Georg Trakl
3. Februar 1887 – Verstorben am 3. November 1914

Nachruf auf Georg Trakl

Melancholischer Sprachmagier

Er hatte einem unbändigen Drang zur Selbstzerstörung. Am 3. November vor 100 Jahren starb das Lyrikgenie Georg Trakl.



Von Ulf Heise - Auszüge
„Zwanzigtausend Kronen spendete Ludwig Wittgenstein dem Dichter Georg Trakl im Sommer 1914. Der Philosoph, der aus einer schwerreichen Industrieellendynastie stammte, bewunderte die Arbeiten des Expressionisten, die in einer Auswahl im legendären Kurt Wolf Verlag erschienen waren: „Ich verstehe sie nicht, aber ihr Ton beglückt mich. Es ist der Ton der wahrhaft genialen Menschen““.

„Trakl kam 1887 als viertes von sechs Kindern eines Salzburger Eisenwarenhändlers zur Welt. Die geschäftlichen Gewinne des Vaters gestatteten der Familie Luxus. Um den Haushalt kümmerten sich diverse Dienstboten. Daneben gab es eine Gouvernante, die Georg Französisch beibrachte, das er fließend beherrschte. Früh begann der Junge Bücher zu verschlingen. Besonders die Werke von Außenseitern mit einem Hang zur Selbstzerstörung fesselten ihn“.

„Schon als Halbwüchsiger konsumierte er regelmäßig Chloroform, um sich in Betäubungszustände zu versetzen. Später benebelte er sich mit Opium um Morphium. Außerdem rauchte er stark und frequentierte Bordelle. Häufig litt er nach Exzessen an schweren Nervenkrisen. Trotzdem gelang es ihm, ein Studium der Pharmazie an der Wiener Universität zu absolvieren. Mit dem Examen in der Tasche durfte er den Titel Magister führen“.

„Je öfter Trakl in mentalen Miseren versank, desto grandiosere Strophen schuf er. Die Krankheit fachte seine Kreativität an“.

„Im Atelier des Malers Max von Esterle kleckste Trakl 1913 ein Selbstporträt, auf em er einen Teufel ahnelte. Bald darauf zog er als Leutnant mit einer Sanitätskolonne in der Ersten Weltkrieg. Das Elend auf den Schlachtfeldern überbot sein Vorstellungsvermögen. Der Publizist Otto Basil schildert eine für den Autor traumatische Szene: „Einer, den ein Schuss in die Blase getroffen, jagte sich vor Trakls Augen eine Kugel durch den Kopf – blutige Gehirnteile klebten an der Wand“. Dieses Bild brannte sich ein, warf den labilen Poeten endgültig aus der Bahn. In einem Krakauer Spital schluckte der 27 -jährige am 03.11.1914 eine Überdosis Kokain“.     

Quelle: Freie Presse 30.10.2014 – Auszüge mit Foto

 

Die „National – Zeitung“ widmete sich unter der Rubrik „Würdigung“ ebenfalls dem außergewöhnlichen Dichter

Dichter der Schwermut
Vor 100 Jahren starb mit Georg Trakl einer der bedeutendsten Vertreter des Expressionismus

 

„An den Schrecken des Krieges zerbrach dagegen der Expressionist Georg Trakl, der zu Beginn des Krieges als Militärapotheker ins österreichische Heer einberufen wurde, um nur wenige Monate später in einem Lazarett am galizischen Kriegsschauplatz einen Nervenzusammenbruch zu erleiden.
In einem einzigen Gedicht, „Grodno“, benannt nach jener Stadt nahe Lemberg, in der er hilflos mitansehen musste, wie fast einhundert seiner in den Kämpfen mit russischen Truppen schwerverwundeten Kameraden qualvoll zugrunde gingen, weil es an medizinischem Material und Medikamenten fehlte, verarbeitete er literarisch das Grauen des Krieges. Darin heißt es düster und unheilschwanger:

„Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden,
die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.“

„Grodek“ zählt zu den eindrucksvollsten Werken Trakls, und es war auch gleichzeitig sein letztes Gedicht. Nur drei Tage nachdem er es verfasst hatte, schied er in der Psychiatrie des Krakauer Garnisonsspitals durch eine Überdosis Kokain aus dem Leben – ob freiwillig oder unfreiwillig, ist ungeklärt. Das war am 3. November 1914, vor nunmehr einhundert Jahren.

„Spiegelbild eines verfluchten Jahrhunderts“

Siebenundzwanzig Jahre zuvor, am 3. Februar 1887, war Georg Trakl im barocken Salzburg als Spross einer böhmisch-donauschwäbischen Familie zur Welt gekommen. Er war das fünfte von sieben Geschwistern, sie alle wurden von eine Gouvernante erzogen. Seine Mutter war den Drogen verfallen und mühte sich, die bürgerliche Fassade aufrechtzuerhalten, der Vater war Inhaber einer Eisenhandlung.
Das humanistische Staatsgymnasium in Salzburg musste Trakl 1905 wegen schlechter Leistungen ohne Matura frühzeitig verlassen, dar Schulzeit schloss sich ein dreijähriges Praktikum in einer Apotheke an, wo er leichten Zugang zu allerlei Rauschmitteln hatte. Wie seine Mutter sollte er fortan exzessiv Drogen konsumieren. Ob sie die Ursache seiner schweren Depressionen waren oder ob er seine Depressionen mithilfe der Drogen bekämpfen wollte, lässt sich schwer sagen. Sicher ist, dass beides starken Einfluss auf  sein dichterisches Werk hatte.“

Alexander Frisch

Georg Trakl 1914 als k.u.k. Militär - Medikamentenakzessist, was dem Range eines Leutnants entspricht

Quelle: National - Zeitung 31.10.2014 „Würdigung“  – Auszüge mit Fotos



Abgetippt: Axel
Team Bunkersachsen 2014

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