Untertage - Verlagerung Stör 1

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Höhle 2

Ursprünglich war für die beiden Werke (STÖR 1 & DACHS 1) ein Presswerk der Ambi - Bidd in Berlin / Johannistal vorgesehen, jedoch wurde kurz vor Produktionsbeginn anders entschieden. Im oberen Stollensystem sollte nun die Phillips - Röhrenwerke also die Rüstungsverlagerung „STÖR 1“, ihren Platz einnehmen.

Sandsteinbergwerk im Jakobsberg / Porta Westfalica
Bombensichere Überdeckung mit 90 bis 100 m Sandstein
Gesamtgröße: 30 000qm, davon 13 000qm für Produktionsflächen, verteilt auf
- Philips Eindhoven, 8 000qm, Radiröhren, (sichergestellt 19.10.1944, gesperrt 19.09.1944)
- Rentrop Stdthagen, 3 000qm, Drahtsteuer für die Fritz X und He 293
- Novella Berlin, 800qm, Magnetfeldröhren (gesperrt 10.02.1945)

Konstruktionsnummer: 8  („STÖR 2“ - Nr. 9)
Die Bauleitung OT wurde vertreten durch Dr. Ihg. Kammler, Bauausführung Hoch - Tief Essen. Der Baubeginn erfolgte im März 1944, Produktionsbeginn war im Juli dieses Jahres.

   

 Auszug aus unserem Tourtagebuch 2011.

".... Die andere Seite der Porta, das Wesergebirge rief uns am letzten Tag der Befahrungen förmlich nach einer kurzzeitigen Inbesitznahme. Es galt „STÖR 1“ und „DACHS 1“ zu erkunden.
Im teilweise massiv gesprengten Teil des ehemaligen Röhrenwerkes „STÖR 1“, erhielten wir wieder einen perfekten Einblick in die aufwendig betriebenen Baumaßnahmen zur Sicherstellung der Rüstungsproduktion.
Es wurden zum Beispiel künstliche Zwischendecken aus Stahlbeton eingezogen. So konnte die benötigte Produktionsfläche enorm erweitert werden. Es entstanden 9 Arbeitssohlen treppenförmig im hier vorherrschenden standfesten Sandsteingebirge. Die Zwischendecken wurden teilweise nach dem Krieg gesprengt, und es erfordert ein wenig Klettereinsatz. ..."

 

© Steve (www.verborgene-orte.de/home/u-verlagerung/)

U – Verlagerung „STÖR 1“

Die Anlage zeigt im heutigen Zustand (2011) wenig erhaltene Treppenaufgänge auf, teils erhaltene, teils schwer gesprengte ehemalige Produktionsräume des Röhrenwerkes die schwer zugänglichen Etagenbereiche.

Zusammenfassend.

„STÖR 1“ wurde in einem Sandsteinbruch, der in Schieferschichten hineinreicht gebaut. Es wurden künstliche Zwischendecken aus Stahlbeton eingezogen, um die benötigte Produktionsfläche für da unterirdische Röhrenwerk zu optimieren. Die Heizungsanlage war schon provisorisch in Funktion mit einem stationären Lokomotivdampfkessel.

Sie sollte die empfindlichen Maschinen und Aggregate vor der hier vorherrschenden Luftfeuchtigkeit schützen. Außer der Beleuchtung mussten zusätzlich Pressluft- Vakuum- und Stickstoff sowie auch Wasserstoffleitungen verlegt werden. Hinzu kamen noch erforderliche Gasrohrleitungen. All dies war zur Produktion von Elektroröhren zwingend erforderlich..

Die Produktionsräume waren durch mehrere Eingänge zu erreichen. Aus Zeiten des Sandsteinabbaus existierte auch noch ein Schrägaufzug, der bis zur Einstellung der Produktion genutzt wurde. Die Zwischendecken wurden nach Kriegsende gesprengt, zuvor diente die oberen Hallen noch als Champignonzucht für die einheimische Bevölkerung.

Eindrücke Lori und Jens

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zugangsmöglichkeiten werden von uns nicht genannt, Nachfragen bleiben erfolglos!!!

 

 

 

U - Verlagerung Stör 2

 Kaiser Wilhelm I. Denkmal / Porta Westfalica im Wiehengebirge

 Kaiser Wilhelm I. Denkmal bei Tag und Nacht sowie auf historischen Aufnahmen.

 

  

   

  

Das ehemalige, durch mehrere Sprengungen nach Kriegsende schwer in Mitleidenschaft gezogene unterirdische Kugellagerwerk befindet sich direkt unter dem wuchtigen Betonsockel und Vorplatz des Kaiser Wilhelm I. Denkmal im Wiehengebirge.

„STÖR 2“ hatte 1944 seine Produktion bereits aufgenommen. In den vorhandenen Hohlräumen aus den Zeiten der Sandsteingewinnung wurden massive Stahlbetondecken, ähnlich „STÖR 1“, eingezogen. Die notwendigen Produktionsräume wurden dadurch sichergestellt und ausreichend Platz für die Rüstungsproduktion geschaffen.

Insgesamt errichtete man somit 4 Etagen für die kriegswichtige Produktion der benötigten Kugellager. Die einzelnen Etagen sollen 133 m lang und 10 m breit bei einer Gesamtfläche von 5 400qm gewesen sein. Untereinander waren die einzelnen Produktionsbereiche durch Treppen und einem Fahrstuhl verbunden. In dieser unterirdischen Rüstungsanlage wurden Kugellager für die Luftwaffe sowie entsprechende Zündsysteme für den „Panzerschreck“, einer gefürchteten panzerbrechenden Waffe, hergestellt. Zusätzlich wurden auch noch Teile für Handgranaten in einer der Hallen produziert.

Im April 1946 wurden die Zugänge nach bereits vorangegangenen Sprengungen durch britische Kommandos vollkommen verschlossen.

Auf einer Postkarte um 1900 ist der alte Denkmalstollen, die spätere Werkszufahrt für „STÖR 2“, noch sehr gut zu erkennen.

In seinem Buch „Der unterirdische Krieg an der Porta Westfalika“ lässt der Autor Jochen Bergmann einen Zeitzeugen zu den Sprengungen unter dem Denkmal zu Wort kommen.

Die Zerstörung der unterirdischen Anlage unter dem Porta Denkmal, (oder fast darunter) ist durch die Engländer schon 1946 vorgenommen worden. Diese Sprengungen habe ich aus der Ferne mit angesehen. Übrigens kam es damals zu Protesten seitens der Bevölkerung, da man um das Denkmal fürchtete. Tatsächlich ist nach der Sprengung ein Teil des Denkmalvorplatzes abgerutscht und später verkleinert worden. Ob in diesem Werk nur Kugellager gefertigt wurden kann ich nicht sagen. Damals jedenfalls sprach man auch von Fertigung der Panzerfaust und dem Panzerschreck. Neben der Freilichtbühne waren noch Jahre später große Haufen von Drehspänen zusehen“,


Fotos: © Lori, Jens & Steve (www.verborgene-orte.de/), die historischen Aufnahmen befinden sich vor Ort in einem Schaukasten

Quellen:

Unser Indider Olly (www.untertage-übertage.de/)

Jochen Bergmann „Der unterirdische Krieg an der Porta Westfalika“

© Team Bunkersachsen 2011 & 2014

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