Freitag 23. Mai 2014 Zeitgeschehen Freie Presse
Das Thema: Feldpost im ersten Weltkrieg
Lebensader in die Heimat
Briefe und Karten waren vor 100 Jahren für viele Familien die einzige Möglichkeit, Kontakt zu halten. Entsprechend wichtig war die Feldpost. Leser haben der „Freien Presse“ nach einem Aufruf tausende Dokumente geschickt – entstanden ist daraus eine Serie, die am Montag beginnt.
XIV. Sergeant Ottokar Päßler 1883. Verstorben 1964
Feldpost (70)
Es ist allemal eine große Last von Herzen
Herrn Ottokar Päßler,
Segeant u. Hoboist
19 Armeekorps
10 Infantrieregiment Nr. 134
40 Division, 2 Bataillon
5 Kompagnieführer
Mein lieber Ottokar!
Heute nach 13 Tagen deine liebe Karte dankend erhalten. Es ist allemal eine große Last von Herzen, aber unterdessen kann schon wieder viel passiert sein. Man muss eben immer auf Gott vertrauen. Hoffentlich hast du inzwischen das kleine Paketchen erhalten, ein größeres ist noch unterwegs. Das kleine ist am 15. Oktober, das große am 27. November aufgegeben worden. Nun wird es wohl nichts sein mit den Feiertagen zu Hause zu sein. Ich mache nun auch nicht eher nach Plauen bis ihr du und Ernst wiederkommt. Gott geb es, dass es recht bald ist. Gestern war es sechs Wochen, dass unser Bruder fort ist, ich hatte es dir wohl schon geschrieben, es ist in Rethel Frankreich. Seine Adresse ist: Ernst Schneider, Sanitäter, 4 Zug, (…). Bitte schrieb ihm mal, er freut sich drauf.
Sei aufs Herzlichste gegrüßt von deiner Tante.
Gott gebe euch Kraft und Mut dass ihr die Feiertage gesund verlebt.
Zur Post:
Das ist eine Karte an Sergeant Ottokar Päßler. Er war Jahrgang 1883 und stammt aus Lobsdorf bei Freiberg. Er hatte gelernt, Waldhorn zu spielen. In jungen Jahren, noch vor dem Krieg, trat er als Berufsmusiker in den Militärdienst ein. Er wurde ein sogenannter Hoboist, ein Angehöriger eines Musikkorps. In Kriegszeiten wurden die Musikkorps als Sanitätszüge eingesetzt, und so wurde auch Sergeant Päßler Sanitäter. „Er hat mir berichtet, wie er Verwundete vom Feld holte“. Sagt sein Enkel, R. Eichhorn. Dieser hat die Post der „Freien Presse“ geschickt.
Feldpost (71)
Sonnabend haben wir Königsparade
Lille, 11.1.15
Meine liebe Annel
u. gutes Lenchen!
Gestern habe ich den lieben Brief vom 5. erhalten u. mich tüchtig darüber gefreut. Ich schreibe Dir jedenfalls morgen einen. Sonnabend haben wir Königsparade u. Montag geht es vielleicht wieder fort. Umstehend könnt Ihr Euch mal einen Begriff von einer Granate großen Kalibers machen. Sonst geht es mir noch gut.
Von Euch u. allen Lieben Daheim auch hoffend, verbleibe ich mit vielen Grüßen u. Küssen
Euer Euch liebender Papa.
Ouesnoy, den 4.5.15
Meine liebe Anne u. Gutes Lenchen! Viele herzliche Grüße aus Flandern sendet Euch Euer lieber Papa.
Viele Grüße an die Eltern u. Geschw.
Zur Post:
Bilder sagen mehr als Worte. Das mag sich Sergeant Ottokar Päßler gedacht haben, als er die beiden Karten an seine Frau Annel und Tochter Lenchen schickte. Er, Jahrgang 1883, konnte Waldhorn spielen. Noch vor dem Krieg, trat er als Berufsmusiker in den Militärdienst ein. Er wurde ein sogenannter Hoboist, ein Angehöriger eines Musikkorps. In Kriegszeiten wurden die Musikkorps als Sanitätszüge eingesetzt, und so wurde auch Sergeant Päßler Sanitäter. „Er hat mir berichtet, wie er Verwundete vom Feld holte“. Sagt sein Enkel, R. Eichhorn aus Plauen. Dieser hat die Post der „Freien Presse“ geschickt.
Feldpost (72)
Mit Gewalt zieht es einem heim
Quesnoy, den 27.4.15
Meine liebe Anne
und gutes Lehnchen!
Sende auch heute einen „guten Morgen“ mit meinem Bilde. Hoffentlich gefällt es euch, wir haben jetzt herrliches Frühlingswetter, über alle grünt und blüht es. Mit unwiderstehlicher Gewalt zieht es da einem heim zu seinen Lieben, zum trauten heimischen Herd. Gestern kam auch Holzmüller wieder, auf dein lieber Brief vom 22. bis in meinen Besitz.
Mit vielen tausend Grüßen und Küssen verbleibe ich
Euer Papa
Im Felde 14-15
Mein liebes Annel!
Gestern habe ich auch deinen Brief und das Paket mit Kuchen erhalten.
Meine Freude war sehr groß. Der Kuchen ist dir sehr gut gelungen und schmeckt ausgezeichnet. Brief folgt.
Tausend Grüße und Küsse von deinem Ottokar
Kriegsbilder aus Flandern 19114 - 15
Zur Post:
Zwei Karten von Sergeant Ottokar Päßler. (Foto mit Reichsflagge). Er konnte Waldhorn spielen. Noch vor dem Krieg, trat er als Berufsmusiker in den Militärdienst ein. Er wurde ein sogenannter Hoboist, ein Angehöriger eines Musikkorps. In Kriegszeiten wurden die Musikkorps als Sanitätszüge eingesetzt, und so wurde auch Sergeant Päßler Sanitäter. „Er hat mir berichtet, wie er Verwundete vom Feld holte“. Sagt sein Enkel, R. Eichhorn aus Plauen. Dieser hat die Post der „Freien Presse“ geschickt. Eichhorn ist der Sohn von Lehnchen.
Bei der Übertragung der Briefe wurde die historische Schreibweise weitestgehend beibehalten.