Es ist schon kurios. Das team bunkersachsen befährt SEEZUNGE, dem Team www.untertage-übertage.de gefällt das Rohmaterial des Berichtes und fordert ihn an. Also, viel Spass bei lesen des Berichtes der Freunde aus NRW über unsere Befahrung.
Bombensichere Produktionsstätte der Maschinenfabrik Pfauter, Chemnitz im dortigen Schaubergwerk Rabensteiner Felsendome
Die Felsendome Rabenstein sind ein altes Kalkbergwerk und ebenso ein Schaubergwerk mit einer ehemaligen Untertage-Verlagerung. Nach dem Krieg wurde im Zuge von Arbeiten eine Karte aus dem Jahre 1944 in dem Kalkbergwerk Rabenstein gefunden. Neben einigen durchnummerierten Kreuzen war auf dieser Karte die Aufschrift „Operation Seezunge“ zu lesen. Die Karte zeigte die 4. Sohle der Grube, welche heute leider abgesoffen und somit nicht mehr zu befahren ist. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges war unter anderem die Organisation Todt (OT) damit befasst, den größten Teil der Rüstungsproduktion in unterirdische, und somit bombensichere Hohlräume zu verlagern. Auf Grund der Verlagerung kriegswichtiger Güter kam es auch zur hier vorgestellten U – Verlagerung „SEEZUNGE“.
Ab dem 23.06.1944 wurde das Kalkbergwerk für den Abbau gesperrt und zur Untertageverlagerung umgebaut. Das Geheimprojekt mit der Baunummer 171 wurde vom RmfRuK mit dem passenden Decknamen „Seezunge“ versehen. (Fischname = Hangstollen) Die Umbaumaßnahmen wurden von der OT-Einsatzgruppe IV / IVa (Land Sachsen) unter der laufenden Konstruktionsnummer 171 durchgeführt. In der U - Verlagerung "SEEZUNGE“ wurde 5.000 qm untertägige Produktionsfläche für Fräsmaschinen der Firma Pflauter aus Chemnitz geschaffen. Die Chemnitzer Firma besaß bereits ein Patent auf Wälzfräsmaschinen und diese zählten praktisch zur strategisch wichtigen Zahnradproduktion. Weiterhin war das Fräswerk Fa. MODUL aus Altchemnitz und auch eventuell das Wanderer Werk, dass spätere Fritz Heckert Kombinat mit Fräsmaschinen an der Rüstungsproduktion beteiligt. Dort wurden Panzermotoren und Maschinen zur Herstellung von Panzermotoren hergestellt. Im Jahre 1945 hatte das Pfauter - Werk eine Größe von 23.000 m², 1.200 Mitarbeiter, über 16.000 Maschinen und mehr als 20.000 Wälzfräsen ausgeliefert.
Am Ende des 2.Weltkriegs beginnt die Demontage des Werkes und Hermann, der jüngste Sohn, tritt in die Firma ein. Laut Aussagen von alten Bergführern in den 70 er Jahren war die Anlage zum Bezug fertig. Die Wände in den Stollen waren bereits mit Kalk zur Lichtreflexion angestrichen. Wie bereits erwähnt steht der Bereich der 4. Sohle unter Wasser. Es wurde dort getaucht ohne jedoch neue Erkenntnisse über die Untertage-Verlagerung zu erhalten. Lediglich verschlossene, bzw. gesprengte Gänge sollen sichtbar gewesen sein. Hier ist allerdings nicht klar, ob diese bereits im 19.Jhd. oder durch die OT gesprengt wurden. Die unterirdischen Etagen wurden von mehreren Tauchern in den 60 zigern untersucht. Offiziell wurde allerdings nichts gefunden heißt es. Die Taucher waren von der Bergsicherung Schneeberg und von der GST. (Gesellschaft für Sport und Technik) Ende 1945 wurden alle Pumpen in dem Bergwerk abgestellt und die U-Anlage bis zum Überlauf in Richtung Autobahn geflutet.
Befahrung des Kalkbergwerks:
Nach dem Durchqueren des offenen Tores in dem Stollenmundloch gelangt man durch einen 30 Meter langen Stollengang in die unterirdische Welt der Steine, der schimmernden Bergseen und märchenhaften, riesigen Säälen - den sogenannten Domen. Der Schönste und eindrucksvollste Dom im Schaubergwerk ist der Marmorsaal. Die Felswände, die Decken und die Säulen bestehen aus reinem Marmor. Ein täuschend großer See ruft eine prächtige Wasserspiegelung hervor. Und bei anhaltend frostigen Temperaturen verwandelt er sich in einen zauberhaften Eispalast. Mit etwas Phantasie kann man dort Wichtel, Zwerge und andere Bergbewohner aus Eis sehen. Doch jegliche bildhafte Beschreibung kann nicht den faszinierenden Anblick der unterirdischen Steinlandschaft wiedergeben welcher sich dem Betrachter hier unten zeigt.
Die wesentlichsten und interessantesten Anlaufstellen des Rundgangs:
- der "Domsaal" mit den Abmessungen von ca. 35 x 32 m und einer Höhe bis zu 6 m
- die "blaue Grotte" mit ähnlichen Abmessungen
- das "Labyrinth" mit ca. 45 x 55 m und einer Höhe von ca. 4,5 Meter
- die "grüne Grotte" mit einem Bergsee (Eingang zum Höhlentauchen)
- der "Marmorsaal" mit phantastischem verschiedenfarbigen Marmor, vor allem liegende Lager von feinkristallinem Calcitmarmor.
Sehr interessant sind die unterschiedlichen Gesteinsarten. Die gesamte Anlage wird geologisch auch als wesentlicher Teil des Rabensteiner Marmorkomplexes bezeichnet. Man findet im Berg neben Marmor vor allem noch verschiedene Kalksteine, Phyllite und Amphibolschiefer. Die meisten und auch einige andere Gesteine können im Souvenirladen käuflich erworben werden. Um die einzigartigen Rabensteiner Felsendome herauszumeißeln, waren seinerzeit rund 30 Millionen Arbeitsstunden nötig. Über 600 Jahre schufteten die Bergleute in der Grube um den Berg so auszuhöhlen, wir ihn heute begegnen. Es wurde mit einfachsten Werkzeugen (u.A. Schlägel und Eisen) gearbeitet um an den begehrten Kalk zu gelangen. An Ort und Stelle wurde dieser abgebaut, gebrannt und ins Land versendet. Rabensteiner Kalk war sehr gefragt. Unsere Vorfahren schufen in Schwerstarbeit aber auch wahre steinerne Kunstwerke. "Felsendome", genau die richtige Assoziation.
Nachgewiesen ist, dass diese Stollenanlage seit mindestens 1365 als Kalkbergwerk in Betrieb war. Der über Jahrhunderte erfolgte untertägige Abbau des Kalkstein wurde erst sehr spät, im Jahre 1906 eingestellt. In dieser langen Bergbauperiode wurde ein großes Stollensystem, welches sich über 4 Sohlen erstreckt, in den Berg getrieben. Die beiden untersten Sohlen (Sohle 3 und 4) sind heute abgesoffen, so dass sie sich hervorragend zum Höhlentauchen eignen. Dieses wird heute neben der untertägigen Eheschließung ebenfalls in den Rabensteiner Felsendomen angeboten. (Adresse für Tauchsportinteressierte unter dem Bericht) Die beiden oberen Sohlen (Sohle 1 und 2) sind Teil des Rundwegs durch das Besucherbergwerk „Rabensteiner Felsendome“. Die Abbaukammern haben eine Deckenhöhe von bis zu 9 Metern. Der hier abgebaute Kalk hatte eine sehr gute Qualität. Er war landesweit gefragt und wurde mit den damals üblichen "Pferdestärken" zum Beispiel bis Halle und Leipzig transportiert. Ab 1865 wurde die immer gleichbleibende Temperatur dieser „Höhlen“ von ca. 7 Grad (.org) Celsius zur Einlagerung von Bier genutzt.
1926 hat der damalige Eigentümer, Herr Reinhardt, im Eingangsbereich der Felsendome ein über viele Jahre genutztes, heute leider nicht mehr vorhandenes, Naturtheater eingerichtet und auch erreicht, daß 1936 das Bergwerk wieder für Besichtigungen freigegeben worden ist. Es ist bekannt, daß bereits 1863 die Anlage erstmals als Sehenswürdigkeit für Besucher geöffnet, später dann aber wieder lange Zeit geschlossen, war. Seither ist das sowohl ein Ort der Ruhe und Erholung wie aber auch ein Naturschauspiel (z.B. die Marmorhöhle), das man einfach nicht nur einmal gesehen haben muß. Laut Infobroschüre sollte das Kalkbergwerk während des zweiten Weltkrieges für Munitionslagerung und -herstellung zweckentfremdet werden. Unter dem Decknamen „Seezunge“ wurden einige Hallen in dem Bergwerk zur Untertage - Verlagerung vorbereitet. Wie eingangs schon erwähnt sollte die Firma Pfauter aus Chemnitz Wälzfräsmaschinen für die Kriegswichtige Zahnradproduktion in den bombengeschützen Stollen herstellen. Im Domsaal und im Labyrinth sind die in diesem Zusammenhang erfolgten Kalkanstriche zu sehen - aber zum Glück war der Krieg vorbei, ehe es zu einer solchen Nutzung der Felsendome kam.
In der Zeit von 1985 bis zum Jahr 2000 lag die etwas in Vergessenheit geratene und vernachlässigte komplett unter Denkmalschutz stehende Anlage im Dornröschenschlaf. Im November 2000 hat der Chemnitzer Joachim Grasselt das Eigentum an einem ca. 22.00 qm großen Teil dieses Areals erworben und über einen langfristigen Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Chemnitz auch das Restgrundstück von ca. 15.000 qm übernommen. Seither sind in Abstimmung mit dem zuständigen Bergamts Sicherungsarbeiten im Berg durchgeführt worden, um der Öffentlichkeit wieder gefahrlos dieses einmalige Zusammenspiel von Historie, Naturschönheiten, Technik und Bergbaugeschichte zugänglich zu machen. Dazu gehören auch die komplette Sanierung und teilweise Neuerrichtung der Außenanlagen und der denkmalgerecht wieder hergestellten Gebäude; z.B. des Museums oder des bereits über 150 Jahre alten Brennmeisterwohnhauses - jetzt für jung und alt Verliebte mit einer mit alten Bauernmöbeln ausgestatteten Hochzeitssuite eingerichtet.
Bilf 7 & 8: Alte genutze Strecke und Stollen mit Spritzbeton und Kalkanstrich
Team Bunkersachsen
Quellen:
Broschüre und Internetseite des Schaubergwerkes
Das Team www.untertage-übertage.de bedankt sich bei der „Außenstelle Sachsen“ für die Zurverfügungstellung dieses Beitrags. "team-bunkersachsen" bedankt sich für die übernommene Arbeit. Pilsken drauf Olly.