Freitag 23. Mai 2014     Zeitgeschehen     Freie Presse
Das Thema: Feldpost im ersten Weltkrieg

Lebensader in die Heimat
 

Briefe und Karten waren vor 100 Jahren für viele Familien die einzige Möglichkeit, Kontakt zu halten. Entsprechend wichtig war die Feldpost. Leser haben der „Freien Presse“ nach einem Aufruf tausende Dokumente geschickt – entstanden ist daraus eine Serie, die am Montag beginnt.


Feldpost (7)

Bitte sendet mir 1-2 Paar Fußlappen

Westen 12.1.1917
Lieber Fritz!
Ihr habt bis jetzt mir noch nicht geschrieben, ob Ihr die 7 Mark von Graudenz wieder zurückerhalten habt. Wir liegen jetzt in einer schönen Gegend, Berge u. Täler, Wälder u. Felder. Die Gegend gefällt mir außerordentlich, auch hört man früh, vormittags und abends seit dem 22.8.16 wieder einmal Kirchenglocken läuten, da denkt man an daheim, aber man freut sich. Bitte schreibt bald mal wieder. Mit bestem Gruß Dein Vater.



Und drei Tage später....


Bitte sendet mir sobald wie möglich in 1 Pfund Paket 1-2 Paar Fußlappen von den die ich zu Hause geschickt habe, aber keine solchen dünnen, es können auch paar Strümpfe dabei sein. Auf Pakete mit etwas zu essen lauere ich aber auch. Ich wollte doch mal ein großes Paket haben, es wird aber wohl besser sein, Ihr schickt mir kleine Pakete, bis jetzt habe ich alle bekommen.
Auf Wiedersehen.
Mit Gruß Dein Vater


 

 

Zur Post:
Diese Karte schrieb Martin Schneider, Jahrgang 1874 und gelernter Tüllweber, an seinen Sohn Fritz. Dieser, geboren 1898 in Augustusburg, wurde im ersten Weltkrieg auch noch zum Militär gezogen. Die Schriftstücke hat H. Schneider, Enkel von Martin und Sohn von Fritz Schneider, der „Freien Presse“ gesandt. Er mußte im zweiten Weltkrieg an die Front und verlor da seinen Arm. Er wurde Lehrer und lebt heute als Rentner in Augustusburg,

 

Feldpost (8)

Mit dem Essen komme ich schlecht aus

Westen 19.3.1917

Lieber Fritz!

Deinen Brief mit den beiden Beilagen habe ich erhalten und danke Dir freundlichst dafür. Hier ist das schönste Frühlingswetter. Wie es mit dem Urlaub wird, daß müßen wir ruhig abwarten. Ich will auch garnicht viel zu essen von euch haben, aber ich dachte jede Woche 3 Dreierbrödchen oder soviel Brot von Wittigs, Von Dir, von der Mama und von der Ernestine, da käme Jedes alle 4 Wochen nur 1 mal dran, denn mit dem Essen komme ich schlecht aus, weil ich eben etwas stark esse. Dafür kann ich aber auch mehr leisten, dafür fällt mir auch der Dienst nicht so schwer wie meinen anderen Kameraden. Mit dem Reißig mag sich die Mama in acht nehmen, es ist gut, wenn sie sich die Zeiten vorsieht.

Mit Gruß Dein Vater

 

Zur Post:
Diese Karte schrieb Martin Schneider, Jahrgang 1874 und gelernter Tüllweber, an seinen Sohn Fritz. Dieser, geboren 1898 in Augustusburg, wurde im ersten Weltkrieg auch noch zum Militär gezogen. Die Schriftstücke hat H. Schneider, Enkel von Martin und Sohn von Fritz Schneider, der „Freien Presse“ gesandt. Er mußte im zweiten Weltkrieg an die Front und verlor da seinen Arm. Er wurde Lehrer und lebt heute als Rentner in Augustusburg,

 

Feldpost (9)

Hier haben wir keine Waschgelegenheit

Palmsonntag d. 1.4.17

Lieber Fritz!

Hierdurch teile ich Euch mit, daß von heute ab meine Adresse Königl. Sächs. Landwehr-Grenadier-Regim. No. 100 11 Komp. Lautet. Bitte sendet mir sofort ein paar alte Cord- oder Sammetpantoffeln von der Mama oder Ernestine, aber keine Filzpantoffeln, ich werde sie mir schon vorrichten. Auf Wiedersehen, grüße Ernestine. Dein Vater

 

Ostern, d. 8.4.17

Lieber Fritz!

Jetzt habe ich mehr Zeit zum Schreiben als im Rekrutendepot. Hier hat man auch ein feineres, selbständigeres Leben und wird von allen mit einem anständigen Ton angeredet, obwohl ich stets vernünftig behandelt worden bin. Gestern waren wir baden in einem Nachbardorf, damit wir wenigsten wissen, daß Ostern ist. Denn hier haben wir keine Waschgelegenheit. Unseren Kaffee, Brot, Mittagessen müßen wir ½ Std. weit herholen. Hier liegt der Feind … so weit davon, daß wir noch keinen zu sehen bekamen. Mit Gruß Dein Vater

 

Zur Post:
Diese Karte schrieb Martin Schneider, Jahrgang 1874 und gelernter Tüllweber, an seinen Sohn Fritz. Dieser, geboren 1898 in Augustusburg, wurde im ersten Weltkrieg auch noch zum Militär gezogen. Die Schriftstücke hat H. Schneider, Enkel von Martin und Sohn von Fritz Schneider, der „Freien Presse“ gesandt. Er mußte im zweiten Weltkrieg an die Front und verlor da seinen Arm. Er wurde Lehrer und lebt heute als Rentner in Augustusburg,

 

 

Quelle: Freie Presse

 

Team Bunkersachsen 2014

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