In den kurzen Momenten abseits von Tod, Verstümmelung, Demütigungen, Dreck, Schlamm und Elend, hatten die Landser mitunter einen skurrilen Humor um das Kriegstreiben wenigstens für wenige Augenblicke zu überspielen. Ein Beispiel dafür ist die folgende Latrinenordnung, aufgeschrieben während der Kämpfe in Frankreich 1939.
Heeres Dv. 18090
Abtrittsvorschrift
über das Austreten im Jahr
vom 09. September 1939
Die Latrine besteht aus dem Pissoir und der eigentlichen Latrine 00
A.
Pissoir ist ein Standabtritt und besteht aus:
1. Laufrinne mit Ablaufrinne, Aufsatzstück
2. Spülrohr
3. Abzugsrohr mit Ablaufsieb
4. Teeranstrich
Die Laufrinne besteht aus einem emaillierten Eisenblech und dient zur Aufnahme und Ablenkung des Harnes. Sie ist nach dem auf der Seite befindlichen Abzugsrohr hin geneigt, um die Flüssigkeit ungehindert abfließen zu lassen. An der Wandseite der Ablaufrinne ist das Ablaufrinnen – Aufsatzstück angebracht. An seiner oberen Seite ist das durchlöcherte Spülrohr mit Spülrohrhalteschrauben befestigt. Das Abzugsrohr besteht aus Grauguss und leitet die Flüssigkeit zur Kanalisation ab. Es ist durch das Sieb verschlossen, um die durch den dauernden Durchlass der Harnflüssigkeit sich bildenden Gärabsatz aufzufangen. Der Teeranstrich dient zum Schutz der Wände gegen überspritzende Flüssigkeitsbestandteile, sowie gleichzeitig zur Vernichtung der beim Urinieren auftretenden Dämpfe.
Vorgang beim Urinieren
Das Urinieren geschieht grundsätzlich im Rühren. Beim Austritt des Gärens macht der Mann eine Achtelbewegung nach rechts und setzt zu gleicher Zeit den Fuß in die nun gewonnene Richtung etwa einen Schritt seitwärts um ein übermäßiges Bespritzen der Kleiderteile zu verhindern. Die Harnbahn ist eine gedachte, parabolisch gekrümmte Linie auf welcher der Harnstahl verläuft und welche die Abzugsrinne in Scheitelpunkt schneidet. Nach dem Urinieren steht der Mann kurz still und rührt dann wieder in die Tiefhockstellung nieder bis
Die Gesäßbacken mit den Sitzstücken übereinstimmen und eine gerade Linie bilden. Das Gewicht des Körpers ist gleichmäßig auf beide Sitzbacken verteilt. Der Oberkörper ist leicht nach vorn geneigt, die Ellenbogen ruhen triangelförmig auf dem weichen Muskelfleisch der Oberschenkel. Der Blick ist frei gerade aus gerichtet. Unter rührigem Ein- und Ausatmen drängt der Mann den Darminhalt ins Porzellanbecken. Während einer unverhofft eintretenden Spülung steht der Mann kurz auf und richtet sich im Rühren nach dem rechten Flügelmann aus. Hierbei tritt das Gesäß frei heraus, in sich gerade, ohne Einbiegung in den Hüften, um eine unnötige Luftverschmutzung der hinteren Kleidungsstücke zu vermeiden. Nach beendigter Ablage des Darminhalts macht der Mann im Sitzen eine Wendung nach halb links unter gleichzeitigem Anheben der ersten Gesäßhälfte, erfasst ein Reinigungspapier zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und führt diese mit mäßigem Druck gleitend durch die von weichem Muskelfleisch der Gesäßbacken gebildeten Einkerbung. Es ist dem Mann freigestellt, das Reinigungspapier von unten nach oben oder umgekehrt zu führen. Dieser Vorgang ist so oft zu wiederholen, bis das Reinigungspapier sauber erscheint. Nach dem Reinigungsprozess richtet sich der Mann auf, steht kurz still und rührt dann wieder.
Vorgang auf der Latrine
Während des Aufenthalts aus der Latrine ist es dem Mann verboten zu essen, zu schlafen, Besuch zu empfangen, sich hinzulegen oder Geschenke anzunehmen.
Die eigentliche Latrine ist ( im Gegensatz zum Pissoir ) ein Sitzabtritt und dient damit zur Ablage der festen Körperausscheidungsprodukte.
Es hat folgende Bestandteile:
1. Offene Mannschaftslatrine
2. Verschließbare Unteroffizierslatrine
3. Selbsttätige Spülvorrichtung
4. Entlüftungsanlage
5. Zubehör
Die offene Mannschaftslatrine und die verschließbare Unteroffizierslatrine bestehen aus dem trichterförmigen Porzellansitzbecken mit birnenförmiger Sitzausrüstung sowie dem Durchbruch zum Abzug der Exkremente. Auf dem birnenförmigen Sitzrand sind zwei hölzerne Sitzstücke angeordnet und mit je zwei Sitzstückhalteschrauben befestigt.
Die selbsttätige Spülvorrichtung 00/13 ist an der Decke der Latrine sichtbar angebracht und durch Rohrleitung mit dem eigentlichen ………. verbunden. Die bewirkt das Durchspülen in regelmäßigen Abständen. Die Entlüftungsanlage dient zur Ableitung der bei der Darmentleerung entstandenen, leicht explosiven Giftgase. In den Latrinen ohne Entlüftungsanlage ist daher das Rauchen sowie das Umgehen mit offenem Feuer verboten.
Das Zubehör besteht aus einem eisernen Ofen 08/15, der Latrinenreinigungsbürste und dem Reinigungspapier.
Letzteres muss stets in der dem Bedürfnis entsprechenden Menge vorhanden sein und zur besseren Handhabung in DIN – Format sauber geschnitten sein. Es ist als Verbrauchsmaterial anzusehen.
Vorgang bei der Darmentleerung
Die Darmentleerung geschieht grundsätzlich im Sitzen. Zunächst lässt sich der Mann unter gleichzeitigem Anheben der Hinteren Kleidungsstücke
Aufgeschrieben vom Unteroffizier & Geschützführer des Heeres (Div.), Karl G. aus Pausa,
im September 1939 in Frankreich.