie Teil IV.


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Literaturhinweise:

Stollen im Fels und Öl für`s Reich
Kai Olaf Arzinger
Mönnig Verlag
ISBN: 3-922885-70-5



Antonius Fricke:
Bericht über den derzeitigen Stand meiner Erarbeitungen zum Thema „Eisenkies“ bzw. „Schwalbe I“ im Hönnetal, zu den Lagern unterschiedlichen Typs und insbesondere zum „Kommando West“ = „Kommando X“ = (ab 1. 2. 1945) „Strafgefangenenlager Lendringsen“. in: Bürger- und Heimatverein Hemer (Hrsg.): Der Schlüssel. Ausgabe 1/2010, März 2010. (hier hat Eismann Fotos zur Verfügung gestellt)

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