Freitag 23. Mai 2014 Zeitgeschehen Freie Presse
Das Thema: Feldpost im ersten Weltkrieg
Lebensader in die Heimat
Briefe und Karten waren vor 100 Jahren für viele Familien die einzige Möglichkeit, Kontakt zu halten. Entsprechend wichtig war die Feldpost. Leser haben der „Freien Presse“ nach einem Aufruf tausende Dokumente geschickt – entstanden ist daraus eine Serie, die am Montag beginnt.
Feldpost (17) Diese Ausgabe der "Freien Presse" habe ich leider verpasst
Feldpost (18)
Nicht so reinlich als wie beim Sachsen
14. Okt. 16, Liebe Eltern u. Geschw!
Die Augen Station ist ins 16 Armeecorps verlegt da ist es aber nicht so schön als wie im XIX dann das 19 A.K. Ist sächsisch als 16 preussisch da geht es nicht so reinlich zu als wie beim Sachsen. Ich kann schlecht sehen denn weil ich schlecht sehe es ist noch nicht viel Besserung eingetreten, eher verschlimmert. Seid so gut und schickt mir ein kleines Paket ab. Der Inhalt soll sein ein Taschenmesser ein paar Kuttenknöpfe Sicherheitsnadeln und ein Pf Würfelzucker. Seid so gut u. Schickt es so bald wie mögl. ab.
Die Augen sind vom Gas bös geworden es ist nichts hinein gefallen. Ich kann kaum sehen.
Auf Wiedersehen und gegrüßt aufs herzl.
Richard
Es ist ein Elend. Ich schreibe Euch sof. Wenn ich Paket erhalten habe.
Richard
Drei Tage später schrieb er einen weiteren Brief an Eltern und Geschwister in Freiberg.
Nourath, 17/X 1916, liebe Mutter!
Habe vorhin gleich deinen Brief erhalten, da wird wohl der Vater auch bald eingezogen werden.
Ich möchte dich bitten mir 10 Mark Geld zu zusenden, denn ich habe kein Geld mehr. Daß kannst du ruhig in einen Brief hinein stecken. Nimmst 1 10 Mark Schein von meinem Geld weg denn ich habe keins mehr. Der Brief kommt schon an. Adr. Feld-Laz. 4 19 A.K. Station 3. Ich hebe immer Durchfall und da kaufe ich mir immer 1 Tafel Schokolade. Das hat immer geholfen also sei so gut da brauchst du nicht erst auf der Post einzahlen steckst einfach mit in Brief den Zahnmarkschein. Hoffentlich habe ich es am 12/X denn die Briefe gehen nicht lange. Ich habe ein Gesichte Ausschlag. Du kannst garnicht glauben was für Leut gibt, die eingezogen sind wie der alte Emil.
Zur Post:
Die sind zwei weitere Briefe, die der Soldat Richard Swobota an seine Eltern in Freiberg schrieb. Im Oktober 1916 liegt er mit einer Augenverletzung im Feldlazarett.
An die „Freie Presse“ eingeschickt hat die Briefe Richard Swobotas Neffe R. Mehner.
Die historische Schreibweise wurde bei der Übertragung beibehalten.
Feldpost (19)
Die Briefe ruhig in den Ofen stecken
Sternay, 8. Nov. 1916
Liebe Eltern u. Geschw!
Eueren Brief vom 5. Nov. heute am 8. Nov. erhalten. Hast du denn nun die Pakete und die 10 Mark wieder zurück ich habe nichts bekommen am 5. Nov. da kannst du sehen, wenn du das Geld im Briefe getan hättest, so hättest du es schon wieder zurück. Na, es wird schon wieder zurück kommen. Am 28. Nov. ( da der Brief vom 8. November datiert ist, ist sicherlich der 28. Oktober gemeint, A.F.-TB) wurde das Feldlaz. In Nouarth aufgelöst und da sind wir weiter zurück (...)gebracht worden nach Kriegs-Laz. Sternag. Sternay (Stenay, d. Red.) bis an die Grenze Deutschland's sind es noch 12 km. Strenay ist noch französisch. … Was macht denn der Vater in der Fabrik? Ich habe hier immer wieder eine Nadel bekommen, in das linke Auge, wegen dem tränen des Auges. Der Tränenkanal war verstopft. Schmerzen hab ich keine mehr. Die Augenwimpern sind mir wieder rausgerissen worden habe keine Augenwimpern mehr am linken Auge. Ich gedenke noch 8 Tage hier zu bleiben.
Ich schreibe Kriegs-Lazareth weil es kein Feld-Laz. ist. Ein Feld-Laz. Ist klein. Kriegs-Laz. Ist ein größeres hinter dem Front Lazareth. Bitte schreibe mir wenn du diese Pakete und das Geld wieder zurück hast. Ob ich wieder mein Truppenteil zurück komme, bei die 102 weiß ich nicht. Ich kann auch in ein Rekr. Depo kommen, vorläufig bin ich noch im Lazareth. Nächsten Sonnabend bin ich schon 6 Wochen im Lazareth. Ich gedenke, daß dieses Jahr noch Friede wird. Hier ist das Gespräch, daß Rußland u. Deutschland Friedens Verhandlungen führten. Wünsche Euch viel Glück zu euerm Ein- u. Auszuge. Die Adr. schreibe ich das nächste mal Bahnhofstraße 62 wohnt ihr da unten oder?
Was habt ihr da im Bereich alles?
Auf Wiedersehen grüßt Euch
Euer Richard
Ihr braucht die Briefe nicht auf zuheben, könnt sie ruhig im Ofen stecken.
Zur Post:
Ein weiterer Brief den Richard Swobota an seine Familie nach Freiberg schickte.Der Soldat lag nun schon seit mehreren Wochen in Frankreich im Lazarett – mit einer Augenverletzung, die er sich, wie er vermutete, durch Giftgas zugezogen hatte. An die „Freie Presse“ eingeschickt hat die Briefe Richard Swobotas Neffe R. Mehner.
Die historische Schreibweise wurde bei der Übertragung beibehalten.
Feldpost (20)
Urlaub kann ich nicht einreichen
1. Dezbr. 1916 Liebe Eltern u. Geschw! Teile mit, daß ich immer noch die alte Stellung hier halte. Heute sind es schon 9 Wochen, das ich im Lazarett bin. Hier hielt ich aus, bis zu Pfingsten wenn es an ginge. Ist denn das Geld zurück? Habt ihr denn Nachricht vom Karl wieder? Was sagt denn der Großvater, wenn der Vater nicht mehr hinaus kommt. Auf glückl. Wiedersehen grüßt Richard
5. Dezember 1916. Liebe Eltern u. Geschw! Teile mit, daß ich bis heute noch im Lazarett bin, heute habe ich vom Karl einen Brief erhalten. Er schreibt, daß er Urlaub kann. Schreibt mir es bitte wenn er angekommen ist. Ich werde wohl in den nächsten Tagen entlassen werden.
Auf ges. Wiedersehen grüßt herzl. Richard
7. Dezember Habe heute Euren Brief erhalten. Mit der Wäsche sieht es bei mir jetzt noch so halbwegs aus. … Wir haben hier Krankensachen an, wie die Verwundeten hier sind auch Schwestern im Laz. Liebesgaben habe ich noch keine bekommen. Urlaub kann ich nicht einreichen.
Die Maria kann Butter abschicken, vielleicht bin ich noch hier, wenn die Butter zum Geburtstag ankommen soll, so müßte sie das Paket mindestens schon am 6. Dez. aufgegeben haben.
Ich glaub auch nicht, daß der Krieg in diesem Jahr noch alle wird, da hat die Zungnickel auch nicht recht. Werde Euch schreiben, wenn ich fort komme hier.
Karl schreibt mir, wenn ich Geld brauche, so sollte ich ihn nur schreiben.
Zur Post:
Soldat Richard Swobota liegt mit einer Augenverletzung, die er sich offenbar durch Giftgas zugezogen hat, in Frankreich im Lazarett. Urlaub nehmen und somit seine Familie in Freiberg besuchen kann er aber nicht. An die „Freie Presse“ eingeschickt hat die Briefe Richard Swobotas Neffe R. Mehner.
Die historische Schreibweise wurde bei der Übertragung beibehalten.