Die Gasometer von Leipzig
Kurze historische Leipziger Gasgeschichte Bereits 1836 beschloss der Rat der Stadt Leipzig den Bau einer Gasbeleuchtungsanstalt und beauftragte damit Rudolf Blochmann. Nach nur einem Jahr Bauzeit ging am damaligen Rand der Stadt am Gerbertor 1838 das Gaswerk I in Betrieb. 1840 versorgte es bereits 877 öffentliche Flammen (Gaslaternen) und 1 100 Gasflammen von Privatkunden wie Messehäusern, Hotels und Gaststuben. Auf Grund der erhöhten Anforderungen in der Gasmenge wurde das Gaswerk 1860 umgebaut und erweitert. Doch schon bald erforderte der weiterhin steigende Gasbedarf der Leipziger eine leistungsfähigere Gaserzeugung. 1881 beauftragte der Rat der Stadt Georg Wunder mit dem Bau des Gaswerk II. Dieses ging 1885 am Standort Richard – Lehmann – Straße in Betrieb. In den Jahren 1885, 1890 und 1910 wurden auf dem Gelände unter Stadtbaudirektor Hugo Licht Gasometer errichtet. Diese dienten als Speicher für den schwankenden Absatzbedarf der Gasmenge. Darüber hinaus sorgten sie für den Druckausgleich im nachfolgenden Rohrnetz. Im Jahr 1929 wurde das Gaswerk I stillgelegt und das Gaswerk II zum Zentralgaswerk ausgebaut. Die Tageshöchstleistung des voll ausgebauten Werkes erreichte nun ca. 120 000m³ Gas. Bis 1977 war das Zentralgaswerk in Betrieb. Mit der kompletten Versorgung Leipzigs über Ferngas der damaligen DDR wurde die Erzeugung von Stadtgas eingestellt. Das Gaswerk und seine Gasometer verloren damit ihre Funktion. Die baulichen Hüllen der Gasometer sind heute einzigartige industrielle Baudenkmäler.
Hintergrund Zur Bauzeit des Gaswerk I in Leipzig (um 1836)verfügten damals führende Industrienationen wie England und Frankreich bereits über eine gut ausgebaute Gasversorgung. Da man sich jedoch unabhängig entwickeln wollte, entschloss man sich in Leipzig dafür, den Bau des Gaswerks ohne ausländische Know-how zu realisieren. Hierbei stellte vor allem die Errichtung und Funktionsweise der Gasbehälter eine große Herausforderung dar. Wissenswertes Das Dach des großen Gasometers in der Richard – Lehmann – Straße wurde mit einer Gitternetzkonstruktion aus Walzprofilen mit einer aufgesetzten Laterne erbaut. Auf der Profilstahlkuppel war eine vollflächige Holzschalung angebracht. Das Dach hatte ursprünglich eine Schindeleindeckung. Die Hülle war aus einem Ziegelmauerwerk mit Klinkersteinen errichtet. Die 125 Stahlrahmenfenster erhielten eine Einfachverglasung. Aufbau und Funktionsweise der Gasometer Gasometer Die Bezeichnung Gasometer – im Sinne des Gasbehälters wurde erstmals von einem französischen Chemiker Namens Antoine Laurent d Lavoisier verwendet. Bereits 1789 gelang ihm die Entwicklung eines Behälters, der sich zur Speicherung von Gasen eignete. Das Gas wurde durch Rohrleitungen in das Innere des Behälters geleitet. Hier befand sich die Glasglocke. Behälter mit größerem Fassungsvermögen wurden stets mit mehrteiligen Glocken ausgeführt. Die Glocken schoben sich wie ein Teleskop aus- und ineinander. Die einzelnen Hackenteile griffen hackenartig ineinander und schöpften selbständig das Absperrwasser aus dem Absperrbecken (Bassin). Die Hubteile hatten am untersten Rand eine nach außen liegende Tasse, in welche der Hacken des nächsten Hubes griff. Beim Ansteigen des inneren Hubteils wurde der Hacken somit angehoben und sorgte für die Abdichtung. Ummantelung der Gasometer Auf dem Gelände des ehemaligen Zentralwerkes in der Richard – Lehmann – Straße waren zu den Glanzzeiten des Werkes vier Gasometer in Betrieb. Drei von ihnen erhielten eine bauliche Hülle, sprich Ummantelung. Ummantelte Behälter boten den Vorteil, dass das Wasser in den Becken und Tassen auch bei großer, anhaltender Kälte kaum einer Heizung bedurften. Der Bau ummantelter Behälter war gegenüber den freistehenden Behältern allerdings wesentlich kostspieliger und zeitintensiver. Beim Bau des vierten Gasometers wurde dann auf eine Ummantelung verzichtet. Heute stehen die baulichen Ummantelungen unter industriellem Denkmalschutz. Der große Gasometer – Daten, Fakten und mehr Hätten Sie es gewusst? Die Gebäude, die heute umgangssprachlich als Gasometer bezeichnet werden , heißen streng gesehen Gasbehälter. Das Wort „Gasometer“ bezeichnet ursprünglich nur das Messgerät, welches den Füllstand des Gasbehälters anzeigt. Die Anzeige dieser Messuhr war zur Kontrolle sehr groß und weit sichtbar an der Außenhülle der Gasbehälter angebracht. Sanierungsarbeiten Der Gasometer befindet sich heute im Besitz der Stadtwerke Leipzig. Um das Denkmal nicht dem Verfall preiszugeben, entschloss man sich 2002 zum ersten größeren Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen. Dabei wurde das Kuppeldach, die Fenster sowie Teile der Außenanlage saniert. Zur Erhaltung und weiteren Nutzung des Industriedenkmals wurden 2004 / 2005 weitere Sanierungsarbeiten vorgenommen. Hier lag der Schwerpunkt auf der Entsorgung von Teerrückständen am Fussboden. Der Gasometer erhielt einen neuen geebneten Boden, ausgestattet mit einer Fußbodenheizung. Der große Gasometer in Zahlen Baujahr: 1910 Höhe Mauerwerk: 30,00m Dicke Mauerwerk: 1,17m Höhe Laterne: 49,40m Außendurchmesser: 56,49m Anzahl der Fenster: 125 Gasvolumen max.: 54 000m³ Gerüstbau - Fertiger Bau des äußeren Gerüst des Gasometer II. 1909, Gelände Richard – Lehmann – Straße Basisaushub - Schwerstarbeit beim Aushub des Bassin, Gasometer III, 1888, Gelände Richard – Lehmann – Straße Innenbau - Fertige Aufmauerung der baulichen Hülle, Gasometer 1, Gelände Richard – Lehmann – Straße Bau Kuppeldach - Das Kuppeldach wurde am Boden komplett zusammengesetzt, Gasometer 2, Gelände Richard – Lehmann – Straße Aufzug des Kuppeldach - Vollendeter Aufzug des Kuppeldachs Gasometer 2, Gelände Richard – Lehmann - Straße
Quelle: Historische Fotos und Informationen auf Schautafeln im Gasometer
Anno 2014
„Die Einäscherung Dresdens, 1945, die Völkerschlacht bei Leipzig 1813: Epische Inszenierungen geschichtlicher Großereignisse in Form von Panoramabildern lassen die Zuschauer mit allen Sinnen teilhaben. Der persische Sachse Yadegar Asisi hat eine alte Kunstform wiederbelebt. Gänsehaut garantiert.“ „Anlässlich des Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig wurde 2013 ein riesenbild der Geschehnisse des 19. Oktober 1813 feierlich enthüllt. Am Abend jenen Tages schrieb der Zeitzeuge Friedrich Rochlitz in sein Tagebuch: „Diese Stunden – o diese Stunden, lohnend für tausend Drangsale, beschreibe wer kann,! Wo soll ich anfangen auch nur mit dem was ich selbst gesehen habe, selbst erfahren,; wo enden?“ Entsprechend lautet der Titel des neuen Riesenkunstwerkes „Leipzig 1813 – In den Wirren der Völkerschlacht“. Das überdimensionale Werk zeigt die Straßen Leipzigs, verstopft mit zerschlissenen Bagagewagen, Schutt, Soldaten und deren Pferde inmitten des unüberschaubaren Chaos. Zwischen umgestürzten Kutschen liegen Verwundete, Rauch und Feuer überall. Die farbigen Uniformen sind staubbedeckt und rußgeschwärzt, die Fassaden der stolzen Bürgerhäuser der Messestadt von Einschüssen übersät. Ein Dachstuhl wurde von einer Kanonenkugel aufgerissen. Lichtbildkunst und Panoramamalerei werden im Panometer eindrucksvoll vereint. Mit Requisiten und Tieren wurden zahlreiche Tableaux vivants gestellt, fotografiert und später dann in die Kulissen eingearbeitet. Der Betrachter schaut durch die Brille des Zivilisten, der zum zeitzeugen, zum involvierten Beobachter und Opfer der Weltgeschichte wird. Sein Blick schweift von der Thomaskirche auf der einen Seite in das Umland mit den brennenden Dörfern der Walstadtt. Davor liegen die lieblichen Gärten der Vorstadt mit französischen Baumhecken und einer Brücke im Stil Palladios. In einer anderen Richtung erstreckt sich die enge Dachlandschaft der Innenstadt. Hinter den neugierigen Bürgern, die scheu aus den Fenstern lugen, stehen noch die kaffeetassenauf den groben Holztischen. Gefechtseinheiten sind vor den Arkaden des Renaissance – Rathauses von Hieronymus Lotter in Stellung gegangen. Und vor dem königlichem Amtshaus staut sich ein gutes Duzend französischer, teils zerstörter Kutschen. „Maison S. M. I’Empereur“ steht auf einer Plane. In einem aufklaffenden Dachgestühl ist ein Zeichner des Geschehens aus der Vogelperspektive zu sehen, vermutlich ein Selbstporträt des Künstlers Asisi. Die Wetterseite der Dächer der großen Kirchenschiffe zeigen sich bemoost. Nachts werfen sie einen weiten Schatten über die Fassade des gegenüberliegenden Amtshauses. In Abständen von Minuten verändert sich die Beleuchtung. Die Farben schwinden und zuletzt sind nur noch die Lagerfeuer der Biwaks und die lodernden Brände zu sehen.“ Yadegar Asis wuchs als Exilant in Halle/Saale und Leipzig auf. Sein Vater, ein kommunistischer persischer Offizier, war auf Befehl des Schahs Persiens hingerichtet worden. Sebastian Hennig Quelle: COMPACT – Magazin für Souverenität. Ausgabe 6/2015 „Mitten im Feuersturm“
Schlachtszene zur Völkerschlacht im Panometer
Im Innern des Gasometers
Getippt: Axel - Fotos: © Axel - Team Bunkersachsen 2015
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